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Kommentar: Islamkonferenz abschaffen oder ausbauen?

Klaus Dahmann18. April 2012

Nicht abschaffen, sondern ausbauen, sagt DW-Redakteur Klaus Dahmann. Denn wo stünden wir heute ohne die Islamkonferenz?

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Daumen hoch (Foto: Fotolia)
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Was wurde in den vergangenen sechs Jahren auf die Deutsche Islamkonferenz geschimpft! Diese "Quatschbude", dieses "große Islam-Palaver" sei "überflüssig wie ein Kropf" und gehöre deshalb schnellstmöglich und ein für alle Male abgeschafft. Gut, dass alle bisherigen drei Bundesinnenminister und damit die politisch Verantwortlichen – von Initiator Wolfgang Schäuble über Thomas de Maizière bis jetzt Hans-Peter Friedrich – trotzdem an ihr festgehalten haben.

Ergebnisse am besten gestern?

Denn man darf hier nicht so tun, als bestünde die ganze Islamkonferenz nur aus einer Plenumssitzung pro Jahr. Man darf auch nicht auf die Ungeduldigen hören, für die nur handfeste Ergebnisse zählen, Messbares, Greifbares - am besten schon gestern geliefert. Was die Islamkonferenz bisher gebracht hat, erkennt nur, wer fragt: Wo stünden wir heute ohne sie?

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 fühlten sich viele Muslime (nicht nur) in Deutschland unter Generalverdacht, allesamt religiöse Fanatiker zu sein. Ob nur gefühlt oder tatsächlich - zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen herrschte Unsicherheit. Einen Dialog gab es damals nicht, zumal nicht einmal klar war, zwischen wem er denn überhaupt stattfinden müsste. Die Islamkonferenz hat die sprachlose Unsicherheit überwunden.

Klaus Dahmann (Foto: DW)
Klaus DahmannBild: DW

Was wäre, wenn es die Konferenz nicht gäbe?

Schäuble hat 2006 den Satz geprägt: "Der Islam ist ein Teil Deutschlands." Er hat damit das "Wir" der Mehrheitsgesellschaft definiert, das sich gegen islamischen Fundamentalismus ebenso wehrt wie gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus. Dass der jetzige Innenminister Friedrich als Gastgeber der Islamkonferenz Schwierigkeiten mit Schäubles Satz hat, ist ein amüsanter Anachronismus, der übrigens sicher nicht immer wieder neue Entrüstung und erneuerte Bekenntnisse wie von Ex-Bundespräsident Christian Wulff beispielsweise heraufbeschwören würde, wenn es die Islamkonferenz nicht gäbe.

Ein weiterer Punkt betrifft die Partner auf der anderen Seite des Tisches: Die Islamkonferenz hat die vier wichtigsten Muslimverbände dazu gebracht, ihre Zerstrittenheit zu überwinden und einen gemeinsamen Koordinierungsrat zu gründen. Auch wenn sich der Zentralrat der Muslime, der nebenbei gesagt keinesfalls eine so zentrale Bedeutung hat wie sein Name suggeriert, aus der eigentlichen Islamkonferenz zurückgezogen hat, so arbeitet er auf Länderebene weiter aktiv mit.

Allen Schwächen zum Trotz: Die Islamkonferenz ist heute eine stabile Achse, um die sich der Dialog zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen dreht. Das jährliche Plenum ist ein Fixpunkt im Kalender, zu dem alle Medien ein breites Forum bieten. Auch die kleinsten Fortschritte werden hier analysiert. Und wenn sich die Stimmung abgekühlt hat, wird gefragt, woran das denn gerade liegt. Der deutschen Gesellschaft tut das gut.

Mehr geht natürlich immer. Deshalb ist es richtig nachzudenken, wie man die Islamkonferenz verbessern und weiterentwickeln kann. Abschaffen darf man sie aber nicht.

Autor: Klaus Dahmann
Redaktion: Birgit Görtz