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Kommentar: Charakterprobe Trainerwechsel

Tobias Oelmaier28. Oktober 2012

Kaum hat sich der VfL Wolfsburg von seinem unpopulären Trainer Felix Magath getrennt, gewinnt die Mannschaft wieder. Ein Armutszeugnis für die Spieler, meint Tobias Oelmaier.

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Man mag zu Fußballtrainer Felix Magath stehen wie man will: Für die einen ist er ein hervorragender Fachmann mit einer ganzen Sammlung an Erfolgen, für die anderen ein zynischer Schleifer. Auch darüber, ob er trotz vergangener Erfolge mit diesem Team noch der richtige Mann für den VfL Wolfsburg war, darf man geteilter Meinung sein. Für das allerdings, was sich um die Trennung herum in Wolfsburg abspielte, gibt es nur einen Kommentar: unwürdig!

Tobias Oelmaier, Moderator und Redakteur. Foto und Copyright Christel Becker-Rau, Auerstrasse 2, D-50733 Koeln, Deutschland. fotobeckerrau@netcologne.de
DW-Redakteur Tobias OelmaierBild: DW / Christel Becker-Rau

Auf die Frage, warum es denn nach der Magath-Demission plötzlich geklappt hat mit dem zweiten Saisonsieg, antwortete der Spieler Marcel Schäfer nach dem 4:1 in Düsseldorf, man habe kämpferisch alles gegeben. Mittelfeldstratege Diego rannte fast zwölf Kilometer – mehr als jeder andere auf dem Platz. Und Abwehrmann Naldo, der sich noch zu Wochenbeginn wegen einer Grippe krank gemeldet hatte, lieferte plötzlich nach wundersamer Genesung die beste Partie der Saison ab.

'Warum nicht schon früher?' möchte man da fragen. Lassen Sie uns den Fall mal aus das normale Arbeitsleben herunterbrechen: Sie können nicht mit Ihrem Chef. Manche seiner Entscheidungen sind etwas merkwürdig. Manchmal ist er auch schroff und unhöflich. Er streicht Ihnen vielleicht sogar die Kaffeepause. Würden Sie deshalb Ihre Arbeit nur noch fehlerhaft verrichten? Vorsätzlich ungenügend? 'Wenn´s keiner sieht...', werden Sie vielleicht sagen. 'Dann zahl´ ich es ihm halt heim.'

Die Spiele des VfL Wolfsburg sehen durchschnittlich rund 30.000 Menschen in den Stadien, dazu Millionen in Fernsehen und Internet, viele hören am Radio zu. Menschen, die dafür bezahlen. Menschen, die an ihre Stars glauben. Und die Fußballprofis, die ihre Leistung verweigern, treffen nicht nur den Trainer. Sie schädigen ihren Verein, die Sponsoren und vor allem ihre Fans.

Dass sich der Verein von Magath getrennt hat, mag die richtige Entscheidung gewesen sein. Kurzfristig zumindest gibt das Düsseldorf-Spiel dem Vorstand Recht. Aber die Verantwortlichen sollten sich auch fragen, ob sie mit solchen Profis weiter arbeiten wollen. Bei Ihnen, bei mir, hätte so ein Verhalten Abmahnung oder Entlassung zur Folge. Zu Recht. Und wir verdienen keine Millionen!