Keupstraße feiert Vielfalt
Mit einem großen Kulturfestival hat Köln über Pfingsten ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Das Event "Birlikte - Zusammenstehen" erinnerte an den Anschlag, bei dem vor zehn Jahren 22 Menschen verletzt wurden.
Gegen Neonazis, Rassismus und Ausgrenzung
Auf den Tag genau zehn Jahre nach einem offenbar rassistisch motivierten Nagelbombenangriff auf der Kölner Keupstraße fanden die Feierlichkeiten eines dreitägigen Kulturfests am Montag (09.06.2014) ihren Höhepunkt. Auch Bundespräsident Joachim Gauck war auf der Abschlussveranstaltung des Fests dabei. Am Pfingstwochenende kamen rund 100.000 Besucher nach Köln.
Birlikte - Zusammenstehen
Unter dem Motto "Birlikte - Zusammenstehen" hatte das gleichnamige Bündnis aus Organisationen und der Stadt Köln eingeladen. Mit Musikbeiträgen, Theaterstücken, Tanz, Film, Literatur und Diskussionen setzte es gemeinsam mit Gästen und Bürgern ein Zeichen gegen Rassismus und rechtes Gedankengut.
22 Verletzte
Es war der 9. Juni 2004. Kurz vor 16 Uhr erschütterte eine gewaltige Explosion die Keupstraße in Köln-Mühlheim. Bei dem Attentat wurden 22 Menschen teils schwer verletzt. Die Polizei glaubte lange nicht an einen rechtsextremen Hintergrund. Erst Ende 2011 wurde deutlich, dass die Terrororganisation "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) wohl auch für diesen Anschlag verantwortlich war.
Erinnerungen an 2004
Zwischenzeitlich waren aber die Bewohner der Straße, darunter viele Türkischstämmige, in den Fokus der Ermittlungen gerückt, auch Angehörige der Verletzten. Der Friseursalon, der Ziel des Anschlags war, zeigte am Wochenende Fotos der Verwüstung in seinem Schaufenster.
Vielfalt auf den Straßen
Die Bevölkerung machte mit ihrem multikulturellen Fest deutlich, dass sie keine Gewalt gegen Ausländer toleriert. Am Sonntag (08.07.2014) fanden auf 30 Bühnen rund um die Keupstraße Kulturveranstaltungen statt. Doch auch auf der Straße sorgten Gruppen wie diese Tänzerinnen für gelebte Völkerverständigung.
Weiße Tauben als Friedenssymbol
Neben einem Empfang des Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters fand am Sonntagabend ein Deutsch-Türkischer Festabend mit einem Konzert und Festrednern statt. Weiße Tauben, die in den Himmel flogen, symbolisierten den Frieden zwischen den unterschiedlichen Kulturen.
Diskussion mit dem Justizminister
Am letzten Tag des Kulturfestivals sprach Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) während einer Podiumsdiskussion in der Spielstätte des Schauspielhauses Köln. Maas sagte, er schäme sich dafür, dass der deutsche Staat es nicht geschafft habe, über so viele Jahre dafür zu sorgen, dass unbescholtene Bürgerinnen und Bürger besser geschützt wurden.
Künstler überbringen die Botschaft
Nach der Podiumsdiskussion begann am Montag kurz vor 16 Uhr - auf die Minute genau zehn Jahre nach dem Attentat - eine große Kundgebung mit Musik und Wortbeiträgen. Zu den bekannten Bühnengästen zählten auch die Musiker Peter Maffay (links) und Udo Lindenberg. Die Moderatorin Sandra Maischberger moderierte den Abend gemeinsam mit dem Kölner Schauspieler Fatih Çevikkollu.
Kölner Prominenz
Die Kölner freuten sich am Montagabend vor allem auf ihre Lokalhelden, die mit ihrem Auftritt eine Zeichen gegen Rassismus setzten. Neben Gruppen wie Höhner und der Zeltinger Band traten Bap um Sänger Wolfgang Niedecken (links) und Comedians wie Serdar Somuncu und Carolin Kebekus (rechts) auf.
Gauck eröffnet Gedenkveranstaltung
Vor zehntausenden Anwohnern der Keupstraße und Gästen eröffnete Bundespräsident Joachim Gauck die Abschlusskundgebung. "Wir denken heute auch daran, wie viele Betroffene sich später allein gelassen oder sogar als Verdächtige behandelt fühlen mussten, wie viel Misstrauen damals gesät wurde", sagte Gauck zum Auftakt der sechsstündigen Kundgebung.
Musiker mit klarer Botschaft
Während Bastian Campmann von der Kölner Mundart-Band Kasalla bemerkte, dass alle Kölner gleich sind, ob Deutsche oder Türken, beteiligten sich auch Musiker anderer Regionen an der Völkerverständigung. Die Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier aus Stuttgart spielten einige ihrer Lieder. "Wir müssen immer wieder aufstehen und etwas gegen rechte Gewalt tun", sagte Sänger Smudo.