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Politik

IS-Niederlage gegen Taliban und Armee

1. August 2018

Afghanistans Taliban hassen die Regierung, aber auch den IS. Dennoch setzten Islamisten und Regierungstruppen der Terrormiliz in Dschuzdschan kräftig zu. Die Taliban mussten eine Kooperation energisch dementieren.

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Afghanische Soldaten im Einsatz gegen die Taliban und den IS (Foto: picture alliance/AP Photo)
Afghanische Soldaten im Einsatz gegen die Taliban und den ISBild: picture alliance/AP Photo

Nach ihrer Niederlage gegen die radikalislamischen Taliban im Nordwesten Afghanistans haben sich offiziellen Angaben zufolge mehr als 150 Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) Regierungstruppen ergeben. Die Extremisten hätten sich in der Provinz Dschuzdschan Sicherheitskräften gestellt, teilten Regierungsvertreter mit. Die Taliban gaben die Zahl mit 130 an. Insgesamt seien bei den Kämpfen 150 IS-Angehörige getötet worden, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid. Das "böse Phänomen" des IS sei in der Provinz vollständig vernichtet worden. Der IS erklärte, unter denjenigen, die sich ergeben hätten, sei auch ein Kommandeur der Dschihadistenmiliz.

15 Taliban bei IS-Attacke getötet 

Die Niederlage ist ein großer Rückschlag für den IS, der erstmals vor vier Jahren im Osten Afghanistans auftauchte. Auch im Süden Dschuzdschans fasste er Fuß und versuchte dort, die Schmugglerrouten ins benachbarte Turkmenistan unter seine Kontrolle zu bringen. Gruppen von IS-Kämpfern sind in den vergangenen Jahren im Norden Afghanistans zunehmend aktiv geworden. Sie kämpfen mit den Taliban um die Kontrolle über die Ressourcen der Region. Ihre Präsenz hat in den Nachbarländern Besorgnis ausgelöst.

In Dschuzdschan starteten die Taliban vor einigen Wochen ihre Offensive gegen den IS, den sie genauso erbittert bekämpfen wie die vom Westen unterstützte Zentralregierung in Kabul. Auslöser der Offensive war unter anderem ein Angriff der Terrormiliz, bei dem 15 Taliban-Mitglieder getötet worden waren. Zugleich geriet der IS durch eine massive Offensive von afghanischen Regierungstruppen mit US-Unterstützung aus der Luft unter Druck. Experten zufolge verloren sie zuletzt viele Kämpfer.

Maximal 2000 IS-Mitglieder in Afghanistan 

IS und Taliban stehen sich feindlich gegenüber, obwohl beide dem islamistischen Spektrum zuzuordnen sind. Der IS hat in dem Land vergleichsweise wenige Mitglieder, ist aber schlagkräftig. Sein Schwerpunkt liegt im Osten Afghanistans. Nach Schätzungen hat er bis zu 2000 Mitglieder.

Das US-Militär hat den Anti-IS-Kampf der Taliban begrüßt. Diese bestritten jedoch, dass es eine Zusammenarbeit gebe. Die radikal-islamischen Kämpfer warfen den Vereinigten Staaten ihrerseits vor, sie bei ihrem Vorgehen gegen die Terrormiliz zu behindern.

Nächste Präsidentenwahl am 20. April 2019 

Der afghanische Staatschef Aschraf Ghani(Foto: Getty Images/AFP/W. Kohsar)
Möglicherweise tritt der afghanische Staatschef Aschraf Ghani bei der Wahl noch einmal an Bild: Getty Images/AFP/W. Kohsar

Unterdessen wurde bekannt, dass die nächste Präsidentenwahl in Afghanistan nach offiziellen Angaben am 20. April 2019 stattfinden soll. Die größten Herausforderungen bei der geplanten Abstimmung seien die Sicherheitslage des Landes, die Finanzierung sowie der kurze Abstand zu der bevorstehenden Parlamentswahl, sagte der Sprecher der Unabhängigen Wahlkommission, Hafeesullah Haschemi, bei einer Pressekonferenz in Kabul. Nach Angaben der Wahlkommission sind in Afghanistan rund 8,9 Millionen Wahlberechtigte registriert.

Die - lange überfällige - Parlamentswahl ist für den 20. Oktober angesetzt. Sie sollte zunächst im Juli stattfinden, wurde aber wegen der fragilen Sicherheitslage verschoben. Laut dem jüngsten Bericht des Sonderinspekteurs des US-Senats für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) kontrolliert die radikalislamische Taliban 13,8 Prozent aller 407 Bezirke des kriegszerrissenen Landes. Rund 30 Prozent sind umkämpft. Eine Kandidatenliste für die Präsidentenwahl gibt es noch nicht. Möglich ist, dass der derzeitige Staatschef Aschraf Ghani erneut kandidiert

sti/kle (afp, ap, dpa, rtr)