Blick in die Zukunft der Luffahrtbranche
24. April 2018Die ILA ist die drittgrößte Luftfahrtschau in Europa, nach der Messe im französischen Le Bourget und dem britischen Farnborough. Weil sie an deren Bedeutung nicht heranreicht, präsentiert sie sich eher als "Leitmesse für Innovationen". Unbemannt und autonom - das ist nicht nur Trend beim Fahren, sondern auch in der Luft. So präsentieren Ingenieure etwa Flugtaxis wie den "City Airbus" (s. Artikelbild), der senkrecht starten und landen kann und später auch einmal autonom fliegen soll.
Die Branche schaut also in die Zukunft, hat aber in der Gegenwart mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das liegt vor allem am starken Wachstum. Immer mehr Menschen wollen fliegen, und das möglichst günstig. Das zwingt die Fluggesellschaften dazu, ihre Kosten zu drücken. Diesen Druck geben sie weiter an die Hersteller. Und diese fordern entsprechend günstige Bedingungen von ihren Zulieferern ein.
Schnelle Auslieferung gefragt
Gleichzeitig sollen die Flugzeuge wegen der hohen Nachfrage möglichst schnell geliefert werden. Das hat in der jüngeren Vergangenheit zu einigen Problemen mit den Triebwerken geführt. So hatten neuartige Dichtungen in Flugzeugen des Typs Airbus A320neo, die seit Dezember ausgeliefert worden waren, zu Triebwerksausfällen beim Start oder im Flug geführt hatten. Zum Teil wurden deshalb Flüge verboten.
Beim A320neo haben Fluggesellschaften die Wahl zwischen dem Getriebefan-Antrieb von Pratt & Whitney und dem Leap-Triebwerk von CFM. CFM ist ein Gemeinschaftsunternehmen von General Electric aus den USA und dem französischen Safran-Konzern. "Diese Hersteller haben ihre Probleme allmählich im Griff", sagt Stefan Schöppner, Luftfahrtexperte der Commerzbank. Die neuen Triebwerke sollen helfen, effizient und sparsam zu fliegen.
Volle Auftragsbücher
Die Auftragsbücher von Airbus und Boeing sind so voll, dass sie mit der Auslieferung kaum nachkommen. Noch brauchen sie auch nicht die Konkurrenz aus China zu fürchten, meint Eric Heymann, Branchenexperte der Deutschen Bank. Die Commercial Aircraft Corporation of China Ltd. (COMAC) dürfte zwar regional in Asien einige Kunden gewinnen, doch westliche Fluggäste vertrauten eher auf die etablierten Hersteller - eben Airbus und Boeing.
Die würden in Zukunft einen Teil ihrer Aufträge in Asien an die Chinesen abgeben. Doch reiche der verbleibende Teil, damit auch sie weiter wachsen könnten. Dabei werden die großen Modelle zunehmend unwichtig, weil sie sich als Passagiermaschinen schlecht verkaufen: Boeing hat bereits 2016 entschieden, den Jumbo 747 mittelfristig auslaufen zu lassen. Bei Airbus wird der A380 wegen der neuen Aufträge der Fluggesellschaft Emirates weiter gebaut, läuft jedoch eher auf Sparflamme.
Bundeswehr ist größter Aussteller
Auf der ILA ist die Bundeswehr der größte Aussteller - ein Hinweis auch auf die Bedeutung der militärischen Luftfahrt. Die ist zwar im Vergleich zur zivilen Luftfahrt geringer, dennoch stehen einige wichtige Fragen an: Bei der Bundeswehr etwa muss dringend über die Beschaffung neuer Hubschrauber entschieden werden. Immer noch sei dort der CH53 des US-Herstellers Sikorsky im Einsatz, der sei aber "steinalt", sagt Heinrich Großbongardt von Expairtise, einem Kommunikationsunternehmen für die Luftfahrtindustrie.
Auch die Frage der Nachfolge des Eurofighters werde man wahrscheinlich in den politischen Gesprächen am Rande der Messe klären. Frankreich ist Partnerland in diesem Jahr, doch wer in Europa könnte sich da noch beteiligen? "Da werden die Karten vielleicht neu gemischt", erwartet Großbongardt. Die ILA gilt als sehr politische Messe, Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet die Schau persönlich.