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Honorar-Plus dämpft Ärzte-Zorn kaum

10. Oktober 2012

Ärzte in Deutschland bekommen 2013 mehr Geld von den Krankenkassen - das steht nach zähen Verhandlungen nun fest. Doch viele Mediziner sind damit längst nicht zufrieden - an diesem Mittwoch bleiben viele Praxen zu.

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Die 150.000 in Deutschland niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten sollen im nächsten Jahr insgesamt bis zu 1,27 Milliarden Euro mehr verdienen - was einem Plus von drei bis vier Prozent entspricht. Darauf verständigten sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nach einem monatelangen Honorar-Streit. Die KBV ist die Dachorganisation der insgesamt 17 Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland. Diesen gehören in Deutschland alle Ärzte und Psychotherapeuten an, die zur ambulanten Behandlung von Versicherten der GKV zugelassen sind.

Große Einkommensunterschiede

Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind vor allem für die Verteilung der Gelder an die Ärzte zuständig. Je nach Einfluss ihrer Facharztgruppen gibt es für die einen oder anderen Mediziner mehr oder weniger Geld. Pro Monat verdienen Kassenärzte im Schnitt monatlich fast 5500 Euro netto - bei großen Unterschieden.

Nach einer Statistik aus dem Jahr 2007 hatten Allgemeinmediziner in Deutschland ein durchschnittliches Brutto-Jahreseinkommen von 116.000 Euro, womit sie am unteren Ende der Ärzteverdienst-Skala lagen. Spitzenreiter waren Radiologen mit 264.000 Euro. Neuere Daten werden gerade erhoben.

Protest!

Trotz der am Dienstagabend erzielten Einigung bleiben die niedergelassenen Ärzte auf Protestkurs, wie ein Sprecher der Allianz ihrer Berufsverbände deutlich machte. In einer Schaltkonferenz stimmte demnach eine Mehrheit dafür, an dem für diesen Mittwoch geplanten bundesweiten Aktionstag festzuhalten. Patienten sollten vorher bei ihrer Praxis nachfragen, ob sie geöffnet habe oder mit reduziertem Personal arbeite, sagte ein Sprecher der Allianz. Vor allem viele Orthopäden, Magen-Darm- und Herz-Spezialisten, Hals-Nasen-Ohren- und Lungenärzte wollten ihre Praxen ganz geschlossen halten.

Die Proteste richten sich nicht nur gegen die Honorarpolitik der Kassen, sondern auch gegen ein Übermaß an Bürokratie. Außerdem hatten die Kassenärzte eigentlich einen deutlich höheren Honorarzuschlag angepeilt - und zwar um elf Prozent oder 3,5 Milliarden Euro.

wa/det (dpa, afp, dapd, rtr)