1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Handball

Tobias Spelz22. April 2007

Handball steht zwar stets im Schatten des großen Bruders Fußball - in Deutschland genauso wie anderswo. Seit dem deutschen Sieg bei der Handball-WM herrscht bei Jugendmannschaften jedoch großer Andrang.

https://p.dw.com/p/AEmo
Deutsche Handballnationalspieler feiern ihren WM-Sieg. Handball WM 2007, Quelle: AP Photo
Die deutschen Handballweltmeister sind Vorbilder für viele JugendlicheBild: AP

Damit hatte niemand gerechnet: Deutschland ist wieder Weltmeister. Allerdings nicht im Fussball, sondern im Handball. Die Freude während der WM im Januar war groß. Emotionen kochten über und die Hallen waren bis zum letzten Platz gefüllt. Aber wie sieht es jetzt aus mit der Begeisterung für Handball?

Großer Andrang bei den Nachwuchsmannschaften

Die deutschen Handballnationalspieler Jansen und Roggisch verteidigen gegen den Franzosen Karabatic. Handball WM 2007, Quelle: AP Photo
Körperkontakt erlaubt - Handball kann ein harter Sport seinBild: AP

Der Ball von circa 18 Zentimeter Durchmesser wird wieder durch die Hallen geworfen. In der Handballbundesliga ist schon wieder der Alltag eingekehrt und es wird um wichtige Punkte gekämpft. Derweil schwitzt und schuftet der Nachwuchs. Wie in einer Sporthalle in Köln-Holweide, wo die 11 bis 13 jährigen der D-Jugend des MTVD Köln ihren Idolen nacheifern.

Der Trainer des Kölner Handballvereins Holger Dahlke kann sich über eine große Handballbegeisterung bei der Jugend freuen: "Wir haben insgesamt zwei Mannschaften, eine D1 und eine D2. Das sind so ungefähr 28 Kinder gewesen, vor der Handball-WM, jetzt haben wir hier 35 Kinder." Fast täglich gebe es zwei, drei Anfragen und langsam komme der Verein an seine Kapazitätsgrenze.

Erst Zuschauen, dann selber spielen

Eine Sorge, die dem Trainer nicht allzu tiefe Falten auf der Stirn bereiten sollte. Die WM und vor allem der Weltmeistertitel haben das Interesse und die Lust am Handball geweckt. Während der Weltmeisterschaft packte auch diejenigen die Begeisterung, die bis dahin nie etwas von Handball gehört hatten. Vor allem bei den Kindern und Jugendlichen scheint sich die Freude am Zuschauen auch auf das Spielen selber zu übertragen.

Schwitzend steht der 13-jährige Max am Spielfeldrand und beobachtet seine Kameraden beim Einstudieren neuer Spielzüge: "Das Spiel ist viel schneller, da ist halt viel mehr drin. Beim Fußball spielen die manchmal überall, da kann man nicht richtig durchsehen, und hier hat halt jeder seine Position." Trotz zweimaligen Trainings in der Woche und regelmäßiger Meisterschaftsspiele nimmt Max die kurze Pause nur ungern in Kauf. Er ist seit sechs Jahren bei der Mannschaft und schon ein kleiner Führungsspieler. Das ist auch wichtig bei den vielen Neuanfragen, die es in der letzten Zeit gab.

Noch kein Volkssport

Viele Kinder, die das erste Mal mit Handball in Berührung kommen, kennen sich nicht aus mit Regeln, Taktik und grundlegenden Laufwegen. König Fußball ist nun mal Volkssport Nummer eins in Deutschland und wird in jedem Hinterhof gespielt. Handball steht – trotz der erfolgreichen WM – im Schatten des Fußballsports.

Kinder beim Fußballspielen
Noch ist Fußball der Jugendsport Nummer Eins - aber Handball wird beliebterBild: BildBox

Das sei auch ein Versäumnis der Schulen, wie Holger Dahlke findet: "Inzwischen ist das so, dass der Schulsport Handball nicht mehr existiert, da wird überhaupt kein Handball mehr gespielt." Auch an den weiterführenden Schulen sei der Sport viel zu selten im Programm. Von Schulen komme viel zu selten Zulauf, so der Trainer weiter: "Um etwas zu erreichen, müssen wir selber aktiv werden und in die Schulen reingehen."

WM-Popularität muss genutzt werden

Eine große Aufgabe, die nicht noch einmal versäumt werden sollte. Denn schon einmal wurde die herrschende Euphorie nicht ausgenutzt: Als Deutschland 2004 Europameister wurde. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft der letzten WM hatten einen Zuschauerdurchschnitt von 16 Millionen.

Eine nie da gewesene Medienpräsenz machte aus dem Handballturnier ein Großereignis. Was bleibt, ist die Live-Übertragung eines Handballbundesligaspiels am Wochenende. Ein immer noch nicht vereinheitlichter Spielplan und Hallen, die oft nicht den Bundesligaansprüchen genügen.

Die Jugend soll es richten

Der deutsche Handballnationaltorhüter Fritz versucht einen Wurf abzuwehren. Olympische Spiele 2000, Quelle: AP Photo
Ein Handballtorhüter muss vollen Einsatz zeigenBild: AP

Trotzdem trainiert die D-Jugend des MTVD Köln unermüdlich weiter. Sie freut sich über den Zuwachs der letzten Wochen und hofft darauf, ihre kommenden Spiele weiterhin erfolgreich zu bestreiten. Wenn Torwart Max einen guten Tag erwischt, dürfte das eigentlich kein Problem sein: "Als ich zum zweiten oder dritten Mal gespielt habe, bin ich einfach mal ins Tor gegangen." Da habe er dann gemerkt, dass er seine Position gefunden habe: "Wenn du hältst, ist das gut, aber manchmal hast du halt auch schlechte Spiele. Mein letztes Spiel war zum Beispiel nicht so gut, dann ärgerst du dich halt."

Motiviert bis in die Sportschuhspitzen freuen sich die Kinder schon auf die Teilnahme der deutschen Nationalmannschaft an den kommenden olympischen Spielen. Doch betrachtet man den Erfolg, steht das deutsche Team schon auf dem Olymp. Deutschland ist Weltmeister. Nun heißt es: Handeln und die Neuzugänge trainieren und motivieren, damit es in Zukunft noch weitere erfolgreiche Großereignisse in Sachen Handball geben kann.