1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zahl der Vollzeitstellen in Deutschland schrumpft

11. Januar 2010

Immer weniger Deutsche finden eine sozialversicherungspflichtige Vollzeitstelle. Seit 2001 ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigungen und Minijobs stark angestiegen. Vor allem Frauen arbeiten befristet oder in Teilzeit.

https://p.dw.com/p/LQMl
Dachdecker arbeiten in einem Baugebiet in Schwerin an einem Eigenheim (Foto: dpa)
Das Angebot an Vollzeitstellen in Deutschland sinkt - vor allem im DienstleistungssektorBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Nur in wenigen Ländern Europas sei der Rückgang stärker gewesen, heißt es in einer am Montag (11.01.2010) veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts zur Zukunft der Arbeit. Demnach haben nur noch sechs von zehn Arbeitnehmern in Deutschland eine unbefristete Vollzeitstelle. "Seit 2001 ist der Rückgang traditioneller Beschäftigungsverhältnisse vergleichsweise hoch", heißt es in der internationalen Studie.

Befanden sich im Jahr 2001 noch 64,7 Prozent aller Arbeitnehmer im Alter zwischen 25 und 64 Jahren in einer unbefristeten Anstellung in Vollzeit - das heißt mit einer Arbeitszeit von 30 Stunden und mehr -, ist diese Form der traditionellen Beschäftigung laut Studie 2008 um 4,6 Prozentpunkte zurückgegangen.

Dabei unterscheidet sich die Arbeitsmarktsituation von Branche zu Branche: während in der Industrie unbefristete Vollzeitstellen weiter vorherrschten, gebe es im Dienstleistungssektor im internationalen Vergleich einen stärkeren Rückgang solcher Arbeitsverträge.

Frauen in Deutschland arbeiten besonders wenig in Vollzeit

Ein Mitarbeiterin der PVT Plasteverarbeitung Thüringen GmbH arbeitet im Werk Ohrdruf in der Endmontage von Handschuhkästen für die Mercedes E-Klasse (Foto: dpa)
An der Arbeitsmarktsituation leiden vor allem FrauenBild: picture-alliance / dpa

Unter der immer stärkeren Arbeitsmarktflexibilisierung leiden besonders Frauen: Nach den Niederlanden und der Schweiz habe Deutschland mit rund 43 Prozent der Frauen in unbefristeter Vollzeitbeschäftigung den niedrigsten Wert unter 28 untersuchten OECD-Staaten. Auffällig an der deutschen Entwicklung sei nicht nur die insgesamt geringe Zahl von Frauen mit unbefristeten Vollzeitstellen; der Anteil habe sich von 2001 bis 2008 sogar noch einmal verringert - von knapp 48 Prozent auf 43,3 Prozent aller weiblichen Angestellten. Bei den Männern verzeichneten die Forscher im selben Zeitraum einen weniger starken Rückgang.

Wandel durch Krise verstärkt

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, bestätigte im vergangenen Monat den umfangreichen Strukturwandel in Deutschland. "Es gibt einen Wandel von langen Berufskarrieren bei einer Firma, von gut bezahlten Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe in Vollzeit, hin zu niedriger bezahlten Jobs im Dienstleistungsgewerbe, von Vollzeit zu Teilzeit", so Weise. Dieser Trend sei durch die Wirtschaftskrise noch verstärkt worden.

Nach Daten vom vergangen September sei die Zahl der Vollzeitstellen binnen eines Jahres um 420.000 zurückgegangen, während die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitjobs gleichzeitig um 220.000 anstieg. Frank-Jürgen Weise weist auf regelmäßige Strukturveränderungen in der Zukunft hin - Lohnerhöhungen gehörten bereits der Vergangenheit an.

Autorin: Nasirah Raoufi (apd, epd)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot