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Hoffnung für usbekischen Journalisten?

Mikhail Bushuev | Janina Semenova
3. August 2017

Ali Ferus, Journalist der russischen Zeitung "Nowaja Gaseta", soll nach Usbekistan abgeschoben werden, wo ihm laut Menschenrechtlern Folter droht. Seine Kollegen protestieren - und haben vielleicht einen Ausweg gefunden.

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Screenshot Twitter Russischem Journalisten Khudoberdi Nurmatov droht die Abschiebung
Bild: Twitter/amnestypress

"Lass' Ali in Ruhe!" Das steht auf Russisch auf den Schildern, mit denen Ali Ferus' Kollegen in Moskau protestieren. Der usbekische Journalist, der in Moskau für die russische Zeitung "Nowaja Gaseta" arbeitet, soll in seine Heimat abgeschoben werden. In Usbekistan sei Ferus' Leben in Gefahr, warnen seine Kollegen.

Anstatt in Usbekistan könnte Ferus vielleicht bald in Deutschland landen. Die Zeitung "Nowaja Gaseta", die international bekannt ist für ihre Enthüllungen über verschleppte Homosexuelle in Tschetschenien, bemüht sich, Ferus die Ausreise in ein EU-Land zu ermöglichen - darunter auch Deutschland, hieß es von Dmitri Muratow, Chefredakteur der "Nowaja Gaseta". Der DW wurde von deutscher Seite bestätigt, dass die Möglichkeit auf Asyl für den usbekischen Journalisten ausgelotet werde.

"Nowaja-Gaseta"-Chefredakteur Muratow sagte am Donnerstag, die Deutsche Botschaft stehe mittlerweile in Kontakt mit dem Internationalen Roten Kreuz. Das Rote Kreuz sei bereit, Ferus bei der Ausreise aus Russland in die EU zu helfen.

Brief an Putin

Der Chefredakteur der unabhängigen russischen Zeitung wandte sich am Mittwoch direkt an den russischen Präsidenten Wladimir Putin und bat ihn darum, Ferus nicht abzuschieben und ihm "die Chance zu geben, Russland zu verlassen, wenn es nicht klappt, dass er in unserem Land bleiben kann". Putins Sprecher Dmitri Peskow reagierte am Donnerstag darauf und sagte, der Staat könne vor Verletzungen der Einreisebestimmungen "nicht die Augen verschließen".

Ali Ferus floh der "Nowaja Gaseta" zufolge 2008 aus Usbekistan und kam nach Aufenthalten in Kirgisistan und Kasachstan nach Russland.  Dort stelle er einen Asylantrag, der aber abgelehnt wurde. Das sei nicht sehr überraschend, sagt die russische Journalistin Jelena Kostjutschenko, die mit Ferus bei der "Nowaja Gaseta" arbeitet: "Einen Flüchtlingsstatus in Russland zu bekommen, ist so gut wie unmöglich."

Russland Presse Nowaja Gaseta Zeitung
Die "Nowaja Gaseta" gilt als eines der wichtigsten oppositionellen Medien in RusslandBild: AP

Selbstmordversuch im Gericht

In Russland ist der usbekische Journalist nur unter seinem Pseudonym Ali Ferus bekannt. Nach seiner Festnahme zu Beginn der Woche ordnete am Mittwoch ein Moskauer Gericht seine Abschiebung an. Ferus unternahm daraufhin einen Selbstmordversuch. Das bestätigte sein Anwalt Daniil Chajimowitsch der DW.

Laut Amnesty International ist eine Rückkehr von Ferus in seine Heimat lebensbedrohlich. "Ferus ist Menschenrechtler, Journalist und Homosexueller." Dies sei eine "fast tödliche Kombination für jemanden, der kurz davor steht, nach Usbekistan abgeschoben zu werden, wo Homosexualität als Verbrechen gilt und Folter verbreitet ist", sagt Denis Kriwoschejew, AI-Vizedirektor für Europa und Zentraleuropa.

Ferus' Kollegin Kostjutschenko weist darauf hin, dass die Situation für Migranten aus Usbekistan in Russland schwierig sei. Es komme vor, dass jemand in Russland entführt werde und sich dann plötzlich in usbekischen Gefängnissen wiederfinde, erzählt Kostjutschenko. Das sei kein Einzelfall. Davor habe sich Ferus in Russland immer gefürchtet.

"Die Situation ist für mich und meine Kollegen bei der 'Nowaja Gaseta' sehr beängstigend", erzählt Kostjutschenko, selbst bekannte Journalistin und LGBT-Aktivistin. Im Gespräch mit der DW sagte sie: "Wir sind bereit, mit allen Mitteln für ihn zu kämpfen."

"Lass Ali in Ruhe"

Ferus bekam viel Unterstützung von seinen Kollegen. Die russische Journalistengewerkschaft organisierte für Donnerstag einen sogenannten "odinotschnyj piket", individuelle Proteste, bei denen Einzelne vor Behörden in Moskau für die Freilassung des usbekischen Journalisten demonstrierten (siehe Bild oben).

Diese Form von Protest muss in Russland nicht angemeldet werden. Unter "#oтвалиoтАли" (in etwa: "Lass Ali in Ruhe") veröffentlichten sie die Bilder in sozialen Netzwerken. Außerdem wurde eine Online-Petition gestartet. Auch in Deutschland soll vor der Russischen Botschaft in Berlin gegen Ferus' Abschiebung demonstriert werden.

Kommentarbild PROVISORISCH DW Autorin Janina Semenova
Janina Semenova DW-Korrespondentin in Riga@janinasem