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Hochkonjunktur für Euro-Fälscher

22. Januar 2016

Liebstes Stück der Geldfälscher in Deutschland ist der "Falsche Fuffziger": Nie seit Einführung des Euro-Bargeldes wurden so viele Blüten aus dem Verkehr gezogen. Auch das Internet macht's den Betrügern leicht.

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Gefälschte 50-Euro-Scheine (foto: picture alliance/abaca)
Bild: picture alliance/abaca/S. Lemouton

Geldfälscher sind in Deutschland und im Euroraum so aktiv wie nie seit es die gemeinsame Währung gibt. Rund 900.000 Euro-Blüten zählte die Europäische Zentralbank (EZB) nach aktuellen Angaben. Rund elf Prozent davon (knapp 95.500 Stück) entdeckten Banken, Handel und Polizei in der Bundesrepublik, wie die Bundesbank in Frankfurt/Main mitteilte - ein Zuwachs um 51 Prozent und auch hier der höchste Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung. "Der Anstieg der Falschgeldzahlen ist bedenklich, aber geeignete Maßnahmen sind bereits getroffen worden", beteuerte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

Besonders beliebt bei den Betrügern waren 20-Euro- und vor allem 50-Euro-Scheine. Auf diese Banknoten entfielen annähernd 90 Prozent aller Blüten. Thiele, der bei der Bundesbank unter anderem für das Thema Bargeld zuständig ist, vertraut auf die Einführung der neuen Euro-Banknoten, die die EZB nach und nach in Umlauf bringt. Diese seien besser gegen Fälschungen geschützt. Den neuen 20-Euro-Schein hatten die Währungshüter im November auf den Markt geworfen. Mit dem neuen Fünfziger wird 2017 gerechnet, einen genauen Termin gibt es noch nicht.

Wie Experten berichten, hilft auch das glitzernde Hologramm auf der Vorderseite der Scheine kaum noch gegen Fälschungen. "Fast jeder fünfte falsche Fünfziger" sei mit einem gut imitierten Hologramm versehen, das "über das Internet vertrieben" werde, erläutert Rainer Elm, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Bundesbank. Mit ein paar Klicks könne sich im Grunde jeder solche nachgemachten Sicherheitsmerkmale in dunklen Kanälen des Internets auf chinesischen Handelsplattformen besorgen und mit den Hologramm-Stickern billige Farbkopien zu vermeintlich echten Geldscheinen veredeln.

"Das Hologramm hat in seinem Fälschungsschutz gelitten", muss Elm konstatieren. Der schwunghafte Handel über das Internet stellt Währungshüter vor neue Herausforderungen. Mancher Kriminelle bestelle sich online auch gleich ganze Bündel von Falschnoten. Die Verbreitungswege hätten sich gegenüber den früheren bandenmäßigen Strukturen verändert und erweitert.

Die Schadenssummen durch Geldfälschung kletterten laut Bankern von 3,3 Millionen auf 4,4 Millionen Euro. 2004 (6,1 Mio Euro) und 2005 (4,9 Mio Euro) waren die Verluste jedoch noch höher, weil Kriminelle damals mehr falsche Hunderter und Zweihunderter verbreiteten. Weltweit wird der Schaden durch Euro-Blüten für 2015 auf gut 39 Millionen Euro geschätzt.

SC/se (dpa, rtr)