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Aufgeben? Weitermachen?

Christina Bergmann, Washington23. April 2008

Ihr Sieg war erwartet worden, die Augen richteten sich auf den Abstand der Kandidaten. Nur ein deutlicher Sieg würde es Clinton erlauben, den Wahlkampf fortzusetzen, sagten Beobachter. Eine merkwürdige Schlussfolgerung.

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Themenbild Kommentar
Bild: DW
Christina Bergmann

Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung bei den Demokraten ist nach wie vor eng. Barack Obama führt in der Zahl der Delegierten, daran kann auch Hillary Clintons Sieg in Pennsylvania nichts ändern. Vermutlich wird sie sogar bis zum Ende der Vorwahlen nicht in der Lage sein, ihn an Stimmen einzuholen.

Das heißt aber nicht, dass sie aus dem Rennen aussteigen muss. Es sei denn, ihr geht das Geld aus. Aber aufzuhören, nur weil die Chancen schlecht stehen, wäre regelrecht unamerikanisch: Zählt hier doch nicht nur das Gewinnen, sondern auch, bis zum Ende durchgehalten zu haben.

Wahlsieg nicht selbstverständlich

Der lange Wahlprozess hat auch seine Vorteile. In immer mehr Bundesstaaten entdecken die Menschen plötzlich, dass ihre Stimme zählt. Sie reagieren darauf, indem sie in Scharen zu den Wahlurnen strömen.

Die Demokraten müssen diese neugewonnenen Wähler halten und die Begeisterung der Anhänger von beiden Kandidaten bis in den November retten. Denn der Wahlsieg des demokratischen Kandidaten im November gegen den Republikaner John McCain ist alles andere als selbstverständlich.

Wer immer die Präsidentschaftsnominierung auf dem Wahlparteitag im August bekommen wird – er ist auf die Stimmen der Wähler des unterlegenen Kandidaten angewiesen. Doch diese werden nicht bereit sein, ihre Stimmen dem Rivalen zu geben, wenn sie sich betrogen fühlen. Oder weil ihre Kandidatin gezwungen wurde, aufzugeben. Oder weil die Superdelegierten ihrem Kandidaten den Sieg geraubt haben. Oder weil die Regeln plötzlich mitten im Spiel geändert wurden und die Delegierten von Florida und Michigan entgegen der ursprünglichen Abmachung doch wieder abstimmen dürfen. Oder weil Siege in dem einen Bundesstaat mehr zählen sollen als in einem anderen. Deswegen ist ganz einfach die Zahl der Wählerstimmen entscheidend für das Ergebnis.

Mehr negativer Wahlkampf?

Doch auch der faire Umgang der beiden Kandidaten miteinander wird immer wichtiger. Im Wahlkampfteam von Obama, so heißt es, werde jetzt überlegt, ebenfalls mehr negativen Wahlkampf zu machen. Schließlich habe das Clinton-Team mit dieser Taktik Erfolg gehabt.

Doch damit würde Obama unglaubwürdig werden. Er hat vor allem deshalb so viele Anhänger, weil er anders ist als die anderen Politiker, weil er nicht um jeden Preis gewinnen will, und weil er fair sein will. Daran sollte er nichts ändern.

Gefährlicher Angriff

Clinton muss sich in ihrem Wahlkampf wieder auf die Inhalte konzentrieren, statt mit Bildern von Osama bin Laden in ihren Werbespots Angst zu schüren. Wenn sie weiterhin McCain für kompetenter erklärt als Obama, wird das auch für sie ein Problem werden, sollte sie die Kandidatin im November sein. Wenn Clinton sich dagegen auf ihre fachliche Kompetenz konzentriert und sich gegen McCain profiliert, würde sie das Bild einer zähen, aber ehrlichen Kämpferin angeben. Die ihren Anhängern empfiehlt, den demokratischen Kandidaten zu wählen, auch wenn sie es nicht selbst sein sollte.

Bisher gibt es allerdings keine Anzeichen, dass Clinton diesen nötigen Wandel vollziehen wird. Im Gegenteil – der Sieg in Pennsylvania wird sie in ihrer Strategie bestärken, Obama weiter anzugreifen. Doch damit riskiert sie, dass die Demokraten die Wahlen im November verlieren.