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Kriegsrhetorik an Israels Nordgrenze

26. Mai 2010

Beide Seiten betonen ihre friedlichen Absichten, trotzdem wird der Ton zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon immer schärfer. Die Angst vor einem neuen Krieg im Sommer wächst.

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Demonstraten im Libanon halten Plakate von Hisbollahführer Nasrallah hoch
Hisbollah-Führer Nasrallah stößt neue Drohungen gegen Israel ausBild: AP

"Wir sind in der Lage zuzuschlagen und werden nicht davor zurückschrecken." Mit diesen Worten warnte der Anführer der Hisbollah-Miliz im Libanon Sajjed Hassan Nasrallah den verfeindeten Nachbarn Israel. Falls Tel Aviv die libanesische Küste belagere, werde die Hisbollah ausnahmlos alle Schiffe mit Kurs auf Israel bombardieren - egal, ob es sich dabei um militärische, kommerzielle oder zivile Schiffe handele. Nasrallah sprach per Videoschaltung zu Tausenden von Anhängern anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des israelischen Abzugs aus dem Südlibanon.

Libanons Prmierminister Hariri trifft Obama
Libanons Premier Hariri will die Befürchtungen in Washington zerstreuenBild: AP

Israel probt den Ernstfall

Die Drohungen kommen mitten in der größten Zivilschutzübung in der Geschichte Israels. Vier Tage lang läuft die Aktion 'Wendepunkt 4', bei der alle möglichen Angriffsszenarien geprobt werden, auch angenommene Angriffe auf den jüdischen Staat mit hunderten von Raketen aus dem Libanon, Syrien und dem Gazastreifen gleichzeitig. Unter dem Heulen von Sirenen sollen die Bürger des Landes für zehn Minuten Bunker und Schutzräume aufsuchen. "Dies ist eine Routineübung, die seit langem geplant war", beruhigte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schon am Sonntag. "Israel strebe nach 'Ruhe, Stabilität und Frieden'".

Hisbollah Aktion vor Jahrestag
Direkt an der israelischen Grenze stellen Hisbollahanhänger ein Bild ihres Kriegshelden aufBild: AP

Angst vor einem neuen Krieg

Trotz der Beschwichtigungen wächst die Sorge über einen möglichen neuen Krieg zwischen Isreal und dem Libanon im Sommer. Vor kurzem erst hatte Israels Präsident Shimon Peres Syrien beschuldigt, der Hisbollah hochentwickelte Scud-Raketen geliefert zu haben. Diese haben eine große Reichweite und könnten ohne Probleme wichtige Ziele in Israel treffen. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die frühere Drohung der Hisbollah an Brisanz. Schon im Februar hatte die Miliz verkündet, man habe das Zentrum Tel Avivs und den Flughafen Ben Gurion im Visier - für den Fall eines israelischen Angriffs auf die libanesische Infrastruktur.

Kassam Rakete Israel
Gegen Raketenangriffe aus den Palästinensergebieten, Syrien oder dem Libanon will Israel ein neues Abwehrsystem bauenBild: picture-alliance/ dpa

Widersprüchliche Signale

Gleichzeitig betont auch die Hisbollah ihre friedlichen Absichten. Man wolle keinen Krieg mit Israel, sagte Scheich Nasrallah. Aber man wolle Israel auch nicht in Sicherheit wiegen. Mit Blick auf das großangelegte Zivilschutzmanöver des Nachbarstaates rief der Milizenführer Tel Aviv zu: "Macht ihr nur eure Übungen, aber wenn Raketen die besetzten Gebiete überziehen, werden wir sehen, wie euch diese Übungen weiterhelfen."

Autorin: Nicola Reyk (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Thomas Latschan