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Kopten haben neuen Papst

4. November 2012

In Ägypten hat die Minderheit der christlichen Kopten einen neuen Papst auserkoren. Bei einem Gottesdienst in der Markus-Kathedrale in Kairo wurde Bischof Tawadros per Los zum 118. Kirchenoberhaupt bestimmt.

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Bischof Tawadros, der neue Papst der Kopten (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ein kleiner Junge mit verbundenen Augen hatte einen Zettel mit seinem Namen aus einem gläsernen Kelch gezogen, der mit rotem Wachs versiegelt war. So zählte nach Meinung der Kopten auch "Gottes Wille". Zur Wahl standen drei Kandidaten. Der 60-jährige Tawadros aus dem Nil-Delta soll am 18. November feierlich eingesetzt werden. Er folgt dem im März verstorbenen Papst Schenuda III. nach, der 40 Jahre an der Spitze der größten christlichen Gemeinde im Nahen Osten stand.

Bischof Tawadros wird neuer Papst der Kopten

Mitbewerber von Tawadros waren Bischof Raphael (54) aus Kairo und der Mönch Raphael Ava Mina (70). Sie warteten in einem Wüstenkloster in Wadi Natrun auf das Ergebnis. Dort liegt auch Schenuda III. begraben. In Ägypten, wo die islamistische Muslimbruderschaft regiert, leben etwa acht Millionen Kopten. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und der muslimischen Mehrheit.

Schwierige Zeit für ägyptische Christen

Tawadros, geboren 1952, studierte zunächst in Alexandria Pharmazie und war Geschäftsführer der Staatlichen Pharmazeutischen Werke Damanhour. 1986 trat er dann in das Anba-Bishoy-Kloster ein, wo er 1988 die Ewigen Gelübde ablegte und die Mönchsweihe erhielt. 1989 wurde er zum Priester geweiht und empfing 1997 von  Schenuda III. die Bischofweihe. Seitdam war Tawadros Generalbischof (Weihbischof) in Damanhour-Beheira im Nildelta.

Die Wahl des "Patriarchen von Alexandrien und ganz Ägypten" fällt in eine politisch extrem schwierige Zeit für die christliche Minderheit. Nach der Absetzung des langjährigen, autoritär regierenden Staatspräsidenten Hosni Mubarak erschwert wachsender islamischer Fundamentalismus den Christen, die hauptsächlich in Oberägypten und den großen Städten des Landes wohnen, das Leben. Zuletzt war es in Ägypten wiederholt zu gewalttätigen Konflikten zwischen Kopten und Muslimen gekommen.

Der koptische Papst Shenouda III. starb im März (Foto: AP)
Der koptische Papst Shenouda III. starb im MärzBild: AP

15 Millionen Kirchenmitglieder

Die koptische Kirche zählt zu den ältesten Kirchen der Welt. Weltweit wird die Zahl ihrer Mitglieder auf rund 15 Millionen geschätzt. In Ägypten, dem Stammland der Kopten, sind rund zehn Prozent der 83 Millionen Einwohner Kopten. Eine wachsende Zahl von Kopten lebt in anderen Ländern, davon schätzungsweise 6.000 in Deutschland. Hier gibt es acht koptische Gemeinden und zwei Klöster.

Nach Einschätzung des deutschen Koptenbischofs Anba Damian steht der neue Papst vor großen Herausforderungen. "Er muss den Dialog mit Regierung und dem Islam führen", sagte der Generalbischof der koptischen Kirche in Deutschland in Kairo der Nachrichtenagentur epd. Die bedrängten ägyptischen Christen erwarteten zudem von dem neuen Papst, dass er sich für die Menschenrechte einsetze.

Die christlichen Gläubigen litten unter Verfolgung, viele seien traumatisiert. "Der neue Papst muss mutige und ehrliche Worte finden, wenn es um das Interesse seines Volkes geht", erklärte der deutsche Generalbischof mit Amtssitz im nordrhein-westfälischen Höxter. 

sti/kle/se (dpa, epd, kna, afp)