Schilddrüsenerkrankung Hashimoto
16. September 2021Ein japanischer Chirurg war der Namensgeber für die Hashimoto-Thyreoiditis. Hakaru Hashimoto war 30 Jahre alt als er 1912 seine Doktorarbeit mit dem Titel "Zur Kenntnis der lymphomatösen Veränderung der Schilddrüse (Struma lymphomatosa)" einreichte. Aber erst wesentlich später wurde die Erkrankung, die er beschrieben hatte, als Hashimoto-Thyreoiditis bekannt und gewann gegen Ende der fünfziger Jahre international an Bedeutung.
Angriff auf das Immunsystem
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Schilddrüsenentzündung führt. Wie für derartige Erkrankungen typisch, greift auch hier das Immunsystem den eigenen Körper an. Im Fall von Hashimoto zerstört es Schilddrüsengewebe. Die Schilddrüse wird kleiner und produziert entsprechend weniger Hormone. Anders ist das bei einer Schilddrüsenüberfunktion. Dabei produziert die Schilddrüse zu viel Hormone, was dazu führen kann, dass sich die Schilddrüse vergrößert und ein Kropf am Hals entsteht.
Die Symptome bei Hashimoto sind recht unspezifisch und passen zu vielen verschiedenen Erkrankungen. Schlafstörungen gehören oft dazu oder Erschöpfung kann auf Hashimoto hinweisen, genauso wie Verdauungsstörungen, Ruhelosigkeit, Zittern, schneller Herzschlag. Das macht es schwierig, eine Diagnose zu stellen. Wie viele Menschen von Hashimoto betroffen sind, ist nicht bekannt.
Klein, leicht und lebenswichtig
Unsere Schilddrüse wiegt gerade mal zwischen 20 und 30 Gramm. Von der Form her ähnelt sie einem Schmetterling und liegt unterhalb des Kehlkopfes an der Luftröhre. Aber obwohl so klein und leicht, muss sie Schweres leisten. Sie ist die größte Hormondrüse in unserem Körper. Die Hormone, die dieses Organ ausschüttet, steuern unter anderem unseren Energiehaushalt. So regelt die Schilddrüse, dass der Zucker, den wir mit der Nahrung aufnehmen, auch verbrannt wird, sie regelt unseren Herzschlag und unsere Körpertemperatur.
Die Hormone, die in der Schilddrüse produziert werden, aktivieren auch den Stoffwechsel unserer Nervenzellen und unseres Gehirns. Dadurch wirkt das kleine Organ letztendlich auch auf unser seelisches Wohlbefinden, auf unsere Psyche. Stimmt etwas mit unseren Schilddrüsenhormonen nicht, kann das bis hin zu Depressionen führen.
Die Bedeutung der Laborwerte
Bei Hashimoto besteht eine Unterfunktion. Die Folge ist, dass die Schilddrüse zu wenige unserer wichtigen Hormone produziert. Ziel einer entsprechenden Therapie ist es, das Hormondefizit auszugleichen. Zunächst aber muss die Erkrankung überhaupt erst einmal festgestellt werden.
Da die Symptome nicht eindeutig sind, laufen viele von einem Arzt zum anderen, ohne eine Diagnose oder einen Therapievorschlag zu bekommen. Aber beides ist schwierig. Nicht alle Ärzte tippen direkt darauf, dass etwas mit der Schilddrüse nicht stimmen könnte, und so gehen für viele die Beschwerden weiter, und es beginnt erst einmal eine lange Odyssee von einem Arzt zum nächsten.
Ein erster Schritt ist es, bestimmte Werte im Labor zu testen. Wichtig dabei sind die Schilddrüsenhormone Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH), Thyroxin (T 4) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone werden ins Blut abgegeben, sind also über einen Bluttest nachweisbar. Auch Ultraschall gehört zu den gängigen Untersuchungsmethoden.
TSH ist dabei der wichtigste Laborwert. Ist er verändert, können Rückschlüsse auf die Schilddrüsenfunktion gezogen werden. Ist der TSH-Wert niedrig, ist das ein Hinweis auf Hyperthyreose, eine Schilddrüsenüberfunktion. Ein erhöhter TSH-Wert lässt auf eine Hypothyreose, eine Schilddrüsenunterfunktion schließen wie bei Hashimoto. Mithilfe entsprechender Hormone muss der Arzt den TSH-Wert darauf einstellen und so regulieren.
Auch mit Laboruntersuchungen ist es oft schwierig, den richtigen, den Idealwert zu bestimmen. Schließlich gibt es nichts, was zeigt, wo der Wert vorher lag, bevor die Beschwerden begannen. Und so tappen Mediziner bei der Dosierung zusätzlicher Hormongaben noch immer im Dunkeln.
Kompliziertes Organ
Von Hashimoto sind vor allem Frauen zwischen 30 und 50 betroffen und das zwei bis dreimal häufiger als Männer. Bei Frauen fallen außerdem die Wechseljahre oftmals mit der Entstehung der Schilddrüsenentzündung zusammen, da sich dann der Hormonhaushalt erheblich ändert. So kommt es häufig vor, dass eine falsche oder auch gar keine Diagnose gestellt werden, oder aber die Möglichkeit einer Unterfunktion der Schilddrüse wird übersehen und den Wechseljahren zugeschrieben.
Hashimoto kann Einfluss auf andere Organe und deren Funktion nehmen. So tritt Hashimoto häufiger mit Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes auf. Menschen mit dieser Erkrankung leiden doppelt so oft an einer Unterfunktion der Schilddrüse wie Menschen ohne Diabetes.
Aber auch andere Bereiche können durch Hashimoto beeinflusst werden. Das gilt etwa für die Bauchspeicheldrüse. Auch die Nebennierenrinde kann in Mitleidenschaft gezogen sein. Hashimoto kann sich auf die Haut auswirken und sie austrocknen. Das kann sich zu einer Alopezie entwickeln, also zum Haarausfall oder auch zu einer Vitiligo, die sich durch weiße Flecken auf der Haut bemerkbar macht. Unsere Schilddrüse ist also ein sehr wichtiges Organ, dem oft wohl zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch wenn Hashimoto nicht heilbar ist, die Erkrankung ist behandelbar, wenn sie denn erkannt wird.