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Jane Birkin ist tot

Brenda Haas
16. Juli 2023

Der Vatikan verbot eines ihrer Lieder, Hermès entwarf für sie eine Handtasche. Jane Birkin war eine Ikone. Nun ist die Sängerin und Schauspielerin im Alter von 76 Jahren gestorben.

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Schwarz-weiß Porträt von Jane Birkin; sie lächelt in die Kamera und hat die Hand am Hals.
Der Song "Je t'aime..." machte Jane Birkin weltberühmtBild: Pascal Le Segretain/Getty Images

Sängerin, Liedtexterin, Schauspielerin, Model und Stil-Ikone - Jane Mallory Birkin war ein Tausendsassa und stand auf der Bühne bis ins hohe Alter. Erst im Mai dieses Jahres hatte sie Konzerte aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Am Sonntag wurde sie leblos in ihrem Zuhause in Paris gefunden.  

Wenn man den Namen Jane Birkin hört, fallen einem als erstes zwei Dinge ein: ein verbotener Song und eine ganz besonders teure Handtasche.

Ein Lied, verboten vom Vatikan und der BBC

Beim Song handelt es sich um "Je t'aime,... moi non plus" (auf deutsch: "Ich liebe dich … Ich auch nicht"), den Birkin mit ihrem damaligen Partner Serge Gainsbourg im Jahr 1968 aufnahm - einige Monate, nachdem sie sich auf dem Filmset von "Slogan" kennengelernt hatten.

UK Jane Birkin und Serge Gainsbourg; er sitzt am, sie liegt auf dem Klavier
Serge Gainsbourg und Jane Birkin im "Liedercircus" im ZDF im Jahr 1977Bild: United Archives/Impress/picture alliance

Über ein eingängiges Orgelmotiv hauchen die beiden die erotischen Songzeilen, unterbrochen von lustvollem Atmen. Gleich in mehreren Ländern wurde der Titel verboten und vom Vatikan als sündig gebrandmarkt, als er 1969 erschien. Obwohl die BBC den Song boykottierte, wurde er der erste fremdsprachige Song, der Platz 1 der britischen Charts erreichte. In Deutschland erreichte er Platz 3.

Gainsbourg war in Frankreich bereits berühmt und berüchtigt für seine damals provokanten Werke. Er hatte das Lied ursprünglich für Brigitte Bardot geschrieben, ein Sexsymbol ihrer Epoche. Ihr Ehemann Gunter Sachs war jedoch von der gemeinsamen Aufnahme nicht begeistert, deshalb bat Bardot Gainsbourg darum, diese nicht zu veröffentlichen. Zwei Jahre lang suchte Gainsbourg nach einer anderen Duettpartnerin. Dann stimmte Birkin zu und das neue Duo wurde ebenfalls sofort berühmt-berüchtigt.

"Der einzige Grund, warum sich die Briten an mich erinnern"

In einem Interview mit dem britischen "Independent" witzelte die gebürtige Londonerin und Wahlfranzösin über das Lied: "Das scheint der einzige Grund zu sein, warum sich die Briten an mich erinnern. Das ist schon merkwürdig, wenn man bedenkt, wie viel ich seitdem gemacht habe. Aber so ist das eben. Tatsächlich mag ich es, berüchtigt zu sein."

Zwölf Jahre lang waren Gainsbourg und Birkin ein Paar. Die gemeinsame Tochter Charlotte ist ebenfalls Schauspielerin, Sängerin und Liedtexterin. Auch nach ihrer Trennung blieben Gainsbourg und Birkin Freude: Bis zu seinem Tod im Jahr 1991 schrieb er für sie Lieder. Neben ihrer Schauspielkarriere arbeitete sie auch als Sängerin mit Musikschaffenden wie Bryan Ferry, Rufus Wainwright, Manu Chao und Kate Bush zusammen.

Eine sehr teure Handtasche

Auch eine Handtasche trägt inzwischen Birkins Namen: In Frankreich schon lange als Stilikone bekannt, trug Birkin als Accessoire sowohl im Alltag wie auch auf dem Roten Teppich oft einen großen Weidenkorb mit sich.

Jane Birkin und Serge Gainsbourg am Flughafen London-Heathrow (25.04.1977)
Immer mit Weidenkorb: Ehepaar Birkin und Gainsbourg in London (1977)Bild: empics/dpa/picture alliance

Im Jahr 1981 saß Birkin dann im Flugzeug neben dem inzwischen verstorbenen Jean-Louise Dumas, damals Geschäftsführer der französische Luxusmarke Hermès. Bei dem Versuch, den Korb in die Gepäckablage zu hieven, sprang der Deckel auf und all ihre Habseligkeiten fielen heraus.

