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Schluss mit dem Plastik-Wahn!

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Lukas Hansen
2. April 2018

Jedes Jahr produzieren wir mehr Müll, der auf natürlichem Weg nicht vergeht. Es wird Zeit, dass sich was ändert - vor allem in den Köpfen der Menschen, meint Lukas Hansen.

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Gemüse in Kunststoffverpackung
Bild: picture-alliance/Photoshot

Verpackungsfreie Supermärkte - beeindruckend! Zero-Waste-Restaurants - das klingt toll! Bei solchen Trends kann man denken, wir würden umweltbewusst leben. Von wegen. Mehr als acht Milliarden Tonnen Plastik haben wir Menschen in den vergangenen 80 Jahren produziert, berichten US-Forscher im Magazin "Science Advances". Und jedes Jahr wird es mehr.

Vor allem in wirtschaftlich aufstrebenden asiatischen Ländern wie Indonesien wachsen Abfallberge. Jahrtausendelang nutzten Menschen dort abbaubare Produkte wie Bananenblätter zum Verpacken. Dann kam das Plastik. Und mit ihm der Müll. Regulative Gesetze gibt es kaum, private Unternehmen, die sich um den Müll kümmern, ebenso wenig. Oft landet der Plastikmüll deswegen in Flüssen oder wird einfach vergraben.

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Lukas Hansen ist Redaktionsvolontär bei der DW

Wohin mit dem Müll, den die Chinesen nicht mehr wollen?

China, obwohl selbst einer der Haupt-Müllproduzenten, hat jahrelang unseren europäischen Müll gekauft und damit ein Riesengeschäft gemacht. Doch den Import von Plastikabfall hat die Volksrepublik nun gestoppt, hat ja genug eigenen Müll. Offizielle Begründung der Chinesen: Sie wollen die Umwelt schützen.

Schade für Europa und für Deutschland. 1,5 Millionen Tonnen Plastikmüll hat China uns im Jahr 2016 abgenommen. Was wir jetzt damit tun? Im Zweifel verbrennen. Nicht besonders nachhaltig. Aber Recyclen wäre wesentlich teurer. Doch den Entsorgern geht es am Ende auch nur ums Geld.

Afrika macht es uns vor

Jetzt wird mit Regulierungen nachgeholfen. Die EU-Kommission hat Anfang des Jahres eine Strategie vorgestellt, wie die Plastik-Müllberge bis 2030 reduziert werden sollen. Insgesamt weniger Plastik, mehr recyclen. Konkrete Gesetze sollen die Regierungen der Mitgliedstaaten schaffen. Die könnten zum Beispiel überflüssige Verpackungen verbieten. Es soll ja immerhin Unternehmen geben, die hartgekochte Eier schälen, nur um sie danach in Plastik zu verstauen. 

Einige afrikanische Länder sind da schon viel weiter, Ruanda allen voraus. Seit 2004 sind Plastiktüten dort verboten. Und wer eine Plastikflasche auf den Boden wirft zahlt Strafe. Der zentralafrikanische Staat gilt als der sauberste des Kontinents. Noch härtere Regeln gibt es im nicht weit entfernten Kenia. Wer dort mit einer Plastiktüte erwischt wird, muss bis zu 37.000 Euro Strafe zahlen - oder im schlimmsten Fall vier Jahre ins Gefängnis. 

Auf Überflüssiges verzichten

Jetzt zieht die EU also nach. Dann kriegen wir bald im Supermarkt keine Plastiktüte mehr. Coffee-to-go-Becher werden "wenn möglich" abgeschafft. Aber deswegen jetzt schon jubeln? Das wäre zu früh. Denn Vorschriften hin oder her - der Wandel muss in den Köpfen der Menschen beginnen. Sie müssen bereit sein, auf eigentlich Überflüssiges zu verzichten, das bestenfalls der eigenen Bequemlichkeit dient.

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Zehn Jahre Plastikverbot in Ruanda