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Kim Min-jae: Ein "Monster" für die Bayern-Abwehr

John Duerden
14. September 2023

Seit dem ersten asiatischen Bundesligaspieler Yasohiko Okudera haben sich einige Japaner, Chinesen oder Südkoreaner in der Bundesliga behauptet. Bayerns Neuzugang Kim Min-jae ist sogar für den Ballon D'Or nominiert.

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Fußball Freundschaftsspiel | FC Bayern München - AS Monaco | Kim MinJae
Bild: Peter Schatz/picture alliance

Seit Juli steht der Südkoreaner Kim Min-jae beim FC Bayern München unter Vertrag. In den ersten drei Spieltagen der neuen Saison stand er bereits in der Startelf. Der Verteidiger kam vom SSC Neapel, der zuvor erstmals seit 1990 italienischer Meister geworden und bis ins Achtelfinale der Champions League vorgedrungen war - auch dank der Abwehrleistung des Südkoreaners. In einer Liga, die als Geburtsstätte der besten Verteidiger der Welt gilt, hat Kim dazu beigetragen, den Stellenwert asiatischer Verteidiger zu erhöhen.

Am 7. September wurde der 26-Jährige folgerichtig für den FIFA Ballon D'Or der Männer nominiert, die Auszeichnung für den Weltfußballer des Jahres. Auf der 30-köpfigen Liste finden sich auch Top-Stürmer wie Erling Haaland, Kylian Mbappe und Lionel Messi. "Es ist eine große Ehre für mich", sagte Kim der DW. "Es sind einige große Namen dabei. Und es ist ein Privileg, einer von ihnen zu sein. Es gibt nicht viele nominierte Verteidiger, daher ist es toll, als Verteidiger anerkannt zu werden."

Barrieren und Klischees überwinden

Kim ist der erste asiatische Innenverteidiger, der nominiert wurde. Seit der Japaner Yasuhiko Okudera 1977 in die Bundesliga zu Köln wechselte und der Koreaner Cha Bum-kun in den Achtzigern mit Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen den UEFA-Pokal gewann, sind asiatische Spieler im europäischen Fußball immer häufiger zu sehen.

Dazu beigetragen haben auch die Erfolge von Son Heung-min. Er wurde in Hamburg und später in Leverkusen zum Star und wechselte dann 2015 zu Tottenham Hotspur, wo er zu einem der beliebtesten Spieler in der englischen Premier League und 2022 Torschützenkönig wurde. Son spielt allerdings auf einer Offensivposition, die per se Aufsehen erregt. Seine Tore und Torvorlagen haben dazu beigetragen, die Wahrnehmung asiatischer Spieler zu verändern. Der japanische Flügelspieler Kaoru Mitoma von Brighton and Hove Albion hat sich ebenfalls zu einem der Stars der Premier League entwickelt.

Hamburgs Heung-Min Son (l.) jubelt über seinen Treffer
Son Heung-Min spielte in der Bundesliga, bevor er in die Premier League wechselteBild: dapd

Asien war jedoch nie dafür bekannt, Innenverteidiger hervorzubringen, insbesondere solche mit der Kraft, Stärke und Schnelligkeit von Kim, der in Südkorea den Spitznamen "Monster" trägt. "Europäische Mannschaften waren besorgt wegen der Größe und Stärke der Innenverteidiger in Ostasien", sagte der in Madrid lebende, ehemalige Nationalverteidiger von Singapur, Sasi Kumar, gegenüber der DW. "Kim ist nicht nur groß und stark, sondern er kann auch spielen. Er wird jetzt das tun, was Son für die Offensivspieler getan hat. Die Leute werden sich in Asien nach Innenverteidigern umsehen. Er durchbricht die Grenzen. Es ist eine große Leistung für ihn, und er sollte stolz auf das sein, was er tut. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für den asiatischen Fußball."

Kim ist ein Pionier, weitere können folgen. "Es gab schon einige gute Spieler aus Korea, die nach Europa kamen, wie Son, Cha Bum-keun und Park Ji-sung", sagte Kim. "In der Vergangenheit hat es jedoch an asiatischen Verteidigern gefehlt, die nach Europa gekommen sind. Ich denke, ich habe mich bewährt und hoffe, dass ich die Tür für weitere asiatische Verteidiger geöffnet habe, die nach Europa kommen können.

Das ist es, was Kumar erwartet: Kim wird nicht nur andere asiatische Verteidiger inspirieren, nach Europa zu kommen, sondern auch den europäischen Klubs zeigen, dass es im Osten einen Markt gibt. Die beiden Söhne von Kumar spielen in der Jugendmannschaft von Atletico Madrid. "Die Botschaft, die jetzt von den Jugendtrainern der großen europäischen Klubs kommt, ist, dass gute Spieler von überall her kommen können. Der Erfolg von Leuten wie Kim trägt dazu bei, diese Botschaft zu verstärken.

Internationale Anerkennung

Als klar wurde, dass Kim Napoli verlassen könnte, gab es eine Reihe von Vereinen wie Manchester United, Tottenham Hotspur und Arsenal aus der englischen Premier League, die an ihm interessiert waren. Er wurde schnell zu einem der begehrtesten Spieler der Liga.

"Kim macht mindestens 20 unglaubliche Dinge pro Spiel", sagte sein ehemaliger Trainer bei Napoli, Luciano Spalletti, im März. "Für mich ist er wirklich der beste Innenverteidiger der Welt. Wenn er anfängt zu laufen, kann er innerhalb von fünf Sekunden in den gegnerischen Strafraum eindringen.

Der Spieler, der in Korea mit Jeonbuk Motors zwei Meistertitel gewann, bevor er über Beijing Guoan und Fenerbahce Istanbul nach Süditalien kam, entschied sich aber für Bayern München.

Der südkoreanische Nationaltrainer und ehemalige Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann war begeistert. "Ich mache mir bei Bayern München überhaupt keine Sorgen um Min-jae, weil er dort gut aufgehoben ist", sagte Klinsmann. "Das ist eine der besten Mannschaften der Welt. Er ist einer der besten Verteidiger der Welt. Er wird es bei Bayern München gut machen."

Schritt für Schritt

Trotz solcher Lobeshymnen ist es höchst unwahrscheinlich, dass Kim den Ballon D'Or gewinnt. Der letzte Verteidiger, dem dies gelang, war Fabio Cannavaro im Jahr 2006. Es reicht schon, auf der Liste zu stehen - Kim aber will sich als Spieler weiterentwickeln, um der Beste zu werden, der er sein kann. "Ich habe in Italien unter Spaletti viel gelernt", so Kim. "Er ist taktisch intelligent und wollte immer, dass wir aggressiver nach vorne spielen, auch als Verteidiger."

In Bayern hat er nun die Chance, als erster asiatischer Verteidiger die UEFA Champions League zu gewinnen, den größten Titel im Vereinsfußball. "Als Verteidiger bei Bayern München haben wir die Aufgabe, unsere fantastischen Offensivspieler zu unterstützen, und wir sind eine Mannschaft, die gerne angreift. Aber das Wichtigste ist, nicht zu schlafen, wenn es eine defensive Umstellung gibt", sagte Kim. "Das sind Dinge, die ich in Europa noch lerne und als Spieler entwickle. Und ich möchte so gut sein, wie ich kann."

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.