König Ludwigs Refugium: die Roseninsel im Starnberger See
Der Starnberger See ist untrennbar mit dem bayerischen Märchenkönig Ludwig II. verbunden. Nicht nur, weil er hier starb. Sein Rückzugsort, die Roseninsel, ist ab Mai wieder für Besucher geöffnet.
Naturidyll Starnberger See
Der Starnberger See vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Münchnern und internationalen Gästen. Rund 4000 Besucher pro Monat zählt dabei allein die kleine, autofreie Roseninsel mit ihrer königlichen Parkanlage. Hier startet jedes Jahr zum 1. Mai die Frühjahrssaison nach der Winterruhe.
Stelldichein mit dem Märchenkönig
Der Starnberger See und die Roseninsel sind berühmt als Zufluchtsorte, an die sich Ludwig II. regelmäßig zurückzog. Auf der damaligen Privatinsel des bayerischen Königshauses empfing er nur ausgewählte Gäste wie die Zarin Maria Alexandrowna oder den Komponisten Richard Wagner. Häufigste Besucherin aber war seine Cousine Sisi, Kaiserin von Österreich.
Fährmann, hol über!
Ludwig II. suchte auf der einzigen Insel im Starnberger See die Einsamkeit. Die würde er heute nur noch im Winter finden. Von Frühjahr bis Herbst bringen kleine, hölzerne Fährboote die Besucher vom Glockensteg in Feldafing zur Insel. Die Überfahrt dauert nur fünf Minuten - bei herrlichem Ausblick auf das Alpenpanorama mit Zugspitze und Karwendel-Gebirge.
Bayerische Toskana
Das Hauptgebäude auf der Roseninsel ist das sogenannte Casino. Der Vater von Ludwig, Maximilian II., ließ die königliche Villa als Ausflugsziel errichten ließ. Das Sommerhäuschen mit Lauben, Galerien und Aussichtsturm ist ein romantischer Stilmix aus oberitalienischem Landhaus und bayerischem Gebirgshaus.
Vom Sommeridyll zum Standesamt
Die Innenwände schmücken zarte Wandmalereien, die denen einer römisch-antiken Villa aus Pompeji nachempfunden sind. Der große Salon und das Schlafzimmer des Königs im Obergeschoss sind heute für Besucher geöffnet. Hochzeitspaare können im Gartensaal des Erdgeschoss sogar standesamtlich heiraten.
Meisterwerk der Gartenkunst
Die Gartenanlage auf der Roseninsel schuf der bedeutendste deutsche Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts, Peter Joseph Lenné. Sanft geschwungene Wege führen vorbei an wechselnden Landschaftsbildern und Skulpturen. Beim Spaziergang eröffnet die sorgfältig angelegte Baumpflanzung auch immer wieder Sichtfenster auf den Starnberger See.
Pretty in Pink
Höhepunkt ist der Rosengarten mit der fünf Meter hohen, blau-weißen Glassäule im Zentrum. Die 600 historischen Hochstamm- und Strauchrosen öffnen im Juni das erste Mal ihre Knospen. Dem Rosarium, das Lenné um 1850 anlegte, verdankt die Insel ihren Namen. Die Blumenpracht erfreute bereits Sisi und Ludwig.
Mysteriöser Tod im Starnberger See
Die Blütezeit der Roseninsel endete mit Ludwigs Tod. Wo sein Leichnam und der seines Arztes am 13. Juni 1886 im Starnberger See aufgefunden wurden, prangt ein riesiges Kreuz. Die Todesumstände sind bis heute ungeklärt. Die Roseninsel verwilderte fortan. Erst 2003 öffnete der Freistaat Bayern die rekonstruierte Gartenanlage für die Öffentlichkeit.
Unsichtbares UNESCO-Welterbe
Besiedelt ist die Roseninsel schon sehr viel länger. Neben Funden aus römischer Zeit haben Archäologen Spuren von 3000 Jahre alten Pfahlbauten im Schlamm der Flachwasserzone vor der Nordostspitze der Insel gefunden. Seit 2011 zählen diese prähistorischen Seeufersiedlungen zum UNESCO-Welterbe der Menschheit.