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Politik

Junger Filmemacher in Kairo in Haft gestorben

3. Mai 2020

Die genaue Ursache des Todes von Schady Habasch im Tora-Gefängnis ist noch unklar. Doch als Kritiker des ägyptischen Staatschefs al-Sisi hatte er eine harte Zeit hinter Gittern. Habasch wurde nur 24 Jahre alt.

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Das Tora-Gefängnis in der ägyptischen Hauptstadt (Foto: Getty Images/AFP/K. Desouki)
Das Tora-Gefängnis in der ägyptischen Hauptstadt Bild: Getty Images/AFP/K. Desouki

In Ägypten ist ein junger ägyptischer Filmemacher im Gefängnis gestorben, der wegen Kritik an Staatschef Abdel Fattah al-Sisi in einem Musikvideo inhaftiert worden war. Der 24-jährige Schady Habasch sei im Tora-Gefängnis in Kairo gestorben, sagte sein Anwalt Ahmed al-Chawaga der Nachrichtenagentur AFP. Die genaue Todesursache konnte er nicht nennen.

"Das Gefängnis tötet nicht, die Einsamkeit tut es"

"Sein Gesundheitszustand hatte sich seit einigen Tagen verschlechtert", sagte der Verteidiger über Habasch. "Er wurde ins Krankenhaus und dann am Freitagabend zurück ins Gefängnis gebracht, wo er in der folgenden Nacht starb." Das Arabische Netzwerk für Menschenrechtsinformationen erklärte via Twitter, Habasch sei durch "Fahrlässigkeit und mangelnde Gerechtigkeit" zu Tode gekommen.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi duldet keine Kritik an seiner Politik (Foto: picture-alliance/AP Images/AP Photo/E. Vucci)
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi duldet keine Kritik an seiner Politik Bild: picture-alliance/AP Images/AP Photo/E. Vucci

Nach seinem Tod veröffentlichten Freunde von Habasch einen Brief, den er im Oktober aus dem Gefängnis geschrieben hatte und in dem er von seiner Verzweiflung sprach: "Das Gefängnis tötet nicht, die Einsamkeit tut es." Seine Situation beschrieb er als Kampf, "sich selbst davon abzuhalten, verrückt zu werden oder langsam zu sterben, weil man vor zwei Jahren in einen Raum geworfen und vergessen wurde''.

"Verheerender Schlag gegen die künstlerische Freiheit"

Der Autorenverband PEN Amerika nannte Habaschs Tod in Haft einen "verheerenden Schlag gegen die künstlerische Freiheit". Die Verbandsvorsitzende Julie Trebault erklärte, damit habe Ägyptens Staatschef ein "beunruhigendes Signal" ausgesendet: "Teile Ansichten, mit denen ich nicht übereinstimme, und Dir könnte eine De-facto-Todesstrafe drohen."

Habasch war im März 2018 festgenommen worden unter dem Vorwurf, Falschinformationen zu verbreiten und einer "illegalen Organisation" anzugehören. Zuvor hatte er bei dem Musikvideo zum Song "Balaha" des Rock-Sängers Ramy Essam Regie geführt.

Der Song richtet sich gegen "Balaha", wie al-Sisi von seinen Kritikern wegen einer Figur in einem ägyptischen Film oft genannt wird, bei der es sich um einen notorischen Lügner handelt. Essam war wegen seiner Rolle während des Aufstandes Anfang 2011 gegen den damaligen Staatschef Hosni Mubarak bekannt geworden. Später ging der Sänger nach Schweden ins Exil. Das Video zu "Balaha" wurde bei YouTube mehr als fünf Millionen Mal aufgerufen.

Al-Sisi regiert Ägypten seit 2014 mit harter Hand. Nach Schätzungen einiger Nichtregierungsorganisationen gibt es in dem nordafrikanischen Land rund 60.000 politische Gefangene, darunter Journalisten, Anwälte, säkulare Aktivisten und Islamisten.

sti/se (afp, ap)