Gefährliche Importe aus China im Iran
In jüngster Zeit häufen sich in Irans Medien Berichte über Qualitätsmängel chinesischer Importprodukte. Die Nachrichtenagentur "Mehr" warnte jetzt nicht nur vor gesundheitsschädlichen und potenziell tödlichen Stoffen in Kinderspielzeug, Schuhen und Medikamenten. Auch die Dunstglocke über Teheran, die den Einwohnern das Atmen schwer macht, werde durch giftige Partikel chinesischen Ursprungs noch gefährlicher als sie ohnehin schon ist. Die Agentur zitiert eine aktuelle Untersuchung der iranischen Behörde für Produktkontrolle. Demnach bestehen aus China eingeführte Bremsbeläge bis zu 30 Prozent aus Asbest.
"Solange der Asbest gebunden ist, ist er harmlos. Gefährlich wird er erst, wenn seine Fasern durch Verwitterung oder mechanische Einflüsse, wie etwa bei Bremsbelägen, freigesetzt werden", erläutert Professor Adrian Gillissen, Direktor der Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin in Kassel. Wie akut die Gefahr durch Asbestfasern und Feinstaub für Menschen im Straßenverkehr ist, hänge auch von Wetterlage und anderen Umweltbedingungen ab, betont Gillissen. "Während bei Wind und Regen das Risiko geringer ist, weil der Feinstaub weggespült wird, kommt es bei stehender Luft und Smog, wie es derzeit in Teheran der Fall ist, zu einer erhöhten Exposition." Insbesondere Kinder seien dann gefährdet, sagt Lungenexperte Gillissen.
Für China günstiges Handelsabkommen
In der EU sind asbesthaltige Bremsbeläge seit den neunziger Jahren verboten. Zwar gibt es auch im Iran seit einigen Jahren Produktstandards und Importbestimmungen mit dem Ziel, die Asbestbelastung zu verringern. Diese Bemühungen werden jedoch unterlaufen durch die engen Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. Wegen der westlichen Sanktionen ist China als Abnehmer iranischen Öls für das Land noch wichtiger geworden. China profitiert davon. Seit Mai 2011 darf es seine iranischen Ölimporte zu 40 Prozent in chinesischer Währung bezahlen, die restlichen 60 Prozent in Waren.
"Mit diesem Abkommen hat der Iran die freie Auswahl seiner Importprodukte verloren", betont EU-Wirtschaftsberater Mehrdad Emadi. Auch Produktstandards und Einfuhrbeschränkungen seien dadurch praktisch außer Kraft gesetzt, so Emadi gegenüber der Deutschen Welle. Chinesische Hersteller hätten ihre Exportprodukte inzwischen in fünf Kategorien, A bis E, unterteilt, je nach Bestimmungsland. Produkte der Kategorie A und B würden in Länder mit hohen Produktstandards importiert. Aber rund 90 Prozent der chinesischen Exporte in den Iran gehörten zu den Gruppen C, D und E, die in vielen Ländern wegen gesundheitlicher Gefahren verboten sind.
Iran mit wenig Einflussmöglichkeiten
"China kann inzwischen fast alles produzieren, von der besten bis zur schlechtesten Qualität", betont China-Experte Daniel Krahl von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik. "Was dann im Endeffekt geliefert wird, hängt einzig und allein vom Preis und vom Druck der jeweiligen lokalen Behörden ab." Laut Krahl wird auf chinesischer Seite die Verantwortlichkeit generell bei den Behörden der einführenden Länder gesehen. Demnach müssten die iranischen Behörden aktiv werden, Einfuhrkontrollen verstärken und auf der Einhaltung von Produktstandards bestehen. "Aber natürlich wissen auch die chinesischen Produzenten, dass die Iraner relativ wenige Ausweichmöglichkeiten haben angesichts der Sanktionen und der schlechten wirtschaftlichen Situation."