Thomas Scheibitz-Schau im Kunstmuseum Bonn
31. Januar 2018Ein riesiges Auge fixiert den Besucher. Scheibitz hat es als einziges Motiv auf sein großflächiges Bild gemalt, eingefasst von geometrischen Figuren, die an Mondrian denken lassen. Wer sich in Scheibitz' Kunstkino setzt, muss mit allem rechnen - Gegenstand und Abstraktion, Erinnern und Verwerfen, Altes und Neues.
Denn der 1968 in Radeberg bei Dresden geborene Künstler weiß zu überraschen. Er gibt den Farb- und Formenspieler ebenso wie den Dekonstrukteur, Collageur oder konkreten Literat. Im Scheibitz-Kino ist er Autor, Kameramann, Regisseur, Kartenabreißer und Platzanweiser zugleich. Willkommen im Film!
Motive wie aus dem Designbaukasten
Rund 70 Werke, die Scheibitz seit 1995 anfertigte, sind in der Bonner Ausstellung nun zu sehen. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Hack Museum in Ludwigshafen. Die Arbeiten bewegen sich zwischen den Polen Malerei und Skulptur. Sie balancieren zwischen Figuration und Abstraktion. Der Grad zwischen Bewunderung und Unverständnis ist schmal, wie Scheibitz schon bei seinem ersten großen internationalen Auftritt erfahren musste, damals im deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale von Venedig 2005.
Etwa die Hälfte der Werke fertigte Scheibitz eigens für die Bonner Schau an.
Scheibitz' - mal fröhlich bunte, mal dunkel pastellfarbene - Bilder und Skulpturen zitieren geometrische Formen. Sie versammeln Schattenwürfe, verwenden Buchstaben und Satzzeichen, integrieren Wolkenformationen oder auch architektonische Elemente. Wie aus einem modernen Designbaukasten wirken die Motive des Künstlers, allesamt Versatzstücke aus Gegenwart und Kunstgeschichte, die er manisch sammelt: aus Modezeitschriften, Kunstbänden, Gartenkatalogen, Baumarkt-Werbung oder Plattencovern. In seinen Werken setzt er sie neu zusammen.
Verwundert lässt der Künstler seine Kinogänger zurück - augenreibend, so irritiert wie staunend.