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Kritik an Özil-Hochzeit mit Erdogan als Ehrengast

18. März 2019

Die Affäre um Mesut Özil und Recep Tayyip Erdogan bekommt eine Fortsetzung. Dass der Fußball-Profi den türkischen Präsidenten als Ehrengast zu seiner Hochzeit einlädt, ruft Kritik aus der deutschen Politik hervor.

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Erdogan mit Özil
Bild: picture-alliance/dpa/Presidential Press Service

Darf eine Person des öffentlichen Lebens zu ihrer Hochzeit einladen, wen sie möchte? Im Grunde schon, allerdings scheint das nicht zu gelten, wenn die Person des öffentlichen Lebens Mesut Özil heißt und es sich bei dem Eingeladenen um den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan handelt. Am vergangenen Freitag berichtete die türkische Tageszeitung "Hürriyet", der Mittelfeldstar des englischen Premier-League-Klubs FC Arsenal und seine Freundin Amine Gülse hätten Erdogan am Flughafen in Istanbul getroffen und ihn dabei zu ihrer Hochzeit im Sommer eingeladen. Erdogan solle dort sogar Ehrengast sein.

Der Vorfall ruft in Deutschland nun laute Kritik hervor, genau wie die letzten Meldungen, die es von Özil im Zusammenhang mit Erdogan gab. Der ehemalige deutsche Nationalspieler hatte im Vorfeld der Fußball-WM in Russland im vergangenen Sommer mit Fotos, die ihn und Erdogan gemeinsam zeigen, für ein Politikum und einen öffentlichen Shitstorm gesorgt. Gleiches war nach der WM passiert. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sowie DFB-Präsident Reinhard Grindel hatten nachgekartet und ihre Kritik an Özils schwacher Leistung bei der WM mit der Erdogan-Foto-Affäre in Zusammenhang gebracht. Der heute 31-jährige Özil war daraufhin unter lautem Getöse und erneut begleitet von etlichen negativen Kommentaren aus der Nationalmannschaft zurückgetreten

Zur Fortsetzung der Erdogan-Affäre äußerten sich bereits viele deutsche Medien, nun melden sich sogar Politiker zu Wort. So sagte zum Beispiel Kanzleramtsminister Helge Braun von der CDU bei einer von der "Bild"-Zeitung veranstalteten Talkrunde: "Das macht einen natürlich schon traurig, (...) dass das jetzt so weitergeht." Özil sei so lange Zeit Teil des DFB-Teams gewesen und bereits nach der Foto-Affäre vom Vorjahr habe er entsprechende Reaktion aus der deutschen Bevölkerung bekommen. "Ich glaube, das enttäuscht viele Fußballfans, mich natürlich auch", so Braun, der allerdings einschränkte: "Fassungslos ist nicht meine Kategorie, ich hätte mir das aber anders gewünscht." Özil sei als Fußballer schließlich eine "Symbolfigur", mit der sich Menschen identifizierten.

Kritik auch von der SPD

Aber nicht nur von konservativer Seite kommt Kritik: "Hab Özil damals verteidigt. Sein Satz: 'Ich bin Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ein Immigrant, wenn wir verlieren', hat mich so getroffen", schrieb die SPD-Politikerin und Staatssekretärin Sawsan Cheblisie am Freitag auf Twitter. "Was er nun macht, ist enttäuschend. Er ist Vorbild für Millionen junger Menschen. Finde es verantwortungslos", so Chebli.

Zuvor hatte sich bereits CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak geäußert, dabei aber offenbar nicht mitbekommen, dass Özil schon seit acht Monaten nicht mehr für den DFB spielt und auch kein deutscher Nationalspieler mehr sein möchte. Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union merkte Ziemiak zu Özils Hochzeits-Plänen an, dass ein deutscher Nationalspieler gegenüber Erdogan die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei hätte anprangern müssen. "Wer den türkischen Präsidenten als Ehrengast zu seiner Hochzeit einlädt, der für unser Land spielt, von dem erwarte ich schon, dass er, wenn die Rechte der Staatsangehörigen des Landes für das er spielt, in anderen Ländern nicht beachtet werden, dass man auch für das Land, für das man spielt und auch für seine Staatsangehörigen die Stimme erhebt, wenn man ein gutes Beispiel sein möchte." Damit erntete Ziemiak beim CDU-Nachwuchs kräftigen Applaus.

asz/sw (tz.de, spiegel-online, dpa, sid)