Japan: Ministerin besucht Kriegsschrein
29. Dezember 2016Mit ihrem Besuch des höchst umstrittenen Kriegsschreins Yasukuni in Tokio hat die japanische Verteidigungsministerin Tomomi Inada - erwartungsgemäß - den Protest Südkoreas provoziert. Die konservative Politikerin (Artikelbild) ist bereits das zweite Kabinettsmitglied, das in dieser Woche die traditionsreiche Anlage besucht.
Bedauern, Besorgnis
Im Yasukuni-Schrein wird der 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten gedacht. Auch werden dort mehrere Kriegsverbrecher geehrt. Das Außenministerium in Seoul drückte laut Medienberichten Bedauern und Besorgnis über Inadas Besuch im Yasukuni aus. Solche Besuche von führenden japanischen Politikern verärgern immer wieder vor allem Südkorea und China, die Opfer Japans im Zweiten Weltkrieg waren und in den Pilgergängen eine Glorifizierung der damaligen japanischen Aggression sehen.
Dabei ist Inadas Verhalten alles andere als überraschend. Die Politikerin gehört dem rechtskonservativen Lager an und besucht regelmäßig den Schrein, diesmal allerdings erstmals als Ministerin. Sie habe für Frieden für Japan und die Welt gebetet, sagte Inada im Anschluss zu Journalisten. In der Außen-, Sicherheits- und Nachbarschaftspolitik vertritt sie ähnliche Ansichten wie Premier Shinzo Abe. Diesen hatte sie gerade erst nach Hawaii begleitet, wo Abe zusammen mit US-Präsident Barack Obama an einem Mahnmal für die Opfer des japanischen Luftangriffs auf Pearl Harbor vor 75 Jahren einen Kranz niedergelegt hatte.
Abe bleibt fern
Nur wenige Stunden nach diesem weltweit beachteten Politikertermin machte Masahiro Imamura dem Kriegsschrein in Tokio seine Aufwartung. Dieser Minister ist im Kabinett für den Wiederaufbau nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe von 2011 zuständig. Er habe den Schrein besucht, um für den "Frieden und Wohlstand" Japans zu beten, sagte Imamura der Zeitung "Asahi Shimbun". Der Minister betonte, dass er sich schon vor rund einer Woche zu dem Besuch entschlossen habe. Mit Abes Reise nach Pearl Harbor habe sein Besuch "nichts zu tun". Der Regierungschef übrigens verzichtet derzeit auf provokative Gesten und den Besuch des Yasukuni-Schreins, seitdem ein solcher Termin vor einigen Jahren scharfe Reaktionen der Nachbarländer und auch Kritik der USA hervorgerufen hatte.
ml/sti (dpa, rtr)