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Politik

Kirche bittet Missbrauchsopfer um Verzeihung

4. August 2018

Im Skandal um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche Chiles hat die Bischofskonferenz des Landes die Opfer um Vergebung gebeten. Sie hätten gegen ihre Pflichten als Priester verstoßen, erklärten die Bischöfe.

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Chile Treffen der chilenischen Bischöfe in Punta de Tralca
Bild: Getty Images/AFP/C. Reyes

"Wir haben unsere Pflicht als Hirten verletzt, weil wir nicht zugehört, nicht geglaubt, uns nicht gekümmert haben um die Opfer der schweren Sünden und Ungerechtigkeiten, die von Priestern verübt wurden", sagte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Santiago Silva.

Das höchste Gremium der chilenischen Katholiken kündigte zudem an, von sofort an in Missbrauchsfällen eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten und die Ermittlungen öffentlich zu machen. Zudem wollten die Vertreter der Bischofskonferenz Missbrauchsopfer persönlich treffen. Das Thema hatte die fünftägige Klausurtagung der Bischöfe dominiert.

Auch Chiles Kardinäle wanken

Der schwere Missbrauchsskandal sorgt seit Monaten für Schlagzeilen und hat die katholische Kirche des südamerikanischen Landes zutiefst erschüttert. So soll der ehemalige Bischof von Osorno, Juan Barros, den früheren Pfarrer und Ausbilder Fernando Karadima jahrelang geschützt haben, dem sexuelle Übergriffe gegen ehemalige Schützlinge vorgeworfen werden. Zuletzt rückten auch die beiden chilenischen Kardinäle Ricardo Ezzati und Francisco Errazuriz ins Fadenkreuz. Ihnen wird vorgeworfen, Missbrauchsfälle im Erzbistum Santiago vertuscht zu haben.

Vatikan um Aufklärung bemüht

Papst Franziskus schickte einen Sondergesandten, um den Fall aufzuklären. Zunächst hatte der Papst die Vorwürfe als "Verleumdung" zurückgewiesen. Im April hatte das Kirchenoberhaupt im Umgang mit dem Missbrauchsskandal dann "schwere Fehler" eingeräumt. Franziskus äußerte "Scham" und "Schmerz" angesichts des Leidens der Missbrauchsopfer.

Bislang fünf Rücktritte 

Im Zusammenhang mit dem Skandal um Kindesmissbrauch hatten dann im Mai dutzende Bischöfe des Landes geschlossen ihren Rücktritt eingereicht. Bislang nahm Papst Franziskus den Rücktritt von fünf von ihnen an. Darunter Bischof Barros, der zu den Hauptprotagonisten in dem Skandal zählt.

Die chilenische Justiz hat in der Missbrauchsaffäre den Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Ezzati, vorgeladen. Er muss sich am 21. August zum Vorwurf äußern, der Klerus habe sexuellen Missbrauch Schutzbefohlener durch ranghohe Geistliche vertuscht.

Die chilenische Justiz ermittelt insgesamt gegen 158 Geistliche und mit der Kirche verbundene Laien. In den Ermittlungen geht es um den sexuellen Missbrauch von 266 Betroffenen. Unter den mutmaßlichen Opfern waren demnach 178 Kinder und Jugendliche.

qu/se (dpa, afp, kna)