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Gesellschaft

Auf dem holprigen Weg

28. Oktober 2018

Aus 60 Seiten und 167 Paragraphen besteht das Abschlussdokument der Jugendsynode. Doch auch wenn daraus kaum konkrete Neuerungen hervorgehen, hat die Jugendsynode eine herausragende Bedeutung, meint Christoph Strack.

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Jugendsynode
Bild: DW/C. Strack

Die zur Jugendsynode im Vatikan versammelten Bischöfe haben nach mehr als dreiwöchigen Beratungen ihr Abschlussdokument vorgelegt. Der am Samstagabend veröffentlichte Bericht befasst sich mit einer Reihe von Themen. So manches Klischee wurde erfüllt, Streckenweise ist das Dokument aber auch schwer zu lesen.

Bemerkenswert deutlich werden darin die weltweiten Missbrauchsskandale der Kirche angesprochen und strikte Prävention gefordert - aber die Frage nach Zölibat und Klerikalismus klingt kaum mit. Auch wird die stärkere Beteiligung von Frauen verlangt. Das sei ein Gebot der Gerechtigkeit. Aber was das in einer Männerkirche heißt, muss sich zeigen, in afrikanischen Ländern wie in Osteuropa, wie in Deutschland.

Homosexualität - als Thema vermieden

Ernüchternd ist auch, dass die Abkürzung LGBT für unterschiedliche Formen homosexuellen Lebens, die im Vorbereitungspapier - und damit erstmals überhaupt in einem vatikanischen Dokument - Verwendung gefunden hatte, nicht mehr auftaucht. Da merkt man: Bei Fragen der Sexualität und Sexualmoral wurde offener Streit durch die Ankündigung weiterer wissenschaftlicher und theologischer Texte verhindert. Kirche in Rom - und in vielen Teilen der Welt - ist beim Thema Homosexualität leider noch nicht so weit. Bei keinem anderen Punkt gab es während der Schlussabstimmungen mehr Nein-Stimmen aus dem Kreis der Bischöfe als beim Themenbereich Sexualität - 65 von rund 260. Dabei zieht sich als roter Faden der Reformbedarf durch das Dokument.

Deutsche Welle Strack Christoph Portrait
DW-Redakteur Christoph Strack ist Kirchen-ExperteBild: DW/B. Geilert

Wenig junge Menschen, viele Themen

Neben gut 260 Bischöfen saßen in der Synodenaula nur drei Dutzend jüngere Menschen unter 30 Jahre. Dennoch gelang es ihnen, aufzuzeigen, dass Kirche in ihrer jetzigen Verfassung vielfach kaum mehr ernst genommen wird. Auch, weil sie auf klerikale Autorität beharrt und unfähig ist, Dialog zu führen. Doch der Dialog zwischen den Älteren und den Jüngeren bei dieser Synode war erfolgreich: Erfahrene Bischöfe sprachen zum Abschuss von der besten Synode. Nur selten haben so viele Bischöfe gesagt, sie sollten vielleicht einfach mehr den jungen Menschen zuhören und von ihnen lernen.

Trotz der Einschränkungen kommt dieser Synode kirchenpolitisch eine geradezu herausragende Bedeutung zu. Es geht im Kern um die Idee von "Synode", um ein zentrales Element gemeinsamen Glaubens, Hoffens, Zweifelns.

Gemeinsam auf den Weg machen

Seit Beginn seiner Amtszeit betont Papst Franziskus, dass Volk, Bischöfe und Papst sich gemeinsam auf den Weg machen müssten. Nichts anderes heißt der Begriff "synodal" in der kirchlichen Fachsprache. Nicht einer gibt vor, sondern man diskutiert, sucht gemeinsam, ringt miteinander und bleibt doch zusammen. Momentan ist dieser gemeinsame Weg ein sehr holpriger Weg.

Franzikus' Ansatz hat einen großen historischen Rahmen. Erst 1965 schuf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) das Element der "Bischofssynode". Aber das Projekt wurde von Kurie und Klerikalismus vereinnahmt, und Synoden wurden zu Langweiligkeitsveranstaltungen einer abgelesenen Selbstvergewisserung.

Gegen Machtgebaren

Doch 2015, zum 50. Jahrestag des Konzilbeschlusses zu Bischofssynoden, hielt Papst Franziskus dazu eine Grundsatzrede. Es war kein Gedenken, es war eine Ansage. Immer wieder sprach er von "synodaler Kirche" und erteilte damit dem machtsichernden Klerikalismus und dem römischen Zentralismus eine Absage.

Kein Wunder auch, dass die nächste römische Synode im Herbst 2019 der Seelsorge am Amazonas gilt. Dort gibt es so wenige Priester, dass die Kirche eine drängende Frage ernst nehmen muss: die Frage nach einer begrenzten Lockerung der Zölibatsverpflichtung.

All das ist kaum Trost für jene, die von der Jugendsynode konkretere Veränderungen erwarteten. Jeder konkrete Schritt wird schwer. Aber Franziskus wird ab jetzt die Jugend weltweit noch kräftiger ermutigen, ihre oft ängstlichen Bischöfe auf den Weg mitzunehmen.