Höher, größer, teurer: Die Politik der Architektur
22. Dezember 2009Immer schon haben politische Ideologien nach angemessenen baulichen Ausdrucksformen gesucht, ob im Absolutismus oder in der Gegenwart. Beispiele gibt es zahlreiche: das Schloss von Versailles ebenso wie der Petersdom oder das Pentagon. Und immer schon war Architektur ein Instrument der Herrschaft und Kontrolle, der Ab- und Ausgrenzung und der Demonstration von Macht.
Wie in Israel mit Architektur Politik gemacht und bauliche Maßnahmen als Waffe eingesetzt werden, stellt das jetzt auf Deutsch erschienene Buch "Sperrzonen-Israels Architektur der Besatzung " des israelischen Architekten Eyal Weizman vor. Darin schlägt er den Bogen vom Baustil Jerusalems über die jüdischen Siedlungen bis hin zu den Tunnelanlagen in Gaza. Und er zeigt, welche wichtige Rolle auch die Architektur im Nahostkonflikt spielt. Seit 2000 beschäftigt sich der Leiter des "Center for Research Architecture" am Goldsmiths College in London in Zusammenarbeit mit israelischen Kollegen und palästinensischen NGOs mit der Geschichte des Siedlungsbaus in dem von Israel besetzten Westjordanland und im Gazastreifen.
Gegen das Vergessen: Der Libanon und seine Geschichte
Im Libanon ist die Architektur vielerorts ein Mittel geworden, sich der unliebsamen, unangenehmen Vergangenheit zu entledigen: Die meisten Libanesen erinnern sich nämlich nur ungern an die Zeit des Bürgerkriegs von 1975 bis 1990 und selbst an den Schulen lernen die Schüler nichts über die jüngste Vergangenheit ihres Landes. Wer heute, knapp 20 Jahre nach dem Bürgerkrieg, durch Beiruts Innenstadt geht, sieht zahlreiche restaurierte Gebäude, reiche Araber, die wieder Urlaub im so genannten "Paris des Nahen Ostens" machen, und junge Menschen, die in den unzähligen Bars und Clubs die Nächte durchfeiern. Die Zukunft des Libanon ist das, was zählt - für jeden: Investoren, Libanesen, Ausländer und Heimkehrer.
Dubais Symbol der Superlative
Das Emirat Dubai galt lange Zeit als Märchenland, in dem geradezu paradiesische Zustände herrschten: schier unglaubliche Wachstumsraten und unbegrenzte Möglichkeiten, Reichtum und Fortschrittlichkeit. Die Stadt Dubai selbst wirkt aus der Ferne wie eine Fata Morgana - mit ihren zahllosen Hochhäusern. Hier steht auch das höchste Gebäude der Welt, der 811 Meter hohe Burj Dubai. Seine Einweihung sollte das Selbstbewusstsein des Emirats symbolisieren. Doch das Ereignis wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Dubai steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Das Ende eines Höhenflugs?
Redaktion: Ina Rottscheidt/ Thomas Latschan