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Kriegsziel Wiederaufbau

Daniel Scheschkewitz6. Januar 2003

Die US-Regierung hat Medienberichten zufolge konkrete Pläne für den Wiederaufbau des Irak nach einer militärischen Invasion. Die Pläne sehen eine massive US-Militärpräsenz im Lande vor.

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US-amerikanisches Truppenmannöver nahe der irakischen GrenzeBild: AP

Nach Recherchen der "New York Times" wurde der Plan für den Wiederaufbau des Irak über Monate entwickelt. Dieses Vorhaben würde das umfassendste Engagement der USA in einem anderen Land seit der Besetzung Deutschlands am Ende des Zweiten Weltkriegs darstellen.

Frieden durch Umerziehung

Dem Plan zufolge bereitet sich das Pentagon auf eine militärische Besetzung des Irak für einen Zeitraum von mindestens anderthalb Jahren vor. Innerhalb dieser Zeit sollen US-Soldaten den Frieden überwachen, die Spitzen des irakischen Regimes verhaften und alle Massenvernichtungswaffen des Landes sicherstellen. Eine Zersplitterung des Irak soll notfalls mit militärischen Mitteln verhindert werden. Einer begrenzten Schar von Vertrauten Saddam Husseins, vor allem innerhalb der Justiz und des Geheimdienstes soll der Prozess gemacht werden. Der Rest der irakischen Regierung soll mit Umerziehungsmaßnahmen – wie sie auch in Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg angewandt wurden –reformiert werden. Eine zivile Verwaltung, möglicherweise von den Vereinten Nationen eingesetzt, würde den Wiederaufbau der irakischen Wirtschaft und der sozialen Infrastruktur organisieren.

Ölförderung für den Wiederaufbau

Irak Ölproduktion Ölraffinerie Erdöl Öl
Ölraffinerie im IrakBild: AP

Finanziert werden soll der Wiederaufbau hauptsächlich durch Einnahmen aus dem Verkauf irakischen Öls. Das Land ist nach Saudi-Arabien der größte Rohölexporteur der Welt. In US-Regierungskreisen legt man großen Wert auf die Feststellung, dass auch nach diesem Plan die irakischen Ölvorkommen Eigentum des irakischen Staates bleiben. Allerdings befürchtet man, dass Saddam Hussein versuchen könnte die irakischen Ölförderanlagen während eines Krieges aktiv zu zerstören. Um dies zu verhindern, will man die Ölanlagen schon zu Beginn eines militärischen Konflikts durch US-Militär schützen lassen.

Umsetzung noch in der Schwebe

Wie der Plan, der noch formalisiert werden muss, im Einzelnen genau umgesetzt werden wird, dürfte nicht zuletzt vom militärischen Verlauf einer US-Militärinvasion abhängen. Hier sind die Unwägbarkeiten naturgemäß groß. Vor allem die Dauer und Intensität des Widerstandes, mit dem sich das Regime gegen seine Absetzung zur Wehr setzen wird, lassen sich nur schwer einschätzen. Den ursprünglichen Plan, im Irak mit amerikanischer Hilfe schon vor einer Invasion eine Art provisorische Gegenregierung auszurufen, scheint man in Washington dagegen fallen gelassen zu haben. Offenbar hatte man die Schlagkraft der innerirakischen Opposition gegen Saddam Hussein in den USA überschätzt.