Wein ist ein ganz besonderes alkoholisches Getränk. Es kann reifen, muss manchmal atmen, hat eine bestimmte Farbe und eine optimale Trinktemperatur. Es ist ein Genussmittel, aber zuviel davon kann einen auch umhauen.
Niemand kann alles über Wein wissen. Die vielen Informationen über dieses Getränk und die eigene Sprache, die besonders Weinkenner und -liebhaber haben, machen einen leicht betrunken – oder umgangssprachlich – beduselt. Damit auch Laien ein bisschen mitreden können, hier eine kleine Weinkunde.
Viele Weine, viele Methoden
Zur Unterscheidung der Weine schaut man sich erst mal ihre typischen Grundstoffe und die Methoden der Herstellung an. Rotwein und Weißwein sind die klassischen Sorten, Weintrauben ihre Grundlage. Sie wachsen an einer Rebe oder einem Rebstock, so heißt die Pflanze. Der Jungwein entsteht in einem Gärungsprozess.
Am Ende wird er in Fässern, die in Weinkellern lagern, weiter verfeinert, er wird ausgebaut. Nach einer angemessenen Zeit der Lagerung wird der Wein dann in Flaschen abgefüllt, auf Flaschen gezogen, und anschließend verkauft. Neben Rot- und Weißwein gibt es noch Roséwein, ein hellfarbiger Wein aus blauen oder roten Trauben, Schaumwein wie Champagner, Sekt, Crémant, Prosecco – daneben noch Likörwein, Reiswein, Honigwein, Weinbrand, Eiswein, Dessertwein, Wermut, Federweißen, den österreichischen Heurigen und noch viele, viele andere Weinsorten.
Kein reiner Wein
Wein lässt sich allerdings auch ohne Weintrauben und mit anderen Früchten herstellen. Diese Weine heißen Frucht- oder Obstweine. Sie sind so zahlreich wie die Obstsorten. Damit sie vom klassischen Rot- und Weißwein unterschieden werden können, lautet die korrekte deutsche Bezeichnung „weinhaltiges Getränk“. Zahlreich sind auch die Rezepte für kreative Mischgetränke aus Wein und anderen Zutaten. Dabei entstehen ganz neue leckere Drinks. Ganz einfach ist eine Weinschorle: Ein Teil Wein, meistens Weißwein, wird im Glas mit Sprudelwasser aufgegossen. Eine Weinschorle enthält nicht so viel Alkohol wie reiner Weißwein.
Anders ist das beim Aperitif – ein französischer Begriff für ein Getränk vor dem Essen, das den Appetit anregen soll. Oft ist der Alkoholgehalt dann höher, weil beispielsweise Weißwein oder Sekt auf eine kleinere Menge Likör gegossen wird. Bei manchen Mischungen wie dem Kir Royal bekommt man schnell einen schweren Kopf. Kir Royal ist ein französischer Likör aus schwarzen Johannisbeeren plus Champagner.
Weingenuss
Wirkliche Weinkenner und –liebhaber werden in ihrer Sprache oft sehr poetisch, wenn es um den Charakter eines Weins geht. Wer eine Weinverkostung mitgemacht hat, weiß das. Das klingt dann ungefähr so: „Leichte Anklänge von Beerenfrüchten mit einer leicht pfeffrigen Kirschnote und Spuren von Vanille.“ Die Eigenschaften eines „edlen Tropfens“ mit Worten zu beschreiben, ist auch gar nicht so einfach.
„Augen, Nase, Mund“ lautet eine Regel. Denn den ersten Eindruck gewinnt der Kenner über die Farbe im Glas, dann riecht er an dem Wein, schließlich wird der Wein probiert, gekostet. Wissenschaftler haben hunderte verschiedene Duft- und Geschmacksstoffe in einem einzigen Wein nachgewiesen, die dann mit anderen bekannten Aromen verglichen werden.
Die Temperatur muss stimmen
Rotwein braucht Luft zum Atmen, aber nicht zuviel!
Kommen wir zur Weinkultur. Nicht jeder Wein darf in jedes Glas. So gibt es Weißwein-, Rotwein-, Sektglas, Champagnerkelch oder –flöte, Burgunder- oder Römerglas. Und jeder Wein muss seine Temperatur haben. Handelt es sich um Weißwein oder Champagner, sollte er gut gekühlt sein. Anders sieht das beim Rotwein aus.
Die Flasche sollte bereits einige Zeit vor dem Einschenken geöffnet werden. Denn Rotwein muss atmen, am besten in einem Dekanter, einer speziellen Glaskaraffe. Der Kontakt mit Sauerstoff bringt die Aromen des Weins erst so richtig zu Entfaltung. Das Dekantieren bester Rotweine kann mehrere Stunden oder sogar einen ganzen Tag vor dem Trinken beginnen. Länger sollte es nicht sein, denn dann schmeckt Rotwein flach, weil er zu lange der Luft ausgesetzt war.
