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Jedes sechste Kind lebt in Konfliktgebiet

13. Februar 2020

415 Millionen Kinder weltweit wachsen laut "Save the Children" in Kriegen und Konflikten auf. Das ist ein Drittel mehr als vor zehn Jahren. Jungen und Mädchen sind unterschiedlich betroffen.

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Syrien | Kind mit Kanister im kurdischen  al-Hol camp
Dieser Junge lebt im Al-Hol-Camp für Vertriebene im Nordosten SyriensBild: Getty Images/AFP/D. Souleiman

Das zeigt der aktuelle Bericht "Krieg gegen Kinder", den die Kinderrechtsorganisation "Save the Children" anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz zum dritten Mal veröffentlicht. 2018 hätten insgesamt 415 Millionen Kinder in Konfliktgebieten gelebt. Das ist zwar ein leichter Rückgang von fünf Millionen im Vergleich zum Vorjahr, entspricht aber 34 Prozent mehr als noch im Jahr 2010. Demnach ist in Afrika die Zahl der betroffenen Kinder mit 170 Millionen am höchsten. Jedes vierte Kind lebt dort in einem Konfliktgebiet, weltweit ist es jedes sechste. 

Als Konfliktgebiet bezeichnet "Save the Children" ein Gebiet von 50 Kilometer Radius um einen Ort, an dem mindestens ein tödlicher Kampf im entsprechenden Jahr stattfand. Kinder sind nach der Definition der Hilfsorganisation Menschen unter 18 Jahren. "Seit 2005 wurden 95.000 Kinder verstümmelt oder getötet, Zehntausende wurden entführt. Kinder in Konflikten werden sexuell missbraucht oder zwangsrekrutiert, humanitäre Hilfe wird ihnen systematisch verweigert", so "Save the Children" in einem Statement.

Infografik Kinder in Konfliktgebieten 2020 DE

Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern

In ihrem Bericht untersucht die Organisation erstmals, ob sich die sechs schwersten Kinderrechtsverletzungen auf Mädchen und Jungen unterschiedlich auswirken. Allein im Jahr 2018 wurden laut "Save the Children" mehr als 12.000 Kinder durch konfliktbedingte Gewalt getötet oder verletzt. Das entspricht einem Anstieg von 13 Prozent. Dabei seien Jungen "weitaus häufiger durch direkte Kriegsführung getötet" worden als Mädchen, erklärte die Organisation. Mädchen würden meist durch den Einsatz explosiver Waffen getötet oder verletzt.

Jungen sind insgesamt stärker von der Rekrutierung durch Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen sowie von Entführungen betroffen, heißt es. Sie würden als Kindersoldaten oder menschliche Schutzschilde eingesetzt, zum Transport von Sprengstoff gezwungen oder als Selbstmordattentäter missbraucht.

Südsudan - Freilassung von Kindersoldaten
Wenn Kindersoldaten den Kampf überleben, ist die Rückkehr in ein normales Leben schwierigBild: Getty Images/AFP/S. Glinski

Mädchen müssen dem Bericht zufolge oft häusliche Arbeiten in bewaffneten Gruppen verrichten, werden weitaus häufiger vergewaltigt, zur Kinderheirat gezwungen oder sind anderen Formen von sexuellem Missbrauch ausgesetzt. 87 Prozent aller nachgewiesenen Fälle von sexueller Gewalt betraf Mädchen.

Zehn Länder besonders betroffen

Die Länder, in denen Kinder am stärksten unter bewaffneten Konflikten leiden, sind laut "Save the Children" Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Irak, Jemen, Mali, Nigeria, Somalia, Südsudan, Syrien und die Zentralafrikanische Republik. Die verfügbaren Datensätze ließen der Organisation zufolge keine Rangordnung zu. Die Zahl der gemeldeten Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser stieg 2018 um 32 Prozent auf 1.892 an.

"Die sinnlose Zerstörung des Lebens von Kindern wird weitergehen, wenn nicht alle Regierungen und Kriegsparteien jetzt handeln, um internationale Normen und Standards zu wahren und die Täter zur Verantwortung für ihre Verbrechen zu ziehen", mahnt Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende von "Save the Children", und fordert: "Der Krieg gegen Kinder muss aufhören."

ahar/ust/kle (afp,epd, save the children)