Klapperstörche: Charaktervogel im Zeichen des Naturschutzes
Keine Art symbolisiert den Erfolg des Naturschutzes so wie der Weißstorch: In den 1980er Jahren in Deutschland auf ein Minimum dezimiert, wächst der Bestand seitdem wieder. Wir drücken die Daumen, dass das so bleibt.
Der Weißstorch: Es stand mal schlecht um ihn
Nach Beginn des 20. Jahrhunderts machte sich der Klapperstorch in Deutschland und anderen europäischen Ländern rar. Einst ein weit verbreiteter Sommervogel nahm sein Bestand rapide ab. Grund: Ihm fehlte Lebensraum, weil Feuchtgebiete zunehmend trockengelegt und Wiesen zu Feldern umgewandelt wurden. Der Tiefstand war im Jahr 1988: Da gab es in Deutschland nur noch weniger als 3000 Brutpaare.
Umsorgt und geschützt
Naturschützer bemühten sich, die Art wieder aufzupäppeln. Die Anstrengungen lohnten sich: Seit den 1990er Jahren wächst der Bestand wieder. Es gibt wieder über 6300 Brutpaare in Deutschland. Nach deutschem Gesetz ist der Vogel streng geschützt. Es ist verboten, ihn zu fangen, zu verletzen, zu töten oder seine Nester zu beschädigen.
Was der Storch für den Menschen tun kann
Bis in die späten 1980er Jahre korrelierte die Anzahl der Klapperstörche in Deutschland mit der hiesigen Geburtenrate. War das der Beweis, dass Störche tatsächlich die Babys bringen? Nein, es war der Pillenknick. Hängt nun die jüngste Zunahme der Geburtenrate mit der gleichzeitigen Erholung der Klapperstorchpopulationen zusammen? Ein schönes Beispiel dafür, wie Statistik täuschen kann.
Nester für die Kleinen
In ganz Deutschland errichteten Naturschützer künstliche Nisthilfen, auf denen die Störche ihre Nester bauen konnten, um in Ruhe zu brüten. Diese Hilfe nahmen die Tiere gerne an. Weißstörche kehren jeden Frühling in ihr angestammtes Nest zurück, um dort ihre Eier zu legen. Dann bauen sie ihr Nest auch weiter aus. So können die Nester nach vielen Jahren ein Gewicht von bis zu zwei Tonnen erreichen.
Klappern wie der Klapperstorch
Vor der Paarung balzen Weißstörche ausgiebig. Dazu klappern sie mit ihren Schnäbeln - das ist so ziemlich das einzige Geräusch, das sie machen. Störche sind ihrem Partner übrigens nicht so treu, wie man glauben mag. Sie kehren jedes Jahr ins gleiche Nest zurück - wenn sie dort den gleichen Partner wieder treffen, umso besser. Sonst nehmen sie auch einen anderen.
Die Kleinen sind da!
Weißstörche legen im Durchschnitt drei bis fünf Eier. Männchen und Weibchen bebrüten die Eier abwechselnd für insgesamt etwa 33 Tage. Wenn die Küken schlüpfen, füttern Vater und Mutter sie gemeinsam. Dauerregen kann in dieser Zeit gefährlich für die Kleinen werden: Sie haben noch kein wasserabweisendes Federkleid und unterkühlen schnell. Nach etwa zwei Monaten verlassen die Jungen das Nest.
Mäuseliebhaber
Wie viele von den Küken überleben, hängt auch davon ab, wie viel Futter die Eltern herbeischaffen können. Störche lieben Feldmäuse, Frösche, Eidechsen, Schlangen und Regenwürmer. Sie sind recht anpassungsfähig und fressen eigentlich alles, was sie finden können, am Meer auch Krabben und Fische. Eine saubere Natur ohne Pestizide und andere Umweltgifte kommt auch den Störchen zugute.
Beringung in schwindelnder Höhe
Wenn die Küken geschlüpft sind, bekommen sie von den Naturschützern im Nest einen Ring verpasst. So können Forscher genau verfolgen, welche Störche später wohin zurückkehren - und welche Jungstörche überleben und später selbst Küken in Deutschland bekommen.
Zugvögel auf Wanderschaft
Mitte August bis Anfang September brechen die Störche auf in die Ferne. Die Jungvögel starten zuerst, die Eltern folgen etwa zwei Wochen später. Ihr Ziel: das warme Afrika südlich der Sahara. Dort überwintern sie. Allerdings nehmen nicht alle Störche die gleiche Route. Einige - die Ostzieher - fliegen über den Bosporus, Sinai und den Sudan. Westzieher fliegen über Gibraltar.
Urlaub auf Spaniens Müllkippen
Immer mehr Störchen ist der Weg nach Afrika aber zu weit. Sie überwintern lieber in Spanien und Portugal. Dort finden sie in den Reisplantagen genug Nahrung. Beliebtes Urlaubsziel sind auch Mülldeponien. Einige Storchenpaare verzichten gleich ganz auf die lange Reise und überwintern in Deutschland. Forscher vermuten, dass ihre Zahl im Zuge des Klimawandels noch wachsen wird.
Wer weniger reist, lebt länger
Die Reise nach Afrika birgt viele Gefahren für die Störche: Hitze und Dürre etwa. In vielen Ländern werden die Vögel auch aktiv bejagt. Die Westzieher, die in Spanien überwintern, haben daher bessere Überlebenschancen als die Ostzieher. Forscher prognostizieren, dass der Weststorch-Bestand in Zukunft zunehmen wird. Oststörche hingegen werden vermutlich weniger.
Tod durch Strom
Lebensgefahr Nummer Eins für Störche: Strommasten. Dort brüten und sitzen sie gerne. Oft holen sie sich dabei aber einen tödlichen Stromschlag. Seit 2002 sind in Deutschland nur noch vogelfreundliche Strommasten erlaubt, die gegen Stromschlag gesichert sind. In anderen Ländern aber sterben viele Störche an Stromleitungen. Es gibt also noch eine Menge zu tun für den Schutz des Klapperstorches.