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Hochsee-Windpark soll Wirtschaft ankurbeln

27. April 2010

Mit Alpha Ventus ist die erste deutsche Windkraftanlage in der Nordsee offiziell an den Start gegangen. Zwölf gigantische Windräder sollen Strom für 50.000 Haushalte liefern. Ohne Lärmbelästigung.

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Bugwelle eines Schiffes in der Nordsee, im Hintergrund ein Windrad im Meer (Foto: ap)
Das erste deutsche Offshore-Projekt: Alpha Ventus in der NordseeBild: AP

Ein Knopfdruck und schon drehten sich zwölf gigantische Windräder in der kräftigen Nordsee-Brise. Der offizielle Start des ersten deutschen Hochsee-Windparks 45 Kilometer nördliche der Insel Borkum ist zumindest technisch gelungen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen setzte das Pilotprojekt Punkt 13 Uhr am Dienstag (27.04.2010) in den Regelbetrieb. Denn in den letzten Monaten seit Fertigstellung konnte schon der erste Strom probehalber genutzt werden.

Sieben Monate Bauzeit

Trafostation und zwei Windräder in der Nordsee (Foto: ap)
Von der Trafostation gelangt der Strom für 50.000 Haushalte per Seekabel ins deutsche StromnetzBild: AP

Alpha Ventus mit zwölf gigantischen Windrädern ist ein Pilotprojekt des niedersächsischen Stromkonzerns EWE sowie der Energieriesen E.ON und Vattenfall. Die drei Unternehmen gründeten die Deutsche Offshore-Testfeld und Infrastruktur GmbH (DOTI), die es ermöglichte, dass die Bauplanung des so genannten "Offshore-Projektes" in nur sieben Monaten, von April bis November 2009, umgesetzt werden konnte.

In bis zu 30 Meter Tiefe mussten die Stahlfundamente gesetzt werden, dafür kam das weltgrößte Kranschiff "Thialf" im September 2009 zum Einsatz. Zwei Monate später waren die Hauptarbeiten, bei denen bis zu 25 Schiffe gleichzeitig benötigt wurden und rund 350 Personen involviert waren, abgeschlossen. Bis zu 155 Meter ragen die Windräder über die Nordsee hinaus, sie sind aber von der Insel Borkum oder vom Festland nicht zu sehen.

Sprung ins kalte Wasser

250 Millionen Euro kostete das Projekt, 70 Millionen mehr als ursprünglich veranschlagt. Das lag vor allem daran, dass der Bau tatsächlich ein "Sprung ins kalte Wasser" war, denn die rauen Bedingungen der Nordsee sorgten immer mal wieder für Probleme. So wurden die Mitarbeiter speziell mit einem Helikopter-Abseiltraining geschult, damit der Windradpark auch bei unruhiger See unterhalten und gewartet werden kann.

Der Strom wird übrigens mit einem Seekabel vom Umspannwerk in das deutsche Stromnetz eingespeist. Von dem Testprojekt, mit dem grundlegende Erfahrungen in Bau und Betrieb von Windrädern auf hoher See gesammelt werden sollte, können natürlich die Verbraucher profitieren: Die Räder liefern Strom für 50.000 Haushalte.

Weitere Nordsee-Windparks in Planung

Windradanlaga auf dem Land (Foto: Deutsche Welle)
Windräder an Land sind den Anwohnern oft zu laut

Die Pionierarbeit für Alpha Ventus scheint sich gelohnt zu haben, denn nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie wurden inklusive Alpha Ventus bislang 25 deutsche Offshore-Projekte mit insgesamt mehr als 1650 Rädern genehmigt. 22 Windparks sollen in der Nordsee entstehen, drei in der Ostsee. Mehr als 60 Vorhaben sind in Planung.

Windräder auf See sind dabei, den Windrädern an Land den Rang abzulaufen. Denn es gibt immer mehr Widerstand bei den Bürgern, die sich vor allem gegen den Lärm der Flügelbewegungen wehren. Hochsee-Windparks gelten daher als zukunftsweisend bei der Stromerzeugung. Aber es gibt nicht nur Befürworter des Projektes. Naturschützer mahnen zur Vorsicht. Sie befürchten immense Beeinträchtigungen für die Zugvögel. Und auch die norddeutschen Krabbenfischer beschweren sich. Sie befürchten, dass die Anlagen ihre Fanggründe zerstören.

Autorin: Marion Linnenbrink (ap, dpa)
Redaktion: Christian Walz