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Karstadt: Neuer Eigentümer, alte Probleme

Johanna Schmeller11. September 2014

Vor der ersten Aufsichtsratssitzung wächst die Unsicherheit, was der Sanierungskurs für die Mitarbeiter bedeutet – und worin er überhaupt bestehen könnte. Dass es jetzt schon Antworten gibt, ist aber unwahrscheinlich.

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Karstadt Kaufhaus in München. Foto: imago/Reinhard Kurzendörfer
Bild: Christof Stache/AFP/GettyImages

Am Donnerstag (11.09.2014) tagt erstmals der neuen Aufsichtsrat der Warenhauskette Karstadt unter dem neuen Eigentümer René Benko. Wie die Süddeutsche Zeitung (10.09.2014) unter Berufung auf interne Kreise meldet, könnten dabei die ersten Eckpfeiler des neuen Sanierungskonzepts vorgestellt werden. Verantwortlich zeichnet laut dem Bericht Miguel Müllenbach, der - als letzter in der Konzernspitze verbliebener von vormals drei Topmanagern - den Konzern seit dem Ausscheiden von Eva-Lotta Sjöstedt kommissarisch führt.

Nach Angaben der Zeitung ist nicht damit zu rechnen, dass bereits ein vollständiger Sanierungsplan vorgestellt wird. Ursprünglich war die Aufsichtsratssitzung bereits für Ende Juli geplant gewesen, um dringende Entscheidungen über die Ausrichtung des Konzerns zu treffen.

Karstadt Kaufhaus in München. imago/Reinhard Kurzendörfer
Der Münchener Oberpollinger gehört zu den PremiumfilialenBild: imago/Reinhard Kurzendörfer

Der erste Aufschub war dem Ausscheiden der Managerin Eva-Lotta Sjöstedt, der zweite dem Eigentümerwechsel geschuldet: Überraschend hatte Nicolas Berggruen seine Anteile an den Tiroler Unternehmer Rene Benko und dessen Firma Signa Holding verkauft.

Ein Gesprächspunkt könnte nun die Zukunftsausrichtung des Konzerns sein: In einem Interview im Tagesspiegel spricht ein Mitglied des Aufsichtsrates, Arno Peukes, im Vorfeld der Sitzung über die Herausforderung, das Zielpublikum einzugrenzen und "vom demografischen Wandel [zu] profitieren". Hier seien in der Vergangenheit Fehler gemacht worden: Karstadt müsse sich nicht an H&M messen, "dieses Bunte-Vogel-Ding" sei zu viel gewesen.

Bewegte Vergangenheit

Die Warenhauskette Karstadt blickt auf eine mehr als 130-jährige Geschichte zurück. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Karstadt-Warenhäuser in Westdeutschland auch ein Symbol des Wirtschaftwunders. In den Folgejahren expandierte die Kette rasant: Sie schluckte selbst die größten Konkurrenten Neckermann, Hertie und Quelle.

Anfang des Jahrtausends geriet das Unternehmen dann in finanzielle Schwierigkeiten, kämpfte mit Verlusten und sinkenden Umsätzen.

2010 schließlich kaufte der Milliardär Nicolas Berggruen Karstadt für einen symbolischen Euro von Arcandor und aus der Insolvenz – und wurde zunächst von Politikern und Gewerkschaften als Retter gefeiert.

Doch Berggruen blieb glücklos. Zuletzt zeigten sich vor allem die Mitarbeiter enttäuscht: Ihre Hoffnung, dass er der richtige Mann sein könnte, um Karstadt wieder auf Kurs zu bringen, wurde nicht eingelöst.

Berggruen holte Eva-Lotta Sjöstedt an die Spitze - die nach nur fünf Monaten im Amt aufgab, angeblich, weil der Aufsichtsrat ihren Mitarbeiterfreundlichen Sanierungskurs nicht unterstützen wollte.

Berggruen, dann Benko

Mitte August schließlich übernahm der Tiroler René Benko das Steuer. Seine Finanzgruppe Signa Holding besaß bereits seit Ende 2013 die Premiumhäuser des Karstadt-Konzerns: das Hamburger Alsterhaus, das Berliner KaDeWe und die Münchner Filiale Oberpollinger. Benko zahlte damals für das Luxuspaket 300 Millionen Euro.

Rene Benko. Foto: dpa
René Benko, Gründer der Signa-Holding und Karstadt-EigentümerBild: picture alliance/APA/picturedesk.com

Die Boulevardzeitung Bild berichtete am Wochenende, dass bis zu 30 der 83 Filialen von der Schließung bedroht seien. Doch auch laut Bild wird es eine endgültige Entscheidung über einen möglichen Personalabbau am Donnerstag noch nicht geben. Für die verbliebenen 17.000 Karstadt-Mitarbeiter geht das Zittern also wohl noch eine Weile weiter.