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Kleinstadt unter Quarantäne

5. August 2009

In der 10.000-Einwohner-Stadt Ziketan in Nordchina ist die Lungenpest ausgebrochen. Die Behörden riegelten die Stadt komplett ab - doch viele Einwohner versuchen jetzt, aus Ziketan zu fliehen.

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Eine Chinesin schützt sich mit einer GesichtsmaskeBild: AP

Vier Menschen sind bisher an der hochgefährlichen Lungenpest gestorben, mindestens zwölf weitere erkrankt. Wie viele Menschen sich darüber hinaus mit dem Erreger infiziert haben, ist noch ungewiss. Die Behörden haben angeordnet, Häuser und Läden zu desinfizieren. Die Straßen dürfen nur noch mit Gesichtsmasken betreten werden. Ratten und Insekten, die den gefährlichen Erreger übertragen können, werden getötet. Chinesische Sicherheitskräfte sollen in einem Radius von 28 Kilometern rund um Ziketan Straßensperren errichtet haben, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Unterdessen versuchen jedoch immer mehr Menschen, zu Fuß aus der abgeriegelten Kleinstadt zu fliehen.

Ein infizierter Hund als Auslöser?

Die chinesischen Behörden vermuten, dass die Pest von einem Hund auf das erste Todesopfer übertragen wurde. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwochabend unter Berufung auf die Seuchenbehörde in der betroffenen Region Qinghai berichtete, starb der Hund eines 32-jährigen Mannes ersten Tests zufolge offenbar an der Krankheit, nachdem er ein infiziertes Murmeltier gefressen hatte. Der Hirte soll dann seinen Hund ohne Schutzmaßnahmen begraben und sich wohl dabei ebenfalls mit der tödlichen Krankheit angesteckt haben. Der Mann starb drei Tage später.

Lebensgefährliche Krankheit

Ratten im Müll
Ratten gelten als Hauptüberträger der BeulenpestBild: AP

Die Lungenpest ist nicht nur die seltenste, sondern auch die gefährlichste Form der Pest. Meist entwickelt sie sich aus einer schon bestehenden Beulenpest-Infektion. Sobald sich eine Lungenpest entwickelt hat, kann sie über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden - wenn auch nicht so leicht wie eine Grippe. Infizierte leiden oft an hohem Fieber, Schüttelfrost, Husten mit blutigem Auswurf und Atembeschwerden. Nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO können Erkrankte schon innerhalb von 24 Stunden nach einer Infektion sterben.

Niemals ganz auszurotten

Indische Pest Indien Indische Frauen verbrennen Müll einem pestverseuchtem Slum in Surat, West-Indien
1994 war die Pest in einem Slum im indischen Surat ausgebrochenBild: AP

Die moderne Medizin hat die Pest mittlerweile zwar stark eingedämmt, dennoch kommt es gerade in Asien und Afrika immer wieder zu Ausbrüchen. Bei der letzten großen asiatischen Pestepidemie 1994 im indischen Surat erkrankten über 6000 Menschen, 56 von ihnen starben. "Die Pest ist sicherlich niemals ganz auszurotten, weil sie ein natürliches Reservoir in Tieren hat, besonders in Nagetieren", erklärt Christian Meyer, Internist am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Wenn sie jedoch rasch mit einem gängigen Antibiotikum behandelt werde, sei die Pest aber gut heilbar. Dieses sei sicher auch in China verfügbar. Dennoch sei die Quarantäne sinnvoll, um eine weitere Ausbreitung einzudämmen. (tl/böl/afp/ap/dpa)