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Hoffnung verbreiten

Thomas Kirschning10. Januar 2003

Bundesbankpräsident Ernst Welteke sieht in einem starken Euro keinen Nachteil für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte. Im Gegenteil: Er erwartet für Deutschland ein höheres Wirtschaftswachstum als 2002.

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Ernst Welteke sieht weniger düster als andere in die ZukunftBild: AP

Die Prognose des Bundesbankpräsidenten Ernst Welteke ist vorsichtig-optimistisch. Es gebe viele positive Signale, sagte er im Gespräch mit der Deutschen Welle, vorausgesetzt allerdings, dass es nicht zu einem langen Krieg im Irak oder womöglich gar in der ganzen Region käme.

Geldwert stabil

Welteke erwartet ein höheres Wirtschaftswachstum als 2002: "Dafür spricht einmal die größere Stabilität des Geldwertes, was zu mehr Kaufkraft führen wird. Dafür spricht, dass die Lager inzwischen weitgehend geräumt sind und wieder aufgefüllt werden müssen. Dafür spricht auch eine relativ vernünftige Entwicklung von Löhnen und Gehältern im Laufe dieses Jahres, so dass wir möglicherweise doch eine höhere Wachstumsrate sehen werden als in diesem oder im vergangenen Jahr."

Konsolidierung notwendig

Das Anspringen konjunktureller Auftriebskräfte ist Welteke zufolge auch erforderlich zur Vermeidung einer erneuten Überschreitung der im Stabilitätspakt vorgeschrieben staatlichen Neuverschuldung. Welteke hält es für möglich, dass die Bundesrepublik im 2003 die Maastrichter Kriterien erfüllt, aber: "Das setzt voraus, dass die vorgesehenen Gesetze im Bundestag aber vor allem auch im Bundesrat verabschiedet werden. Das setzt eine konsequente Konsolidierungspolitik voraus auf kommunaler Ebene, auf der Ebene der Länder und auf Bundesebene und bei den Sozialversicherungen und setzt ein deutlich höheres Wachstum voraus, wenn wir das erreichen wollen."

Drohender Irakkrieg - Investitionen im Euroraum

Die Befürchtungen einer kriegerischen Auseinandersetzung im Irak lähmten seit Monaten nicht nur die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, sie seien auch ursächlich für den derzeit starken Euro, so Welteke: "Die USA hatten einen deutlich überbewerteten Dollar in der Vergangenheit und jetzt, bei den zunehmenden Befürchtungen eines Irak-Krieges, ziehen sich eine ganze Menge von Anlegern offensichtlich aus dem Dollar-Raum zurück und investieren in den Euro-Raum."

Befürchtungen, ein stärkerer Euro werde zu einem Einbruch der deutschen Konjunkturstütze 'Export' führen, tritt Welteke entgegen: "Längerfristig mag das möglicherweise zu einer Belastung im internationalen Wettbewerb führen. Aber wir haben gerade im vergangenen Jahr wieder einen Rekord im Export aufstellen können und deshalb sehe ich die Wettbewerbsfähigkeit aktuell nicht gefährdet."

Zinsniveau in Ordnung

Dass die im Vergleich zu den USA hohen Zinsen der Europäischen Zentralbank den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland behinderten, hält Welteke für eine sinnlose, hypothetische Argumentation. So könne man ein niedrigeres Zinsniveau in Deutschland nicht unterstellen, würde es weiterhin die D-Mark und damit die nationale Zinsautorität der Bundesbank geben. "Wir wüssten auch nicht genau wie der Außenwert der D-Mark wäre in einer solchen Situation. Und vor allen Dingen wüssten wir nicht, welche Relation sich in den Preisen und damit in den Außenwerten zwischen D-Mark und den anderen nationalen Währungen in Europa ergeben würde."