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Faßberg erhält Ersatz für Nazi-Glocke

29. September 2019

2017 hatte eine Kirchenglocke mit NS-Symbolen im pfälzischen Herxheim am Berg für viele Diskussionen gesorgt. Auch in Faßberg in Niedersachsen hing bisher eine ähnliche "Nazi-Glocke". Sie wurde jetzt ausgetauscht.

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Hakenkreuz-Glocke in Faßberg wird ersetzt
Ein Monteur baut die neue Glocke im Turm der Michaelkirche bei Celle einBild: picture-alliance/dpa/P. Schulze

Für die bisherige "Nazi-Glocke" hat die Michaelkirche im niedersächsischen Faßberg im Landkreis Celle einen Ersatz bekommen. Landessuperintendent Dieter Rathing weihte die Nachfolger-Glocke ein, die mit einem schlichten christlichen Kreuz verziert ist. Er begrüßte die "klare und mutige Entscheidung" des Kirchenvorstands für den Austausch. "Damit ist der Ton gesetzt, unter dem alle weitere Aufarbeitung der belasteten Vergangenheit in der Kirchengemeinde fortgesetzt werden möge", so Rathing.

Auf dem Vorgänger-Exemplar aus der NS-Zeit befinden sich zwei wenige Zentimeter große Hakenkreuze sowie ein Luftwaffenadler. Der Fall war 2017 öffentlich geworden und hatte deutschlandweite Aufmerksamkeit erfahren, da zur selben Zeit auch weitere Hakenkreuz-Glocken für Schlagzeilen sorgten. Medienberichten zufolge hängen noch in etwa zwei Dutzend deutschen Kirchen Glocken mit Bezug zum NS-Regime.

Hakenkreuz-Glocke in Faßberg wird ersetzt
Abgehängt: die alte Glocke von 1938 mit HakenkreuzBild: picture-alliance/dpa/P. Schulze

Nach Diskussionen innerhalb der Gemeinde, bei der auch ein Erhalt der alten Glocke erwogen wurde, beschloss der Kirchenvorstand im vergangenen Jahr einen Austausch. Die evangelische Landeskirche übernahm die Kosten von gut 10.000 Euro für die Herstellung der Nachfolgerin. Die neue, 203 Kilogramm schwere Glocke wurde vor wenigen Wochen von der Firma Rincker im hessischen Sinn bei Gießen gegossen, die schon Glocken für den Wormser Dom und den Hamburger Michel fertigte.

Abgehängte Glocke wird Mahnmal

Die alte Glocke soll als Mahnmal vor Ort ausgestellt werden. Nach dem geplanten Umbau des Gemeindehauses solle für sie ein angemessener Ort gefunden werden, an dem auch ihr geschichtlicher Hintergrund dargestellt werde, sagte Pastor Michael Köhler: "So vermeiden wir, dass sie zu einem Wallfahrtsort für Ewiggestrige wird."

Die heutige Michaeliskirche wurde von den Nationalsozialisten als Garnisonkirche des Fliegerhorsts Faßberg errichtet und 1938 eingeweiht. Der ganze Ort in der Südheide entstand in den 1930er Jahren durch den Bau der Luftwaffenbasis. Danach diente sie fast 30 Jahre lang als gemeinsame Kirche für evangelische und katholische Christen. 1966 kaufte die evangelische Kirche das Gotteshaus vom Staat. Die katholische Gemeinde errichtete 1967 ihre eigene Kirche.

kle/AR (epd, kna, dpa)