Für Kaffeeanbau ist Europa nun wahrlich nicht bekannt. Und doch werden die Bohnen im Valle de Agaete auf Gran Canaria schon seit dem 19. Jahrhundert kultiviert. Teil X unserer Reihe "Extreme Orte".
Es soll ein Hirte im Gebiet des heutigen Äthiopien gewesen sein, der die Kaffeepflanze entdeckte. Er hatte beobachtet, dass einige seiner Ziegen wie aufgedreht herumsprangen, nachdem sie von den roten Früchten der Pflanze gegessen hatten. Ein Zufall, der den Grundstein für die Entstehung eines Getränks legte, das heute zu den beliebtesten weltweit zählt.
Besonders viel Kaffee wird übrigens in europäischen Ländern konsumiert, allen voran in Finnland. Rund zwölf Kilogramm verbraucht jeder Finne statistisch gesehen pro Jahr – das sind drei bis vier Tassen täglich. Auch in Deutschland ist Kaffee das Lieblingsgetränk Nummer eins, noch vor Wasser oder Bier.
Angebaut werden die Pflanzen allerdings in anderen Teilen der Welt. Länder wie Brasilien, Kolumbien, Indonesien oder Äthiopien sind als Kaffeeproduzenten bekannt. Tatsächlich gibt es aber auch in Europa Regionen, in denen Kaffeepflanzen wachsen. Und zwar im milden Klima der Azoren und der Kanarischen Inseln.
Frühlingshafte Temperaturen das ganze Jahr: ideale Bedingungen für die Kaffeebauern auf Gran Canaria
Hier haben einige Bewohner Kaffeepflanzen im eigenen Garten und ernten die Bohnen für den Privatgebrauch. Das größte Anbaugebiet Europas – und das einzige wirklich kommerzielle – befindet sich auf Gran Canaria. Im lang gestreckten Tal "Valle de Agaete" gedeiht inmitten üppiger Vegetation auch Kaffee. Die spanische Insel vor der Küste Nordafrikas bietet perfekte Bedingungen: ganzjährig milde Temperaturen und fruchtbare Lavaböden.
Für die Reihe "Europa maxximal" im Kultur- und Lifestyle-Magazin "Euromaxx" ist DW-Reporter Hendrik Welling auf die Kanaren gereist. Auf einer der kleinen Plantagen hat er sich in die Kunst des Kaffeeanbaus und der Ernte einweihen lassen – und hat hautnah erlebt, wie viel Arbeit in jeder Tasse steckt. Wie ihm der Kaffee von den Kanaren geschmeckt hat, erfahren Sie in unserem Video.
Zwischen 1.500 und 2.000 Kilogramm Kaffee pro Jahr werden im Agaete-Tal produziert. Klein, aber fein ist die Devise. Geerntet werden die Kaffeebohnen von Hand.
Vom Pflücken über das Trocknen bis hin zum Rösten: die Kaffeeproduktion auf den Kanaren ist reine Handarbeit
Nur die reifen roten Früchte landen auf dem Trockensieb. Auch die weitere Verarbeitung bis hin zum Rösten übernehmen die Kaffeebauern direkt vor Ort. Exportiert wird der Kaffee aus Agaete zwar nicht, dafür bekommen Kaffeeliebhaber hier etwas, was in Europa eine echte Rarität ist: eine Tasse Kaffee aus regionalem Anbau.
Service-Tipps:
Adresse: Valle de Agaete, Provinz Las Palmas, Gran Canaria, Spanien
Anreise: Von Las Palmas de Gran Canaria sind es mit dem Bus oder Mietwagen rund 30 Kilometer bis zum Ort Agaete. Das Tal der Kaffeebauern erstreckt sich südöstlich davon.
Der besondere Tipp: Erntezeit ist von März bis Juni. Einige Fincas bieten Führungen an, bei denen man sich über den Kaffeeanbau informieren kann.
Europa von seiner extremen Seite: Die Reihe "Europa maxximal" im Lifestyle- und Kulturmagazin "Euromaxx" macht europäische Superlative erlebbar – von außergewöhnlicher Architektur über spektakuläre Landschaften bis hin zu einzigartigen kulturellen Phänomenen. Begleitend zur Reihe erscheint das Buch "111 extreme Orte, die man gesehen haben muss" in Kooperation mit dem Emons Verlag. Ein alternativer Reiseführer, informativ und unterhaltsam zugleich. Für Reiselustige, Europa-Fans und alle, die gerne mit ausgefallenem Partywissen angeben. Rekordverdächtig gut!