Kamerun: Mit der Muttersprache zum Erfolg
Im Nordwesten Kameruns lernen Kinder ab der ersten Klasse auf Englisch, obwohl die meisten von ihnen diese Sprache nicht verstehen. An einigen Schulen findet der Unterricht jetzt in ihrer Muttersprache statt - auf Kom.
Die eigene Sprache schreiben können
Normalerweise findet der Unterricht im Nordwesten Kameruns ab der ersten Klasse auf Englisch statt, obwohl die Kinder kein Wort Englisch verstehen. Sie müssen also gleichzeitig Lesen, Schreiben und die Bedeutung von fremden Wörtern lernen - eine Riesenherausforderung für die Erstklässler. An einigen Projekt-Schulen lernen sie daher zunächst in ihrer Muttersprache - Kom - Lesen und Schreiben.
Geschichten aus dem alltäglichen Leben
Die Kinder können sich ganz auf ihre Muttersprache konzentrieren und machen viel schneller Fortschritte als Schüler an anderen Schulen. Für den Muttersprachen-Unterricht haben Sprachwissenschaftler eigene Schulbücher entwickelt. Darin stehen Begriffe und Geschichten, die die Kinder aus ihrem dörflichen Umfeld kennen. So verstehen sie das Gelernte besser und können es zu Hause direkt anwenden.
Englisch als Fremdsprache
Ab der zweiten Klasse lernen die Kinder Englisch. Sie können dann bereits in ihrer Muttersprache Kom lesen und schreiben. Für die neue Sprache müssen sie dann nur ein paar zusätzliche Buchstaben lernen, die es in Kom nicht gibt.
Die Neugier ist geweckt
Die Schüler beteiligten sich viel aktiver am Unterricht als Kinder, die von der ersten Klasse an auf Englisch unterrichtet würden, berichten die Lehrer. "Unsere Schüler verstehen die Fragen und haben keine Angst, etwas Falsches zu antworten", erzählt eine von ihnen. "Die Kinder sind wissbegierig und lesen alles, was sie in die Finger bekommen."
Keine Angst vor dem Stock
Wer Spaß am Unterricht hat, lernt mehr. Und wer mehr lernt, der hat mehr Spaß am Unterricht. "Der Muttersprachenunterricht hat auch dazu geführt, dass die Lehrer die Schüler seltener schlagen", sagt Kain Godfrey Chuo, der das Projekt koordiniert. Die Prügelstrafe ist in Kamerun noch immer weit verbreitet. Können Schüler eine Aufgabe nicht lösen, drohen ihnen an vielen Schulen der Stock.
Kompetente Lehrer
Viele Lehrer in der Region sprechen selbst kein gutes Englisch - darunter leidet die Qualität des Unterrichts. Auch ein Lehrer, der im Unterricht seine Muttersprache sprechen kann, macht weniger Fehler.
'English first' erst ab Klasse 4
Erst ab der vierten Klasse findet der komplette Unterricht auf Englisch statt. Die Kinder haben bis dahin die mathematischen Grundlagen bereits verstanden und müssen sie nun nur noch ins Englische übersetzen. Dadurch können sie die Aufgaben viel schneller lösen, als wenn sie das Rechnen direkt in einer Fremdsprache gelernt hätten.
Solide Grundlage
Wenn die Kinder die Grundschule nach sechs Jahren beenden, schneiden sie in den Abschlussklausuren häufig besser ab als Schüler, die von Anfang an Unterricht auf Englisch hatten. Der Muttersprachen-Unterricht legt die Grundlage für Erfolg in der Schule und im weiteren Berufsleben.