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Heimstätte für Aliens?

Frank Grotelüschen8. Juni 2006

Angenommen, es gibt sie wirklich, die Aliens, die Außerirdischen, die grünen Männchen. Wo könnten sie stecken, welche Winkel des Universums bevölkern sie? Margaret Turnbell geht dieser Frage ganz wissenschaftlich nach.

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Sind wir die Einzigen im Universum?Bild: APTN

"Ich wollte herausfinden, welche Sterne man sich mal genauer anschauen sollte", sagt Margaret Turnbull von der Carnegie Institution in Washington. Man könne schließlich nicht alle Sterne ständig beobachten. Turnbull wollte wissen, bei welchen Sternen es sich besonders lohnen könnte, sie mit Teleskopen anzuschauen.

Ohne Wasser kein Leben

Höchstwahrscheinlich, so vermuten die Experten, sind nur die Planeten bewohnbar, die ähnlich sind wie die Erde. Und diese zweite Erde müsste in angemessenem Abstand um einen Stern kreisen, der im Großen und Ganzen wie unsere Sonne aussieht. "Jede Umwelt, die von Leben besiedelt werden kann, muss eines haben: flüssiges Wasser. Ist ein Planet zu weit von seinem Mutterstern entfernt, ist alles Wasser auf ihm gefroren, und es kann kein Leben geben", sagt Turnbell. Wenn ein Planet zu dicht um die Sonne kreise, sei es zu heiß und alles Wasser verdampfe. Auch das sei absolut lebensfeindlich, so die Forscherin.

Ein weiteres Kriterium heißt Zeit. Auf der Erde hat es satte vier Milliarden Jahre gedauert, bis sich eine intelligente Lebensform gebildet hat, die sich nun die Frage stellt, ob noch irgendwo anders im All vernunftbegabtes Leben existiert.

Jahrelange Fleißarbeit

Geburt eines Sterns (Religionsdossier)
Geburt eines SternsBild: NASA/JPL-Caltech/J. Rho

"Eine voll entwickelte, fortgeschrittene Zivilisation taucht nicht über Nacht auf. Deshalb kamen junge Sterne bei meiner Suche nicht in Frage", sagt Turnbull. Auch habe sie nicht nach Sternen gesucht, die durch andere Himmelskörper gestört werden und deshalb keine stabile bewohnbare Zone haben. Ausgerüstet mit diesem Kriterienkatalog machte sich Turnbull an die Arbeit und analysierte die Hipparcos-Sternenkarte. Sie wurde vor einiger Zeit durch den Satelliten Hipparcos aufgenommen und umfasst rund 120.000 Sterne sowie detaillierte Angaben, etwa über Helligkeit und Abstände.

Turnbull sortierte zuerst die Sterne aus, die jünger als drei Milliarden Jahre sind. "Solange dürfte es dauern, bis sich intelligentes Leben bildet", sagt die Forscherin. "Dann flogen die zu schweren Sterne raus - und zwar alle, die eineinhalb Mal soviel wiegen wie die Sonne. Denn sie sind nicht in der Lage, drei Milliarden Jahre lang kontinuierlich zu scheinen." Und schließlich sonderte sie alle Doppelsterne aus, weil die Bedingungen nicht stabil genug sind, damit sich dort Leben entwickelt. Und zum Schluss mussten dann sämtliche metallarmen Sterne dran glauben. Denn um sie können sich keine metallreichen Planeten, wie es die Erde ist, bilden.

Gibt es auf "betaCVn" Leben?

Übrig blieb zunächst eine Liste von immerhin noch 17.129 Kandidaten, die Margaret Turnbull schon vor drei Jahren veröffentlichte. Dann stieg die Astronomin noch mal in die Details ein: Jetzt konnte sie die Top Five präsentieren, also jene fünf Sterne, bei denen es am wahrscheinlichsten ist, dass um sie Planeten mit vernunftbegabten Bewohnern kreisen. "Einer dieser Sterne heißt beta CVn. Er ist nur ein bisschen schwerer als die Sonne und liegt 26 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Jagdhunde", berichtet Turnbull. Dieser Stern sei so hell, dass man ihn mit ein bisschen Mühe sogar am Nachthimmel sehen könne.

HD 10307, 18 Scorpio oder 51 Pegasus, so lauten die Kürzel der anderen heißen Kandidaten. Zwar weiß man zurzeit noch nicht einmal, ob überhaupt Planeten um diese Sonnen kreisen. Doch die Experten vom SETI-Programm werden die Liste von Margaret Turnbull höchst aufmerksam studieren. Seit Jahrzehnten horcht SETI nach Radiosignalen aus dem All - nach künstlichen Signalen, die einzig von einer außerirdischen Zivilisation stammen können. Bislang war die Suche vergebens. Doch bald startet ein neuer Lauschangriff aufs All: Nördlich von San Francisco wird gerade das Allen Telescope Array gebaut, ein Areal aus 350 Satellitenschüsseln. Und diese Abhörstation dürfte als erstes nach den fünf Sternen schauen, die Turnbull als heiße Anwärter für eine Alien-Heimstätte identifiziert hat.