Als Dumas ihr geraten haben soll, eine andere Tasche zu benutzen, habe sich Birkin beschwert, dass sie erst noch eine Handtasche finden muss, die überhaupt genug Platz für all das biete, was eine Frau so mit sich führe. Prompt skizzierte Dumas noch im Flugzeug einen Prototypen auf einen Spuckbeutel - der "Birkin" war geboren. So will es der Mythos.

Über die Jahre wurde der "Birkin" zum Statussymbol - auch wegen seines exorbitanten Preises und der legendären Warteliste. Auch in die Popkultur der 2000er-Jahre fand er Einzug, durch eine Folge der erfolgreichen US-Fernsehserie "Sex and the City".

Im Jahr 2015 bat Birkin jedoch Hermès darum, ihren Namen von der Handtasche zu entfernen. Der Grund: Die Tierschutzorganisation Peta hatte sie darauf hingewiesen, unter welch schlimmen Bedingungen Krokodilleder für die Taschen gewonnen wurde. Hermès untersuchte die Vorfälle und kam zu dem Schluss, es habe sich bei der Grausamkeit gegenüber den Krokodilen um eine "Ausnahme" gehandelt. Birkin stimmte zu, dass ihr Name weiterhin genutzt werden durfte.

eine goldene Handtasche
Diese "Birkin"-Tasche besteht aus ganz besonders seltenem KrokodillederBild: John Angelillo/newscom/picture alliance

Tatsächlich ist ein Birkin aus Krokodilleder eine der teuersten Handtaschen, die jemals bei einer Auktion versteigert wurden: Der "Diamond Himalaya Birkin" wurde im Jahr 2017 für rund 353.000 Euro verkauft.

Auch Birkin ist aufgefallen, wie viel Geld Hermès mit ihrem Namen verdient. "Ich brachte Hermès dazu, für eine meiner Stiftungen zu spenden, nachdem ich bemerkte, wie viel Geld sie machten", erzählte sie dem Magazin "Women's Wear Daily" im Jahr 2011. "Ein bestimmter Betrag im Jahr geht direkt an meine Stiftung, und das wird auch nach meinem Tod noch so bleiben." 

Ein neues Album, Welttournee, ein Schlaganfall

In ihrer 2018 erschienenen Biographie sprach Birkin offen von ihrem Kampf gegen Leukämie. Musik machte sie weiterhin: Im Februar 2021 fügte sie ihrer ohnehin schon umfangreichen Diskographie ein weiteres Album hinzu. Es trägt den Titel: "Oh! Pardon tu dormais…" ("Oh! Entschuldigung, du hast noch geschlafen …"). Inspiriert wurde sie zu dem Album auch durch das Theaterstück unter demselben Titel, das sie ebenfalls geschrieben hat. Die Texte aller 13 Songs auf dem Album sind von ihr - ein Lied ist ihrer ältesten Tochter gewidmet, Kate Barry, die 2013 verstarb.

Charlotte Gainsbourg (links) und Jane Birkin lachen in die Kamera.
Charlotte Gainsbourg (l.) hat eine Dokumentation über ihre Mutter Jane Birkin (r.) gedreht.Bild: Niviere David/ABACAPRESS/picture alliance

Birkin ging 2021 auf Tournee, bis sie im September einen leichten Schlaganfall erlitt. Deshalb konnte sie nicht beim "American Film Festival" in Deauville in Frankreich auftreten. Dort hatte sie eigentlich Werbung für die Dokumentation "Jane by Charlotte" machen sollen, die ihre zweitälteste Tochter Charlotte Gainsbourg über sie gedreht hatte.

2023 hätte sie wieder auf der Bühne stehen sollen, doch ihre Gesundheit ließ es nicht zu. Mehrere Konzerte ihrer Tour "Oh! Pardon tu dormais" musste sie absagen. Ihre Fans ließ sie wissen: "Ich war immer eine große Optimistin, aber ich stelle fest, dass ich noch ein bisschen Zeit brauche, um wieder auf der Bühne stehen zu können." Diese Zeit hat sie leider nicht mehr bekommen.

Adaptiert aus dem Englischen von Christine Lehnen.