Hongkong-Macau-Zhuhai: Die längste Seebrücke der Welt
Es ist eine Konstruktion der Superlative: Neun Jahre dauerte der 15 Milliarden Euro teure Bau der weltweit längsten Seebrücke. Doch das chinesische Architektur-Meisterwerk ist auch umstritten.
Über und unter Wasser
Die 55 Kilometer lange Seeüberquerung besteht aus einer sich schlängelnden Brücke und einem 6,7 Kilometer langen Unterwassertunnel zwischen zwei künstlichen Inseln. Die Kosten betitelt die chinesische Regierung mit 120 Milliarden Yuan, also umgerechnet etwa 15 Milliarden Euro. Fast zehn Jahre hat der Bau insgesamt gedauert.
Rastplatz auf dem Wasser
Auf dieser künstlich angelegten Insel in Hongkong geht es unter Wasser. Zusätzlich können Auto- und LKW-Fahrer dort Rast machen. 60.000 Autos und 250.000 Menschen werden die Verbindung schätzungsweise täglich nutzen.
Erhoffter Wirtschaftsboom
Die Seeüberquerung im Perlflussdelta soll die Finanz- und Wirtschaftsmetropole Hongkong mit der boomenden Region der südchinesischen Provinz Guangdong verbinden und einen großen Wirtschaftsraum um Macau und Zhuhai schaffen.
Zeit ist Geld
Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern soll sich die Fahrzeit zwischen Hongkong und Macau von drei Stunden mit der Fähre auf weniger als 30 Minuten mit dem Auto reduzieren. Hongkong ist seit 1997 zwar keine britische Kronkolonie mehr und Macau seit 1999 auch nicht mehr in portugiesischer Hand. Sie gehören beide zu China, haben jedoch den Status von Sonderverwaltungszonen.
Länger als geplant
Eigentlich sollte schon Ende 2016 die Transportverbindung für den Verkehr freigegeben worden sein. Jetzt wird die Brücke am 23. Oktober 2018 von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping eingeweiht und eröffnet. Der Verkehr soll ab Mittwochmorgen rollen, wie die Hongkonger Regierung mitteilte.
Stahl- und Beton-Gigant
Etwa 400.000 Tonnen Stahl stecken in dem gigantischen Bau. Das ist die 4,5-fache Menge der Golden Gate Bridge in San Francisco. Der Stahl und Betonkoloss soll Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometer pro Stunde und Erdbeben der Stärke acht trotzen. Selbst Kollisionen mit Frachtschiffen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 300.000 Tonnen soll sie überstehen.
Links oder rechts?
Zwischen Hongkong, Macau und dem chinesischen Festland gibt es noch immer scharfe Grenzkontrollen. Die Konstrukteure haben deshalb künstliche Inseln für Grenzübergangsanlagen aufschütten lassen. Auf dem Festland herrscht Rechtsverkehr, in Hongkong und Macau hingegen Linksverkehr. Fahrer müssen über zwei gültige Führerscheine verfügen, um die Brücke vollständig überqueren zu dürfen.
Beste Aussichten?
Bauverzögerungen, steigende Baukosten, tödliche Unfällen von Bauarbeitern und der Verdacht der Korruption: Das Projekt ist umstritten. Der Bau soll zwar Menschen und Kulturen verbinden. Doch viele der über sieben Millionen Einwohner Hongkongs fürchten eine stärkere Anbindung an China. Sie wollen lieber ihre Sonderrolle - nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" - und ihre Insellage bewahren.
Bisheriger Rekordhalter über Wasser
42 Kilometer Länge, 450.000 Tonnen Stahl und ca. 2,3 Mio. Tonnen Beton - mit diesen Maßen war die Jiaozhou-Bucht-Brücke oder auch Qingdao-Bucht-Brücke bisher offizielle Rekordhalterin der Guinness World Records. Sie liegt an der Shandong-Halbinsel und verbindet die Städte Qingdao und Huangdao.