Herta Müllers Vorgänger
8. Oktober 20091902 Theodor Mommsen 1817 † 1903.
Dass ausgerechnet er den ersten Literaturnobelpreis bekommenhat, ist schon erstaunlich - schließlich war Mommsen gar kein Schriftsteller, sondern Historiker. Der Nobelpreis wurde "dem größten lebenden Meister der historischen Darstellung besonders in Anerkennung seiner monumentalen 'Römischen Geschichte' " verliehen, so das Nobel-Komitee damals. Sein achtbändiges Opus gilt bis heute als Standardwerk in der Erforschung der römischen Republik.
1908: Rudolf Christoph Eucken *1846 † 1926
Und auch Philosophen waren beim Nobel-Komitee hoch im Kurs. Denn Eucken hat keine eine neue literarische Schule begründet, sondern eine philosophische: den Neuidealismus. So wurde er denn auch ausgezeichnet "in Anerkennung seines ernsthaften Suchens nach der Wahrheit, der durchdringenden Kraft der Gedanken, womit er in seinen zahlreichen Arbeiten eine idealistische Lebensphilosophie gerechtfertigt und weiterentwickelt hat".
1910: Paul Heyse *1830 † 1914
Paul wer? Nein, heute ist dieser Nobelpreisträger nur noch Litaturexperten ein Begriff. Zu seinen Lebzeiten war er aber ein wahrer Bestseller-Autor. Seine Auszeichnung war eine "Anerkennung der vollendeten, von Idealismus durchleuchteten Kunst, für die er während langer fruchtbarer Jahre als Lyriker, Dramatiker, Romancier und als Verfasser von weltberühmten Novellen Beweise gegeben hat".
1912: Gerhard Hauptmann *1862 † 1946
Schon ein bisschen bekannter ist Gerhard Hauptmann - seine Dramen dürfen auch heute in keinem Deutsch-Schulbuch fehlen. Er bekam den Nobelpreis "für sein fruchtbares und vielseitiges Wirken im Bereich der dramatischen Dichtung". Mit seinen Sozialdramen gilt er als einer der bedeutendsten Autoren des Naturalismus. Sein Drama "Vor Sonnenaufgang" wird bis heute immer wieder aufgeführt und war zur Zeit seiner Entstehung ein revolutionäres Stück. Es schilderte soziale Probleme, die damals als Tabus galten.
1919: Carl Friedrich Georg Spitteler *1845 †1924
Als um die Jahrhundertwende der Realismus schwer in Mode war, interessierte er sich für die Antike und schrieb Epen wie Prometheus und Epimetheus. Allerdings interessierten ihn an den antiken Mythen die großen, zeitlosen Probleme – zum Beispiel das Thema "der Außenseiter und die Masse". Seine Brüder im Geiste: Schopenhauer und Nietzsche.
1929: Thomas Mann *1875 † 1955
Zu Weltruhm hat es dieser Großautor aus Lübeck gebracht - wenn auch nicht unbedingt wegen des Nobelpreises. "Hauptsächlich für seinen großen Roman 'Buddenbrooks', der sich die Anerkennung als eines der klassischen Werke der zeitgenössischen Literatur erworben hat", bekam Mann den Preis. Neben den "Buddenbrooks" gehören der "Zauberberg" und "Doktor Faustus" zu seinen wichtigsten Werken.
1946: Hermann Hesse (Schweiz) *1877 † 1962
"Der Steppenwolf", "Narziss und Goldmund", "Siddharta", "Das Glasperlenspiel": Hesses Werke sind Klassiker der Literatur geworden. Und bis heute vor allem bei jungen Lesern beliebt. Das Nobel-Komitee verlieh ihm denn auch den Preis "für sein inspiriertes dichterisches Schaffen, in dessen Entwicklung Kühnheit und das Durchdringen zum Wesentlichen zunehmen, das für die Ideale des klassischen Humanismus eintritt und hohe Kunst des Stils repräsentiert".
1966: Nelly Sachs (Deutschland/ Schweden) * 1891 † 1970
Endlich! Zum ersten Mal erhält auch eine Frau aus dem deutschsprachigen Raum den Preis. Sie wurde ausgezeichnet "für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren". Sie erhielt den Nobelpreis zusammen mit dem israelischen Schriftsteller Samuel Josef Agnon.
1972: Heinrich Böll * 1917 † 1985
Böll erhielt den Nobelpreis "für eine Dichtung, die durch ihre Verbindung von zeitgeschichtlichem Weitblick und liebevoller Gestaltungskraft erneuernd in der deutschen Literatur gewirkt hat". Böll gilt als einer der bedeutendsten Nachkriegsautoren in Deutschland - und auch als einer der politisch engagiertesten.
1981: Elias Canetti *1905 †1994, geboren in Bulgarien
In Bulgarien geboren, lange in Großbritannien gelebt, aber auf Deutsch geschrieben und zu Weltruhm gekommen: der Schriftstelle Elias Canetti. Die Schwedische Akademie würdigte sein "schriftstellerisches Werk, geprägt von Weitblick, Ideenreichtum und künstlerischer Kraft".
1999: Günter Grass *1927
Ihm wurde der Nobelpreis verliehen "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat". In seinem wohl berühmtesten Roman "Die Blechtrommel" schildert Grass den Angriff auf die polnische Post in der Stadt Danzig durch die Nazis am 1. September 1939.
2004: Elfriede Jelinek *1946
Dass ausgerechnet sie den Literaturnobelpreis bekommen hat, war für viele eine Sensation, für manche ein Skandal. Denn Elfride Jelinek polarisiert mit ihren wütenden Wortkaskaden und der kompromisslosen Kritik an ihrer österreichischen Heimat. Doch eben für ihre kritische Auseinandersetzung mit Österreichs Beteiligung an Nazi-Verbrechen und deren anschließender Verdrängung hat sie das Nobel-Komitee mit dem Preis geehrt.
Autorin: Maissun Melhem (mag)