Internet in afrikanischen Schulen
3. November 2010Die zehnjährige Josephine hat die Regeln schnell verstanden. Auf dem Bildschirm vor ihr sind zwölf Karten zu sehen – wie in einem Memory-Spiel. Wenn sie auf eine klickt, dreht sich die Karte um und zeigt entweder eine Rechenaufgabe oder ein Ergebnis. Hat das Mädchen die richtigen Karten direkt nacheinander angeklickt, bleiben sie offen liegen.
Klick. 4 plus 3. Klick. 18. Falsch. Klick. 7. Ihre Fehler bemerkt Josephine so selbst und korrigiert sich. Das Spiel ist schnell geschafft – und schon kann sie ein neues beginnen.
Eigentlich haben die Schüler gerade ein paar Tage frei. Aber weil der Weg nach Hause aus dem abgelegenen Dorf im Süden von Sambia zu teuer ist, ist Josephine in dem kleinen Grundschul-Internat in Macha geblieben. Die Übungsstunde im Computerraum der Schule ist allerdings keine Strafe für sie, die Spiele machen dem Mädchen Spaß. Demnächst sollen die Rechner auch mit einer W-Lan-Verbindung an das Internet angeschlossen werden, dann gibt es noch mehr Lernspiele zur Auswahl.
Aufbau und Betreuung vor Ort
Auch in der weiterführenden Schule für Mädchen in Macha gibt es einen Computerraum, der ebenfalls mit gespendeten PCs ausgestattet ist. Die Rechner haben die lokale Entwicklungsorganisation "Macha Works" und die internationale Organisation "Computer Aid International" angeschafft. Die technische Betreuung übernimmt "Linknet" – der technische Arm von "Macha Works". Dafür zahlt die Schule eine kleine Service-Gebühr. Die meisten Aktivitäten und die Gehälter der Mitarbeiter von "Macha Works" finanzieren jedoch europäische Sponsoren.
Internet statt Post und Bücherei
Schulleiter Charles Simaambo freut sich über die neue Technik, die an vielen Stellen zum Einsatz kommt: Da Dokumente mit der normalen Post oft zu spät ankommen, ist das Internet allein für die offizielle Kommunikation unerlässlich geworden. Wichtiger aber ist die Recherche, für die Lehrer wie auch für die Schüler.
Denn die Mädchen sollen im Computerraum nicht chatten oder E-Mails schreiben, sondern mit dem Internet lernen. In einer Kooperation mit einer niederländischen Schule bekommt die Naturwissenschaftsklasse in Macha regelmäßig Material für Experimente zugesandt. Die Ergebnisse werden dann von den Schülern aus Holland kontrolliert – per Internet. "Wenn wir die Anweisungen für das Experiment bekommen, ist das nur der erste Schritt", erklärt Nandiya Zulu. Die 16-Jährige ist begeistert über die vielen Informationen, die sie im Internet zu ihren Unterrichtsthemen finden kann – ganz selbständig.
"Wir können das auch!"
Genau das ist es, was Schulleiter Simambo am Internet schätzt. Ihm geht es nicht nur um den reinen Lerneffekt: "Wir haben den Eindruck, dass wir mit diesen gemeinsamen Experimenten unserer beiden Schulen dem Rest der Welt zeigen können, dass ein afrikanisches Kind genau so gut ist wie ein europäisches, was das Lernen betrifft." Die Lektion ist also, dass die Mädchen an sich glauben. Sie sollten sich nicht minderwertig oder benachteiligt fühlen, nur weil sie in Afrika sind. "Sie können jede Technik lernen, wenn sie ihnen auch zur Verfügung steht", ist Simaambo überzeugt.
Chemie und Mathe, schön und gut – aber wenn es nach den Schülerinnen geht, wollen sie natürlich auch mehr als nur Chemierecherchen im Internet entdecken. Dafür geht die ein oder andere nach dem Unterricht ins Internetcafé – das gibt es in dem Online-Dorf nämlich auch.
Autorin: Maja Braun
Redaktion: Mechthild Brockamp/Klaudia Pape