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Kommentar: BVB-Krise? Geschwafel, mehr nicht

Stefan Nestler26. September 2012

Nur ein Punkt aus den letzten beiden Spielen. Und schon wird von einer Krise des deutschen Meisters Borussia Dortmund geredet. Quatsch, findet DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Das Wort Krise beschreibt laut "Duden" die "Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt", mindestens aber eine "schwierige Lage". Ein Beispiel: Die Kuba-Krise 1962 war wirklich eine. Der Weltfrieden stand auf der Kippe, ein Atomkrieg der Supermächte drohte. Aber die Krise der Dortmunder Borussia? Blicken wir nüchtern auf die Fakten.

Porträt Stefan Nestler. Foto: DW/Per Henriksen
Stefan Nestler, DW SportBild: DW

Serie gerissen, Sieg verschenkt

Am vergangenen Samstag reißt die Erfolgsserie des BVB nach 31 Bundesligapartien ohne Niederlage. 2:3 verliert der deutsche Meister der beiden vergangenen Spielzeiten ausgerechnet beim bis dahin krisengeschüttelten Hamburger SV. Ein bisschen peinlich ist das, zumal die Schwarz-Gelben während der 90 Minuten Chancen haben, um zwei Spiele zu gewinnen. Drei Tage später kommen die Dortmunder beim noch ungeschlagenen Aufsteiger Eintracht Frankfurt nicht über ein 3:3 hinaus, obwohl sie bereits mit 2:0 und 3:2 geführt haben. Und Meister-Trainer Jürgen Klopp wird in der Nachspielzeit wegen Meckerns auf die Tribüne geschickt. Lässt sich daraus wirklich auf den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung oder eine schwierige Lage bei der Borussia schließen?

Siehe Vorsaison!

Wenn ja, müssten wir bereits von einer Regierungskrise reden, sobald Bundeskanzlerin Angela Merkel einmal schlecht und einmal mäßig geschlafen hat. Zugegeben, Borussia Dortmund hat bereits sieben Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München. Doch ein Blick auf die letzte Saison zeigt, dass daraus noch längst nicht auf eine Vorentscheidung im Titelkampf geschlossen werden kann. Damals lag der BVB nämlich nach fünf Spieltagen fünf Punkte, nach sechs Partien sogar acht Zähler hinter den Münchnern – und holte sich doch am Saisonende souverän und vorzeitig den Meistertitel.

Alltagsproblem

Für die Dortmunder gilt, was schon der russische Schriftsteller Anton Tschechow erkannte: "Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag." Jenseits aller Übertreibungen bleiben nämlich nur zwei Erkenntnisse aus den aktuellen Punktverlusten. Erstens kassiert die BVB-Abwehr derzeit zu viele Gegentreffer. Zweitens lässt die Chancenverwertung zu wünschen übrig. Daran müssen Jürgen Klopp und seine Mannschaft arbeiten. Dann werden sie auch wieder gewinnen, und das Krisengeschwafel hört auf.