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Kardinalskollegium wird internationaler

Christoph Strack13. Januar 2014

Seit Jahren spricht man mit Blick auf die katholische Kirche vom Trend zur Weltkirche. Papst Franziskus stellt nun das Kardinalskollegium globaler auf. Schließlich ist nur in Europa die Zahl der Katholiken rückläufig.

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Vatikan Papstwahl 2013 Wahl Messe
Bild: picture-alliance/dpa

Die Kardinäle sind nicht nur die höchsten katholischen Würdenträger nach dem Papst, sondern auch seine wichtigsten Berater. Zudem bilden sie – so lange sie das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben - den Kreis derer, die nach dem Tod oder Rücktritt des Papstes das neue Kirchenoberhaupt wählen. Papst Franziskus nimmt am 22. Februar 19 Geistliche neu in den Kreis der Kardinäle auf. Allerdings sind drei von ihnen bereits älter als 80 Jahre und dürfen somit nicht mehr an einer Papstwahl teilnehmen.

Derzeit gibt es 107 Kardinäle, die bei einem Konklave wahlberechtigt wären. Einer von ihnen wird bereits Ende Januar 80 Jahre alt. Mit dem sogenannten Konsistorium, der feierlichen „Kardinalserhebung“, beträgt die Zahl der potenziellen Papstwähler also 122.

Auch künftig jeder zweite aus Europa

Von diesen 122 Kardinälen stammt genau die Hälfte aus Europa - 61. Damit ist der Anteil des alten Kontinents immer noch überdurchschnittlich hoch. Denn in Europa sinkt die Zahl der Katholiken, auf anderen Kontinenten steigt sie hingegen. Nur mehr gut jeder vierte Katholik weltweit lebt noch in Europa. Auch wenn das Kardinalskollegium bislang keine repräsentative Instanz sein soll - seine Zusammensetzung spielt die Veränderungen im Weltkatholizismus während der vergangenen Jahrzehnte in keiner Weise wider.

Italiener im Apparat

Mehr als jeder vierte der möglichen Papstwähler ist Italiener (28). Es bleibt dabei: Es ist nur ein sehr allmählicher Prozess, die traditionell starke Rolle der Italiener im Kardinalskollegium und in der Kurie, dem vatikanischen Apparat, zu reduzieren. Auch jetzt sind vier der 16 wahlberechtigten Kardinäle, die Franziskus neu ernennt, Italiener. Drei von ihnen gehören der Kurie an. Das zeigt, dass in den letzten Jahren trotz allen Geredes gegen Seilschaften und Netzwerke eher wieder Italiener im Apparat vorgerückt sind. Nebenbei bemerkt: Unter den 122 Papstwählern sind Ende Februar fünf Deutsche.

Vatikan Papst Nachfolge
Brustkreuz eines KardinalsBild: REUTERS

Heute lebt etwa die Hälfte aller Katholiken auf dem amerikanischen Doppelkontinent - ganz überwiegend in Lateinamerika. Künftig stammen 15 der unter 80-jährigen Kardinäle aus Nordamerika, nur 19 aus Lateinamerika. Fünf von ihnen sind Brasilianer, drei Mexikaner. Der Blick auf Lateinamerika macht vielleicht am deutlichsten, wie der Papst aus Argentinien global agiert: Sowohl Brasilien als auch Mexiko stellten schon mehr wahlberechtigte Kardinäle. Aber Franziskus bindet mehr Länder ins aktive Kardinalskollegium ein. So sind Nicaragua, Chile, Haiti und auch wieder sein Heimatland Argentinien künftig mit je einem Kardinal dabei.

Rom Konklave beginnt
Kardinäle vor dem letztjährigen Konklave in der Sixtinischen KapelleBild: AFP/Getty Images

Zukunft Afrika und Asien

Ein Trend zur Weltkirche zeigt sich am ehesten an der Verleihung des Kardinalspurpurs an Afrikaner und Asiaten. Künftig stellt Afrika 14 Papstwähler, Asien 12. Allmählich wird der Kreis der Papstwähler wirklich ein wenig farbiger. Das passt dazu, dass viele langjährige Beobachter beim Konklave 2013 sagten, derzeit sei es für die Wahl eines Papstes aus Afrikas oder Asiens wohl noch zu früh. Aber das nächste oder übernächste Kirchenoberhaupt könne durchaus aus diesen jungen Kirchen kommen.

Die katholische Kirche als 2.000 Jahre alte Institution bewegt sich langsam. Ähnliches gilt für die Veränderungen des Kardinalskollegiums. Der Blick auf die Schar jener, die altersbedingt bis zum Ende des Jahres 2014 aus dem Kreis der möglichen Papstwähler ausscheiden, zeigt diesen schleichenden Prozess. Unter den elf Kardinälen, die in diesem Jahr noch 80 Jahre alt werden, sind acht Europäer, allein fünf Italiener. Hingegen kein einziger Afrikaner. Das passt zur demographischen Entwicklung des Weltkatholizismus.

Der jüngste Purpurträger aus Haiti

Ein nicht offizieller Titel im Kreis der Kardinäle ist stets und zumeist schnell vergänglich – der des jüngsten Kardinals der Weltkirche. Im Februar 2012 fiel der Blick der Statistiker auf den Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki mit damals 55 Jahren, im November 2012 rückte dann der zehn Monate jüngere Erzbischof der philippinischen Hauptstadt Manila mit 56 Jahren nach. Künftig kommt der Jüngste im Kreis aus Haiti. Chibly Langlois wurde vor wenigen Wochen 55 Jahre alt.

Vorhof der Völker Berlin Kardinal Woelki 26.11.2013
Kardinal Rainer Maria WoelkiBild: picture-alliance/dpa