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Kapverden goes Afrika-Cup

Johannes Beck21. Dezember 2012

Die Kapverden haben sich zum ersten Mal für einen Afrika-Cup qualifiziert. Weil sich die Regierung die Teilnahme am Fußball-Turnier in Südafrika nicht leisten kann, werden im Land Spenden gesammelt.

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Anhänger der Fußball-Nationalmannschaft der Kapverden feiern die Qualifikation des Teams zur Afrika-Fußballmeisterschaft 2013 in Südafrika. Nélio dos Santos
Kapverden feiert Qualifikation zum Afrika-CupBild: DW

Der Blauhai gehört zu den weltweit verbreitetsten Haiarten. Besonders oft findet man ihn im offenen Ozean, im Atlantik zum Beispiel um Inselgruppen wie den Azoren, Madeira oder den Kapverden. Blauhaie ernähren sich vor allem von kleinen Fischen wie Heringen oder Sardinen, außerdem von Tintenfischen. Attacken auf Menschen sind sehr selten. Und schon gar nicht bekannt ist, dass Blauhaie Löwen fressen würden.

Doch in der an Tier-Methaphern so reichen Welt des afrikanischen Fußballs ist genau dies passiert. Die Mannschaft der Kapverden, die sich "Tubarões Azuis" - also Blauhaie - nennt, hat in der Qualifikation zum Afrika-Cup die "Löwen" aus Kamerun ausgeschaltet. 2:0 und 1:2 gingen Hin- und Rückspiel im September und Oktober aus. Aufgrund ihres besseren Torverhältnisses konnten sich die Kapverden damit zum ersten Mal für eine Afrika-Meisterschaft qualifizieren. Die Kameruner, historisch gesehen eine der besten Mannschaften des Kontinents, müssen dagegen zu Hause bleiben.

Fußball-Nationalmannschaft der Kapverden vor dem Spiel gegen Kamerun Daniel Almeida (DW)
Das Team aus den Kapverden vor dem Qualifikations-Spiel zur Afrika-Meisterschaft gegen Kamerun.Bild: DW/Daniel Almeida

Glücksgefühle

Seitdem leben die Kapverdier "fußballtechnisch" gesehen auf einer Wolke des Glücks. "Ich glaube, dass dieser Erfolg alle Bewohner der Kapverden vereint", freute sich Jorge Fonseca, der Präsident der Republik. "Wir werden nun diese kostbare Qualifikation genießen und uns auf die Endphase des Afrika-Cups vorbereiten."

Die Vorbereitung gestaltet sich aber nicht ganz einfach. "Das ist unsere erste Qualifikation. Dabei ist klar: Alles ist neu für uns", sagt Lúcio Antunes, der Trainer der Nationalmannschaft. Die Probleme der Kapverden dabei sind vor allem finanzieller Natur.

Knapp 2000 Euro für die Qualifikation

Mit welch bescheidenen Mitteln auf den westafrikanischen Inseln operiert wird, zeigt ein Blick auf die Spielerprämien. Für die historische Qualifikation zum Afrika-Cup erhielt jeder Spieler 200.000 kapverdische Escudos, umgerechnet 1814 Euro. Insgesamt bekamen die 25 Spieler also etwa 45.000 Euro. Zum Vergleich: Nach dem Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft 2012 hatte der Deutsche Fußballbund DFB 100.000 Euro als Prämie bezahlt - pro Spieler wohlgemerkt.

Die Kosten der Reise zur Kontinental-Meisterschaft in Südafrika im Januar 2013 sprengen das Budget der kapverdischen Regierung. "Wir bekommen Hilfe von der Regierung, aber wir zählen auch auf die Unterstützung aller Bewohner der Kapverden", erklärt Mário Semedo, Präsident des Fußballverbands der Kapverden. Genaue Summen nennt er nicht, aber nur mit den Regierungsgeldern sei die Reise nicht zu finanzieren.

Mário Semedo - Präsident des Fußball-Verbandes der Kapverden Nélio dos Santos (DW)
Mário Semedo - Präsident des Fußball-Verbandes der KapverdenBild: DW/Nélio dos Santos

Deshalb hat der Fußballverband eine Kampagne namens "Operation Afrika-Cup" ("Operação CAN 2013") gestartet. Höhepunkt war ein großes Benefizkonzert in der Hauptstadt Praia am 9. Dezember 2012. "Über diese Kampagne hoffen wir, dass alle dazu beitragen, dass wir unsere Teilnahme am Afrika-Cup finanzieren können", sagt Semedo. Auch die Post des Landes trägt ihren Teil dazu bei und hat eine Serie von Sonderbriefmarken aufgelegt. Zehn Prozent der Verkaufserlöse sollen der Mannschaft für ihre große Reise zugute kommen.

Blauhaie gegen Antilopen

In Gruppe A des Afrika-Cups treffen die Blauhaie der Kapverden auf die Schwarzen Antilopen aus Angola, die zweite portugiesisch-sprachige Mannschaft des Turniers. Außerdem spielen Gastgeber Südafrika und Marokko in der Gruppe A. "Das sind Mannschaften, die wir gut kennen", gibt sich Semedo angesichts der harten Gruppe unbeeindruckt. "Wenn eine Mannschaft ein Team wie Kamerun ausschalten kann, dann kann man mit einem gewissen Optimismus jedem anderen Gegner aus Afrika entgegenschauen."

In der Rangliste des Weltfußballverbandes FIFA vom November 2012 stehen die Kapverden immerhin auf Platz 63 noch vor traditionellen Fußballnationen wie Österreich und Schottland und den drei Gruppengegnern Marokko, Südafrika und Angola. Demnach wären die Kapverden, in deren Mannschaft vor allem Spieler aus der portugiesischen Liga spielen, also sogar Favorit der Gruppe A.

Die unerwartete Bissstärke der Blauhaie schreibt die Presse der Kapverden neben Mário Semedo, der in den vergangenen Jahren den Fußballverband des Landes professionalisiert hat, vor allem Trainer Lúcio Antunes zu. Er wird teilweise schon mit Trainerlegenden wie dem Portugiesen José Mourinho oder dem Brasilianer Luiz Felipe Scolari verglichen. "Das sind zwei Trainer, die sich auf einem anderen Niveau bewegen und ganz andere Erfahrungen mitbringen", kommentiert Lúcio Antunes. "Der Vergleich passt gar nicht! Was würde ich dafür geben, ein Mourinho oder ein Scolari zu sein."

Titel: Lúcio Antunes - Trainer der Fußball-Nationalmannschaft der Kapverden Nélio dos Santos (DW)
Lúcio Antunes - Trainer der Fußball-Nationalmannschaft der KapverdenBild: DW/Nélio dos Santos

Praktikum in Madrid

Um sich fachlich für den Afrika-Cup zu rüsten, machte Lúcio Antunes im Dezember ein einwöchiges Praktikum bei José Mourinho. Das Fazit des Trainers von Real Madrid fiel im Interview mit dem Nationalradio der Kapverden sehr positiv aus: "Antunes ist ein intelligenter Trainer: Er bringt eigene Ideen mit, arbeitet gut organisiert und methodisch und ist ehrgeizig. Er ist ein sehr guter Trainer!"

Blauhaie schwimmen oft langsam an der Wasseroberfläche. Sie gelten aber als ausgesprochen ausdauernde und zähe Schwimmer und legen in den Weltmeeren weite Strecken zurück. "Unser Traum ist es, die zweite Runde, also das Viertelfinale, zu erreichen", sagt Lúcio Antunes. "Und wer weiß, dann erreichen wir vielleicht das Halbfinale…"