In vino veritas
Ein wahrer Weinliebhaber pflegt die Weinkultur. Und diese hat sich im Lauf der Jahrtausende entwickelt. Im Iran fanden Archäologen Weinkrüge, die ungefähr 7000 Jahre alt sind. Schon damals stellten Menschen Wein her. Griechen und Römer pflegten die Tradition. Sie hatten sogar einen eigenen Weingott: Dionysos beziehungsweise Bacchus. Sie standen in der griechisch-römischen Religion für Rausch und Ekstase.
Aus römischer Zeit stammt die Redensart: „In vino veritas – Im Wein liegt Wahrheit.“ Denn wer etwas getrunken hat, spricht Dinge aus, die er sonst eher für sich behalten hätte. Selbst wenn er dann jemandem reinen Wein einschenkt, also unangenehme Dinge sagt, die er sich bei klarem Kopf vielleicht nicht zu erzählen getraut hätte. Viele Begriffe der Weinsprache kommen aus dem Französischen, wie zum Beispiel Sommelier oder Sommelière, der Kellner, die Kellnerin, die Wein ausschenken oder Cuvée, eine Mischung oder Verschnitt verschiedener Weine. Wie die Franzosen haben aber auch viele andere Länder Europas eine ausgeprägte Weinkultur.
Der deutsche Wein
Wer die deutsche Weinkultur kennenlernen möchte, sollte sich Weinproben bei Weinbauern – Winzern – auf den zahlreichen Weinstraßen vornehmen. Wundern sollte man sich nicht, dass man in der Regel bei ihnen keine Weinkarte bekommt. Die gibt es nämlich nur in Restaurants, Weinkellereien oder Weinstuben. Wenn schönes Wetter herrscht, glänzen die Weinberge an der Ahr, des Mittelrheins, des Neckars sowie des Mosel-Saar-Ruwer-Gebiets im Sonnenlicht. Wer mag, kann sich an einer Weinlese beteiligen und feststellen, wie mühsam die Ernte der Trauben ist.
Vielleicht bekommt man dann einen Weinkrampf. Der aber hat nichts mit Wein zu tun. Da fließen nur die Tränen. Nach getaner Arbeit im Weinberg, können anschließend zur Stärkung Weinbergschnecken gegessen werden, am besten mit Kräuterbutter, im Backofen gegart und mit leckerem Brot dazu.
Wein, Weib und Gesang
Nicht fehlen dürfen natürlich ein Glas Wein und der Spruch auf den Lippen, der Martin Luther zugeschrieben wird: „Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang.“ Vielleicht war Luther ja gerade in besonders heiterer, weinseliger Stimmung, als ihm dieser Satz einfiel.
Fragen zum Text
Eine Weinstraße ist …
1. ein Kanal voll mit Wein.
2. eine Anlage für das Befüllen von Weinflaschen.
3. ein Gebiet, in dem man viele Winzer und Weinkellereien besuchen kann.
Wer sich eine Schorle bereitet, gießt in ein Getränk wie Wein …
1. Apfelsaft.
2. Wasser mit Kohlensäure.
3. Bier.
Wenn Wein atmet, dann …
1. wird Rotwein eine bestimmte Zeit vor dem Trinken geöffnet oder dekantiert.
2. werden Weinfässer im Weinkeller belüftet.
3. werden Weißweinflaschen entkorkt, damit Luft an den Wein kommt.
Arbeitsauftrag
Setze die passende Präposition und – wenn nötig – den richtigen Artikel in den Text ein.
neben– zum – an – über – fernab – in – aus – an – von – bei
Tim und Ellen sitzen _____ e____ sehr guten Restaurant. Nachdem sie das Essen ausgesucht und bestellt haben, wählen sie ___ d__ Weinkarte zwei Weine. Einen Weißwein zur Vorspeise und einen Rotwein passend _____ Hauptgang. Eine spezielle Weinkellnerin berät sie ___ d__ Auswahl. Die Sommelière stellt den Weinkühler in einem Gestell ______ d__ Tisch. Sie entkorkt die Flasche und schenkt einen Schluck in ein Glas. Tim reicht das Glas ____ Ellen weiter. Sie soll _____ d__ edlen Wein zuerst probieren. Er ist spritzig und aromatisch. Ellen schmeckt er sehr gut. Die Kellnerin darf also einschenken. Tim stößt mit Ellen ____. Sie freut sich sehr ____ seine Einladung. Die beiden verbringen einen wunderbaren Abend _____ des Alltags miteinander.