1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kommentar: Ohne Hand und Fuß

Andreas Sten-Ziemons22. September 2013

War es Handspiel oder nicht? Und wenn die Hand am Ball war, warum gibt es dann keinen Elfmeter? Die aktuelle Regel ist unbrauchbar und muss einfacher werden, findet DW-Redakteur Andreas Sten-Ziemons.

https://p.dw.com/p/19lt8
Fußball, Bundesliga, 6. Spieltag, Hannover 96 - FC Augsburg am 21.09.2013 in der HDI-Arena in Hannover (Niedersachsen). Der Hannoveraner Leon Andreasen (r) und Augsburgs Daniel Baier kämpfen um den Ball. (Foto: Peter Steffen/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Partie zwischen Hannover 96 und dem FC Augsburg hat mal wieder mit aller Deutlichkeit gezeigt, wie schlecht und unbefriedigend die aktuelle Handspiel-Regel ist. Zunächst schießt Augsburgs Angreifer Mölders einem 96-Verteidiger an die Hand - es gibt Strafstoß. Kurze Zeit später springt einem FCA-Verteidiger der Ball ebenfalls an die Hand - es gibt aber keinen Elfmeter. Entschieden wird das Spiel schließlich durch einen Handelfmeter kurz vor Schluss, bei dem der Augsburger Verteidiger den Ball zunächst mit der Brust stoppt und anschließend noch mit dem Arm berührt.

Augsburgs Mittelfeldregisseur Daniel Baier beklagte sich nach dem Spiel im Fernseh-Interview: "Wir Spieler finden es langsam lächerlich. Was ist Hand? Wir haben auf dem Platz auch gerätselt, aber da blickt ja keiner mehr durch."

Baier hat Recht. Auch ein Blick ins Regelbuch bringt keine Klarheit. Laut aktueller DFB-Regel liegt ein Handspiel vor, "wenn ein Spieler den Ball mit seiner Hand oder seinem Arm absichtlich berührt". Wie aber soll der Schiedsrichter das eindeutig feststellen? Er kann es nicht. Und da hilft auch der weitere Regeltext nicht, er solle bei der Beurteilung der Situation "auf die Bewegung der Hand zum Ball, die Entfernung zwischen Gegner und Ball und die Position der Hand" achten. Allerdings: Ob tatsächlich Absicht vorlag, weiß er hinterher trotzdem nicht zweifelsfrei.

Andreas Sten-Ziemons DW Kommentar Foto: DW, Undatierte Aufnahme, Eingestellt 28.03.2013 Andreas Sten-Ziemons
Andreas Sten-ZiemonsBild: DW

Fazit: Eine einheitliche Auslegung dieser Regel ist, wie das Beispiel Hannover gegen Augsburg zeigt, unmöglich - sogar für ein und denselben Schiedsrichter innerhalb eines Spiels. Die Regel muss daher vereinfacht und für Spieler, Trainer und Fans nachvollziehbarer gemacht werden.

Jedes Handspiel sollte geahndet und mit Freistoß, beziehungsweise - wenn es im eigenen Strafraum stattfindet - mit Elfmeter für den Gegner bestraft werden. Es sei denn, der Arm, der den Ball berührt hat, war am Körper angelegt. Der Schiedsrichter hätte dann nur noch zwei Entscheidungen zu treffen: Hat die Hand den Ball berührt oder nicht? Und: War der Arm angelegt oder nicht?

Natürlich würde es auch dann noch vereinzelt zu Fehlentscheidungen kommen und Härtefälle geben. Aber der Schiedsrichter hätte es sehr viel leichter, einleuchtend zu argumentieren, warum er auf Handspiel entschieden hat oder nicht. Mit dem schwammigen Konstrukt, das sich aktuell hinter der Handspiel-Regel verbirgt, ist das nämlich kaum möglich.