1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Kolumbien und FARC schließen Frieden

27. September 2016

Nach über 220.000 Toten und Millionen Vertriebenen hat Kolumbien ein neues Kapitel seiner Geschichte aufgeschlagen. Der Friedensvertrag mit der FARC-Guerilla ist unterzeichnet - ein historischer Moment.

https://p.dw.com/p/2Qc4Z
Kolumbien Unterzeichnung des Friedensvertrags
Bild: picture-alliance/dpa/L. Munoz

Nach über 50 Jahren Gewalt, Elend und Vertreibung hat Kolumbien einen Schlussstrich unter den ältesten Konflikt Lateinamerikas gezogen. Präsident Juan Manuel Santos und der Chef der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), Rodrigo Londoño Echeverri alias "Timochenko" haben in der Karibikstadt Cartagena ihre Unterschriften unter den Vertrag gesetzt. Präsident Santos bezeichnete die feierliche Zeremonie als das eigentliche Ende des Kalten Krieges.

220.000 Tote, sechs Millionen Vertriebene

"Heute kann ich Euch sagen, dass wir die Freude eines neuen Morgens in Kolumbien erleben, eine neue Etappe unserer Geschichte, ein Land im Frieden", schrieb Präsident Juan Manuel Santos  auf Twitter. Die FARC-Rebellen teilten mit: "Der Krieg ist vorbei. Lasst uns alle den Frieden aufbauen."

In einem BBC-Interview sagte Santos: "Ein Land, in dem während 50 Jahren Krieg herrscht, ist ein Land, das viele seiner Werte, Prinzipien und Sozialstrukturen zerstört hat." Es werde sehr lange dauern, bis sich die Gesellschaft davon erholt habe. In dem seit den 60er Jahren herrschenden Bürgerkrieg zwischen Regierung, mehreren Guerillagruppen und rechtsextremen Paramilitärs wurden mehr als 220.000 Menschen getötet und etwa sechs Millionen vertrieben.

Zu der Unterzeichnung des historischen Abkommens wurden zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Cartagena de Indias an der kolumbianischen Karibikküste erwartet. Unterhändler beider Seiten hatten in Kuba mit internationaler Hilfe fast vier Jahre lang über die Beilegung des Konflikts verhandelt. Die noch rund 8000 Kämpfer der FARC sollen nun in 28 Zonen ihre Waffen abgeben.

Mit dem Friedensvertrag verpflichtet sich Kolumbiens Regierung, einige der tiefgreifendsten Probleme des Landes anzugehen. So ist die Rückgabe von Land an die Millionen vertriebenen Bauern vereinbart. Der Landkonflikt führte 1964 zur Gründung der FARC.

Referendum am 2. Oktober

Viele Kolumbianer sehen in der Unterzeichung des Abkommens einen historischen Moment. In vielen Städten des Landes wurden Leinwände aufgestellt, damit die Bevölkerung die Zeremonie gemeinsam erleben konnte. In Kraft tritt der Vertrag allerdings erst, wenn am Sonntag eine Mehrheit der Stimmberechtigten dem Abkommen zustimmt. Für den Tag hat die nach der FARC zweitgrößte Guerilla-Gruppe ELN eine Waffenpause angekündigt. ELN-Sprecher Pablo Beltrán sagte, als Beitrag zum Friedensprozess werde es "keine offensiven Aktionen" geben.

Kuba Raul Castro, Juan Manuel Santos und FARC-Rebellenführer Rodrigo Londono in Havanna
Fast vier Jahre verhandelte die kolumbianische Regierung mit der FARC in HavannaBild: picture-alliance/dpa/EPA/A. Ernesto

Auch Gespräche mit der ELN

Die FARC-Rebellen wollen künftig als politische Bewegung für ihre Ziele eintreten. Das Abkommen sieht eine Sonderjustiz von maximal acht Jahren Gefängnis für verübte Verbrechen vor, außerdem eine gerechtere Landverteilung und eine Bekämpfung des Drogenanbaus. Ökonomen rechnen mit einem deutlichen Wirtschaftswachstum infolge des Friedensabkommens.

Auch die linke ELN-Guerilla führte bereits erste Gespräche über die Entwaffnung ihrer rund 1500 Kämpfer. Die Regierung fordert aber die Freilassung aller Geiseln als Bedingung für die Aufnahme von Friedensverhandlungen.

EU nimmt FARC von Terrorliste 

Mit der Unterzeichung des Friedensvertrags verschwindet die FARC von der Terrorliste der EU. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, Kolumbien sende eine "Botschaft der Hoffnung an den Rest der Welt". Mogherini kündigte zudem die Gründung eines Treuhandfonds mit einem Umfang von 600 Millionen Euro an, an dem sich viele EU-Staaten beteiligen wollten. Die EU werde bei der Umsetzung der Vereinbarung helfen.

cr/SC (dpa, afpe, epd)