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KonflikteDeutschland

Irak: Entführte Hella Mewis ist wieder frei

24. Juli 2020

Es ist ein glückliches Ende nach vier Tagen quälender Ungewissheit über das Schicksal der deutschen Kuratorin. Irakische Sicherheitskräfte konnten Hella Mewis befreien. Auch Außenminister Maas ist erleichtert.

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Hella Mewis - hier auf einer undatierten Aufnahme (Foto: AFP/Iraqi art collective Tarkib)
Hella Mewis - hier auf einer undatierten AufnahmeBild: AFP/Iraqi art collective Tarkib

Entführte Deutsche befreit

Bundesaußenminister Heiko Maas hat sich erleichtert über die Befreiung der in Bagdad entführten Deutschen Hella Mewis geäußert. "Ich bin sehr erleichtert, dass die am Montag in Bagdad entführte deutsche Staatsangehörige seit heute Morgen wieder in Freiheit ist", erklärte Maas in Berlin. "Sie wurde von den irakischen Behörden in die Obhut unserer Botschaft in Bagdad übergeben." Er dankte der irakischen Regierung und den Sicherheitsbehörden, "die uns in dieser Zeit umfassend unterstützt und entscheidend dazu beigetragen haben, dass dieser Fall ein gutes Ende genommen hat". Aus Diplomatenkreisen hieß es, Mevis sei "den Umständen entsprechend wohlauf". 

Stunden zuvor hatte bereits ein irakischer Militärsprecher mitgeteilt, dass die Kuratorin von Sicherheitskräfte befreit worden sei. Details zu dem Einsatz nannte er nicht. Auch die Aktivistin Sirka Sarsam, die mit Mewis befreundet ist, bestätigte die Freilassung. Unklar blieb, ob es in vergangenen Tagen Verhandlungen mit den Entführern gegeben hatte.

Druck auf Regierung und Sicherheitsbehörden

Bewaffnete Männer hatten Mewis am Montagabend im Stadtzentrum von Bagdad in ihre Gewalt gebracht. Dort liegt auch das Kulturinstitut Bait Tarkib, an dessen Aufbau sie arbeitete. Mewis wurde in Berlin geboren, lebt seit mehreren Jahren in Bagdad und hat dort an vielen Kunst- und Kulturprojekten mitgewirkt. Sie arbeitet auch als freie Mitarbeiterin und Beraterin für das Goethe-Institut. Sarsam und weitere Freunde von Mewis hatten in den vergangenen Tagen versucht, in dem Fall den Druck auf die irakische Regierung und Sicherheitsbehörden zu erhöhen.

Die irakische Aktivistin Sirka Sarsam, die mit Hella Mewis befreundet ist (Foto: picture-alliance/dpa/A. Al Mohammedaw)
Die irakische Aktivistin Sirka Sarsam, die mit Hella Mewis befreundet ist Bild: picture-alliance/dpa/A. Al Mohammedaw

Mewis gilt in Bagdad als gut vernetzt und hat Kontakte zu Künstlern und Intellektuellen sowie in die Politik. Bisher bekannte sich niemand zu der Entführung. Der Verdacht richtete sich bisher vor allem gegen die irantreue Schiitenmiliz Kataib Hisbollah und die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Ein Sprecher von Kataib Hisbollah stritt eine Beteiligung der Miliz aber indirekt ab. Zellen des IS sind im Irak weiter aktiv. Die Gruppe hat dort in den vergangenen Jahren aber an Einfluss verloren.

Mehrere Entführungen von Bundesbürgern 

Im Irak wurden nach dem Sturz von Diktator Saddam Hussein im Jahr 2003 mehrfach deutsche Staatsbürger entführt. 2005 wurde die Archäologin Susanne Osthoff verschleppt und nach 23 Tagen Geiselhaft wieder freigelassen. 2006 wurden Thomas Nitzschke und René Bräunlich entführt, Techniker eines Leipziger Anlagenbauers. Sie kamen mehrere Monate später frei. 2007 wurden die Deutsche Hannelore Krause und ihr damals 20 Jahre alter Sohn Sinan in Bagdad entführt. Die Mutter wurde freigelassen. Ob Sinan noch lebt, ist bis heute unklar. 

sti/se (ap, afp, dpa)