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Interview Jürgen Klinsmann

11. Juni 2010

Bei der letzten WM war er noch Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft. In Südafrika ist Jürgen Klinsmann als TV-Experte dabei. Im DW-Interview spricht er über die deutsche Mannschaft und die Chancen für Afrika.

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Jürgen Klinsmann im Portrait (Foto: AP /Frank Augstein)
Bild: AP

Elf Jahre lang spielte Jürgen Klinsmann in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, wurde 1990 Welt- und 1996 Europameister. Seine Spielerkarriere führte den blonden Stürmer von den Stuttgarter Kickers über den VfB nach Italien, Frankreich, England und in die USA. Als Nationaltrainer wurde er bei der WM 2006 in Deutschland Dritter, danach gab er seinen Rücktritt bekannt. Von 2008 bis 2009 übernahm er als Trainer den deutschen Rekordmeister FC Bayern.

DW-World: Jürgen Klinsmann, vor vier Jahren waren Sie noch Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft, jetzt müssen Sie zugucken. Wie sehr juckt es Sie denn jetzt, wieder auf einer Trainerbank zu sitzen?

Jürgen Klinsmann: Im Moment juckt es mich wenig, muss ich sagen. Ich freu mich auf die WM und ich freue mich auf die Arbeit für das Fernsehen. Ich habe die letzten Monate dazu genutzt, ein paar Dinge wieder auszubalancieren. Wir sind mit der Familie wieder nach Amerika zurückgezogen und beobachten von da aus den Weltfußball. Ich habe genügend zu tun, mir wird es nicht langweilig, es fehlt mir im Moment nichts.

Große Chance für Afrika

Bunt bemalter südafrikanischer Fußballfan (Foto: EPA/JON HRUSA)
Nicht nur die Südafrikaner, sondern der ganze Kontinent freut sich über die erste WM in AfrikaBild: picture alliance/dpa

In den nächsten vier Wochen guckt die Welt auf Südafrika – worauf sind Sie persönlich am meisten gespannt?

Ich glaube, dass es viele faszinierende Fragen zu beantworten gibt, was die WM betrifft. Natürlich schauen wir alle auf unser Deutschland. Dann ist es die erste WM in Afrika. Das ist etwas enorm Spannendes. Ich bin gespannt auf die afrikanischen Mannschaften, wie die das Turnier spielen werden und ob sie die Chance wahrnehmen, vielleicht bis ins Halbfinale zu kommen. Natürlich ist man gespannt, welche Systeme gespielt werden und ob die Favoriten ihrer Rolle gerecht werden. Ich denke in erster Linie an Spanien, das im Moment wohl die Nummer eins der Welt ist. Und ich bin gespannt, wie sich Land und Leute präsentieren. Wie die Emotionen und Stimmungen aus Südafrika dann rüberkommen.

Bayern-Youngstars haben die WM-Teilnahme verdient

Kombobild Holger Badstuber, Thomas Müller und Toni Kroos
"Es freut einen, dass die Jungs dabei sind"Bild: picture-alliance/dpa/Montage DW

Mit Thomas Müller, Toni Kroos und Holger Badstuber sind drei sehr junge Spieler dabei, die Sie noch aus Ihrer Zeit beim FC Bayern gut kennen - hat Sie die Entwicklung der drei Spieler überrascht?

Nein, überhaupt nicht. Thomas Müller habe ich die ersten Spiele gegeben. Den habe ich von den Amateuren hochgezogen, genau wie Holger Badstuber. Toni Kroos habe ich relativ schnell am Anfang gesagt, dass er spielen muss. Er braucht Spiele. Und deswegen war das Leihgeschäft mit Bayer Leverkusen das Beste, was ihm hat passieren können. Das freut einen einfach, dass die dann die nächsten Schritte in ihrer Karriere gegangen sind und jetzt dabei sind. Das finde ich toll.

Sie haben schon viele Weltmeisterschaften erlebt, als Spieler, als Trainer – jetzt als Experte… wie geht es Ihnen jetzt auf der "anderen Seite"?

Ich sehe mich nicht auf der anderen Seite, ich sehe mich ein bisschen außen vor. Ich freu mich einfach mit, ich fiebere mit, wie jeder Fan auch. Ich hoffe, dass wir so weit wie möglich kommen. Natürlich ist eine persönliche Beziehung zu vielen Spielern aufgebaut worden durch die zwei Jahre als Bundestrainer. Es prickelt dann einfach mit, dass man das verfolgt. Ich sehe mich da jetzt weder mitten drin noch total weg. Ich drücke der deutschen Mannschaft natürlich alle Daumen, die ich zur Verfügung habe, dass wir so weit wie möglich kommen.

Das Gespräch zeichnete auf: Olivia Fritz
Redaktion: Wolfgang van Kann