Kosovo-Serben uneins
17. Februar 2010Seit der Unabhängigkeit vor zwei Jahren könnten sich Serben im Kosovo wesentlich freier bewegen, die Lage sei deutlich entspannter, erzählt die Vertreterin der Serben in Zentralkosovo Rada Trajkovic. Nur das Recht auf Arbeit und Eigentum sei noch eingeschränkt. Positiv sei auch, dass durch die im Plan von UN-Chefunterhändler Martti Ahtisaari bei den Statusverhandlungen vorgesehene Dezentralisierung neue serbische Kommunen geschaffen worden seien. "Dies gibt uns das Recht zur Annahme, dass die politische Führung der Serben im Kosovo auch einen Teil der Verantwortung für den Verbleib der Serben übernehmen soll", meint Trajkovic. Ihr pflichtet auch der Leiter der Nicht-Regierungsorganisation "Kosovarisches Institut für politische Forschung und Entwicklung", Ilir Deda, bei. Die Unabhängigkeitserklärung habe nicht wie befürchtet zu einer Massenflucht der Serben aus dem Kosovo geführt.
Nicht ganz so rosig sieht der Vorsitzende der Versammlung der serbischen Kommunen in Kosovo, Marko Jaksic, die Lage: Die sei heute im Vergleich zu der vor zwei Jahren doppelt so schwierig. "Viele sind perspektivlos, ihnen fehlt Bewegungsfreiheit und alles andere, was das Leben der Serben charakterisiert. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein unabhängiges Kosovo überhaupt erst entstanden ist durch die Nato-Bombardierung - vornehmlich Serbiens", gibt Jaksic zu bedenken.
Trotz guter Fortschritte noch vieles im Argen
Ein großes Problem im Kosovo ist immer noch die Integration des nördlichen Landesteil. Die mehrheitlich von Serben besiedelte Region unterhält parallele Verwaltungsstrukturen und lehnt die kosovarischen kategorisch ab. Die kosovarischen Institutionen und die internationale Gemeinschaft haben aber in ihrem Strategieplan zur Integration des Nordkosovo vorgesehen, dass dort Kommunalwahlen abgehalten und Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung ergriffen werden.
Auch das Gerücht, dass es keine Zusammenarbeit zwischen den nordkosovarischen Kommunen und Pristina gebe, sei falsch, meint Ilir Deda. "Aus dem Etat des Kosovo gehen sieben Millionen Euro an die Kommunen im Norden. Rund 500 Verwaltungsmitarbeiter werden ebenfalls aus dem Budget des Kosovo bezahlt. Außerdem arbeiten viele Geschäftsleute zusammen und es besteht Kontakt zwischen den serbischen Institutionen und der Regierung in Pristina", meint Deda.
Zwischen Teilung und Multi-Ethnizität
Wenn jedoch die Integration Nordkosovos scheitert, würde auch die Frage der Teilung des Kosovo wieder aufgeworfen, warnt Deda. "Das wäre die schlechteste Lösungsvariante."
Auch Rada Trajkovic meint, dass man die Grenzlinien auf dem Balkan nicht mehr ändert sollte und sich alle der Europäischen Union zuwenden sollten. "Das, was wir hier am meisten benötigen, ist eine Normalisierung der Beziehungen. Die Länder des Balkans waren schon immer multi-ethnisch", so Trajkovic.
Eine Generationsfrage
Der Serbenchef des Nordkosovo, Marko Jaksic, lehnt es ab, die Institutionen des serbischen Staates im Norden aufzuheben. Das seien keine Parallelstrukturen. Die Serben würden niemals einen unabhängigen Staat Kosovo anerkennen.
Auch Rada Trajkovic stimmt dem zu, räumt aber ein, dass gerade diese Generation Serben die Unabhängigkeit des Kosovo nicht akzeptieren könne. Dies schließe aber nicht aus, dass sie ihre Chance auf ein Leben und Verbleiben im Kosovo verstreichen lassen.
Autorinnen: Zulfija Jakupi / Mirjana Dikic
Redaktion: Nicole Scherschun