Teufelsaustreiber auf Weiterbildung
8. April 2018Allein in Italien suchen schätzungsweise 500.000 Menschen jedes Jahr die Hilfe eines Exorzisten. Auch Irlands bekanntester Exorzist, der katholische Priester Patrick Collins, sieht einen dramatischen Anstieg angeblicher "dämonischer Aktivitäten" auf der Insel. Die Nachfrage nach seinen Diensten sei in den vergangenen Jahren "exponentiell" gestiegen, so Collins kürzlich in einem Interview mit "The Irish Post".
Exorzisten fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet
Vom 16.-21. April findet nun an der Universität Regina Apostolorum in Rom ein Exorzismus-Kurs statt. Das nicht-öffentliche Seminar richtet sich ausschließlich an Priester, die eine Auffrischung der Exorzismus-Kenntnisse benötigen, wie der Informationsdienst Vatican News mitteilte. Auch er konstatiert, dass sich seit der Jahrtausendwende die Bitten um Befreiung von Dämonen verdreifacht hätten.
Pedro Barrajon, Professor an der Regina Apostolorum, sagte dem Informationsdienst, der Kurs sei aus der Nachfrage von Priestern entstanden, die sich für Exorzismen nicht zureichend vorbereitet fühlten. "Die Welt des Exorzismus ist kein einfaches Gelände", so der Ordenspriester der Legionäre Christi. Die Theologie habe dieses Feld in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt, weil es "nicht auf der Höhe der rationalistischen Welt von heute" scheine.
Praxis aus dem Mittelalter - aktualisiert
Unter Exorzismus wird die rituelle Vertreibung böser Mächte und Geister aus Personen, Lebewesen oder Gegenständen verstanden. Solche Praktiken gibt es in allen Kulturen. Sie sollen der ganzheitlichen Reinigung und Heilung dienen.
Die katholische Kirche versteht unter dem Begriff eine Bitte an Gott, den Menschen von der Macht des Bösen zu befreien. Der Exorzismus kann auch einen im Namen Jesu Christi an den Teufel gerichteten Befehl umfassen, den Betroffenen zu verlassen. Die Vollmacht zum Vollzug des Exorzismus leitet die Kirche aus dem Neuen Testament ab. Vorbild sind die Dämonenaustreibungen Jesu.
Der Exorzismus besteht aus Gebeten sowie Segens- und Beschwörungsformeln. 1999 legte der Vatikan neue Richtlinien vor, um stärker die Erkenntnisse der Medizin und Psychiatrie zu berücksichtigen. Nach den neuen Regelungen, die das Regelwerk von 1614 ersetzen, muss ein Exorzist sorgfältig überprüfen, ob tatsächlich ein Fall von Besessenheit vorliegt. Gegebenenfalls soll er sich mit Medizinern und Psychiatern beraten.
fab/rb (kna)